Freitag, 30. Juli 2021

KW 30, 2021: Die luserlounge selektiert

Bild: paperlounge.de
(ms/sb) Clemens J. Setz hat den diesjährigen Georg Büchner-Preis verliehen bekommen. Wohl der renommierteste Literaturpreis im deutschsprachigen Raum. Als er vor vielen Jahren Die Liebe Zur Zeit Des Mahlstädter Kindes veröffentlicht hat, wusste ich überhaupt nichts damit anzufangen. Der Titel ist selbstredend fulminant. Aus dem Kopf weiß ich auch gar nicht mehr, worum es geht. Meine Erwartungen daran waren recht hoch und ich blieb etwas ratlos zurück. Auch an den Inhalt von Der Trost Runder Dinge kann ich mich nicht mehr erinnern. Dann las ich jedoch Indigo und Die Stunde Zwischen Frau Und Gitarre. Beide haben mich dann restlos überzeugt, beziehungsweise einen ganz neuen Blick auf den Autor ermöglicht. Natürlich habe ich mich auch ein wenig von den hochlobenden Worten aus dem Feuilleton verleiten lassen, dass Setz der nächste große, gewichtige Stern am Literaturfirmament sein wird, daher habe ich nicht aufgegeben und keine trotzige Haltung à la 'Das ist ja pseudointellektueller Turboschrott' eingenommen. Insbesondere der dicke Wälzer ...Frau Und Gitarre hat mich baff zurück gelassen. Komplett verstörend. Dennoch sind die 1000 Seiten so geschrieben, dass es nie ermüdend oder öde wird. Wahre Kunst halt. Dieser Preis ist absolut gerechtfertigt!

Hier geht's aber immer noch nur um Musik. Auch wenn die luserlounge in den letzten Freitagsrubriken nicht so dick aufgetragen hat, machen wir hier weiter. Klein, fein, aufmerksam. Ab geht's:
 
Maffai
(sb) Laut Wikipedia machen sie Post-Punk, aber was sind Schubladen schon wert? Genau, gar nix. Gefallen muss es und das tut's. Auch wenn mich persönlich die ersten Töne von Shiver (VÖ: 06.08.) haben erschaudern lassen, so legt das Album dann doch gewaltig zu und weiß sowohl melodisch als auch textlich zu gefallen. Besonders wenn die Melodien fast schon ins Poppige abdriften, spielen Maffai ihre Stärken aus. Die Franken ließen sich sicher auch im Emo-Bereich gut verorten, aber wie gesagt: Scheiß auf Genregrenzen, lasst sie mal einfach machen. Tickets für die Tour gibt auch schon, also hin da!
 
 
Gregor McEwan
(ms) Ist der Sommer die beste aller Jahreszeiten? Klar, da gehen die Meinungen auseinander. Klar ist aber auch, dass dann die Zeit geboten ist, möglichst viel draußen zu sein. Logisch. Auch aus Vitamin D-Gründen. Nicht ganz so melancholisch wie Herbst und Winter ist er. Nur wenn er vorbei ist. Dann schauen wir traurigen Auges zurück auf die Wochen und Monate, in denen wir uns ausschließlich von Eis und Erdbeeren ernährt haben und draußen Bier und gute Menschen genossen haben. Der absolut wilde Gregor McEwan hat zu dieser Jahreszeit die nächste EP erstellt. Summer Breeze erscheint heute! Die vier Stücke sind automatisch der Soundtrack dieser Wochen, weil der Musiker es einfach komplett verinnerlicht hat, wie eine bestimmte Jahreszeitenstimmung in einem Lied wirken muss. Wie auch auf den vorherigen Jahreszeiten-EPs zeigt sich Gregor klanglich facettenreich aufgestellt: Andächtiger Folk-Pop geht genauso wie rockige Kurzweil, akustische Eindringlichkeit und allerbeste Indie-Gitarre! Sommer! Jetzt!


Drangsal
(ms) Will Drangsal noch schocken? Kann er noch schocken, beziehungsweise aus ästhetischen Gesichtspunkten aufmerksam machen? Ich glaube nicht. Klar, er ist im neuen Video zu Exit Strategy halbnackt zu sehen. Aber das ist nun echt nichts besonderes, würde ich mal salopp formulieren. Das Zeigen von Nacktheit hat spätestens in Lars Eidinger seinen Meister gefunden, der sich ja kaum beherrschen kann, die Klamotten am Körper zu behalten. Vielleicht will Drangsal aber auch mit dem schlechten Video für Gesprächsstoff sorgen. Oder es ist ihm alles egal, das wäre der sympathischste Schachzug. 
Ende August erscheint sein zur Single gleichnamiges Album und er findet offensichtlich darauf immer mehr zu seinem eigenen Klang. Keine Scheu vor Kitsch und Pathos im Text gepaart mit einem unaufhaltsamen Drang nach vorne im Sound. Sehr gut, sehr reif. Im Track geht es um die Sehnsucht nach sozialem Aufgefangensein, Romantik und der eigenen künstlerischen Standortbestimmung, bevor alles den Bach runter geht. Das ist ihm erneut federleicht gelungen! Was ein Teufelskerl!

