Montag, 26. Juli 2021

Live in Oldenburg: Niels Frevert

Quelle: facebook.com/kultursommeroldenburg
(ms) Eines muss ich jetzt mal loswerden: Diese ganzen bestuhlten Konzerte momentan. Ich finde es zum Teil gar nicht so schlecht. Klar, es kommt absolut aufs Genre an, wegen tanzen, skandieren, moshen. Die ruhigeren, eindringlichen Konzerte im Sitzen zu bestaunen, gefällt mir gut. Zumindest für den Moment. Ich bin mir sicher, dass ich diese Meinung irgendwann wieder revidieren werde. Daher frage ich mich auch, wie es für die Menschen auf der Bühne ist. Denn der genutzte Platz ist ja viel größer. Kommt es denen wohl so vor, dass mehr Menschen da wären? Wäre ja auch ein schöner, wenn auch leicht trügerischer Effekt.

Am Freitag fanden sich also gut 300 Menschen (ich bin sehr schlecht im Schätzen) auf dem Platz vor dem Prinzenparlais in Oldenburg ein, mitten in der Stadt, schön und entspannt gelegen. Etwas seltsam war, dass die Einlasskontrolle etwas lax war, ebenso wurde auf die Einhaltung der Maskentragepflicht außerhalb des Sitzplatzes eher wenig Wert gelegt. Schade, dass sowohl die Besuchenden als auch die Organisatoren da etwas nachlässig waren.

Der Oldenburger Musiker Stenz eröffnete mit Gesangs- und Gitarrenbegleitung den Abend. Ziemlich sympathische Typen, die ihre Gagen den Opfern der Flutkatastrophe spendeten. Doch die Musik kam nicht bei mir an. Vielleicht macht der Akustikgitarren-Rock'n'Roll sich besser in einer schummerigen Kneipe als auf einer großen Bühne.
Anders als Niels Frevert mit Band. Zugegeben macht er ja auch nicht den großen Krach. Doch sein Songwriterpop passte extrem gut in diesen Abend. Das liegt sicher auch daran, dass der Sound ziemlich gut war. Sehr rund und warm. Das gefiel mir auf Anhieb. In Bandbesetzung geschah etwas ganz Besonderes, was mich über die ganzen eineinhalb Stunden total gefreut und begeistert hat. Zwischen den Musizierenden auf der Bühne herrschte offensichtlich eine derart ausgewogene, leichte Stimmung und Harmonie, die sich im Klang widerspiegelte. Egal wer, sie lächelten sich immer wieder gegenseitig zu am Ende eines Parts, zwischendurch einfach so, nach einem Lied. Eine ansteckende Atmosphäre.
Niels Frevert macht ja eher introvertierte, teils melancholische, durchaus gefühlvolle Musik. Dennoch war es ein extrem leidenschaftlicher, lockerer Auftritt und überhaupt kein Widerspruch zwischen Inhalt und Stimmung. Sehr schön!
Es sind dann ja die Lieder, die einen selbst stark berühren, die am Ende des Tages haften bleiben. Brückengeländer ist für mich so eines, das mir ganz nahe geht und gerne lasse ich es immer wieder zu. Wind In Deinem Haar gehört trotz allem Pathos genauso dazu. Ebenso Muscheln und Speisewagen. Herrlich. Irgendwann wünsche ich mir mal noch eine Livedarbietung von Schlangenlinien und Das Mit Dem Glücklichsein Ist Relativ.
Auch wenn für mich verhältnismäßig spät auf Niels Frevert gestoßen bin, bin ich sehr froh, dass ich seine Musik kenne und sehr gern hab. Sie trifft und berührt mich. Nicht nur auf Platte. Sondern auch an einem entspannten Sommerabend in der Oldenburger Innenstadt im Rahmen des Kultursommers!

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