Voodoo Jürgens
(ms) Zu dem Film Sargnagel kann ich wirklich nichts sagen. Es soll die Verfilmung vom Buch Fitness der Schriftstellerin sein, bei dem die Filmförderung als Bedingung gestellt hat, dass sie sich selbst spielt. Es geht um den österreichischem Kulturbetrieb mit seinen Auswüchsen, der ein bisschen aufs Korn genommen wird. Klar, dass das ohne Voodoo Jürgens nicht möglich ist. Daher hat er nicht nur einen kleinen Auftritt, sondern auch den gesamten Soundtrack zum Streifen geliefert. Taunzn ist ein klassischer, etwas poppiger Jürgens, wie er im Buche steht. Für mich als Wahl-Norddeutscher ist mal wieder nicht ganz so viel zu verstehen, aber die Schwingung kommt super rüber. Allein das Video mit seinem verschmitzten Grinsen ist goldwert! Ende August kommt der Film in die österreichischen Kinos und auch sicher hierzulange sollte er irgendwo laufen. Bock habe ich auf jeden Fall! Und danach die ganze Nacht durchtaunzn!

Juse Ju x Fatoni
(ms) Sie haben wieder zugeschlagen. So extrem lässig, dass ich es kaum aushalte. Klar, der Track kam schon letzte Woche raus. Toni hat heute auch ein neues Stück veröffentlicht. Ist mir alles egal. Dieser Song hier knallt wunderbar rein. Legit heißt das Ding von Juse Ju und Fatoni. Dieses Ding ist der allerbeste Beweis, wie krass ich bei Rap auf den Beat anspringe. Klar, der Diss- und Status Quo-Track weiß in jeder einzelnen Zeile zu überzeugen. Aber dieser Beat ist unverschämt genial, Juse hat ihn mit produziert. Knallhart! Meines Erachtens ein weiteres, deutliches Zeichen, wie Juse Ju als Künstler immer weiter wächst. professioneller, besser wird! Mitgezählt habe ich nicht, aber Juse veröffentlicht jeden dritten Donnerstag im Monat ein neues Lied. Bald soll es dieses Sammelsurium als Album geben. Super Strategie. Könnte halt ein neuer Meilenstein im Rapbusiness sein. Ist so. 

DŸSE
(ms) Die Sonne scheint, das Wochenende soll gut werden. Also ab: eine runde raus. An den See, ans Meer, in den Park, auf ein Openairkonzert, Hauptsache nicht drinnen bleiben. Wenn das doch passiert, also drinnen sein, ist es endlich mal wieder Zeit, sich richtig derbe anschreien zu lassen. Wir in der luserlounge würden dies durchaus als kleines Hobby bezeichnen: Sich regelmäßig mal aggressiv (und durchaus ein bisschen Banane) anbrüllen zu lassen. An diesem Wochenende übernehmen das DŸSE und das nach allen Regeln der Gaga-Kunst. Das Stück heißt Der Haifisch Die Zähne. Ja, gibt es noch Fragen? Das Duo ist meines Erachtens, wenn überhaut mit irgendwem, mit The Hirsch Effect zu vergleichen. Krasser Krach, der kein Pardon kennt. Am 17. September erscheint Widergeburt, die nächste Platte. Da kommt das gleiche dann halt auf Albumlänge. Geil. Ich hab Bock!



Konstantin Gropper x Ziggy Has Ardeur
(ms) Okay, ab und an regnet es ja. Oder ich hab keine Lust was zu unternehmen. Oder der Magnet im Sofa und der in meinem Körper sind mal wieder so gepolt, dass sich mich nicht aufstehen lassen. Ihr kennt das. Dann wird eine Serie durchgezogen, weil ich zu faul bin, mir irgendeine super gute Dokumentation bei arte anzuschauen. Traurig, aber wahr. Gut, dass nun die dritte Staffel der sehr guten Serie How To Sell Drugs Online (Fast) erschienen ist. Ein extrem sehenswerter Beweis, dass gute Unterhaltung, sowohl witzig als auch dramatisch, aus hiesigen Produktionen stammen kann. Ich bin großer Fan und freue mich sehr, wenn die Zeit für mich reif ist, die Staffel durchzuschauen. Bis dahin wird die Vorfreude musikalisch untermalt. Von niemand geringerem als Get Well Soons Konstantin Gropper und seinem Partner in Crime Ziggy Has Ardeur (was ein super Name!). Funny Treats war bereits der Track der vorherigen Folgen und er erscheint nun in einem modifizierten Gewand von Modeselektor! Knarzender Bass, dunkle Beats! So muss das sein. Und dann: Film ab!

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