Samstag, 17. Juli 2021

KW 28, 2021: Die luserlounge selektiert

Quelle: gaz.wiki
(sb/ms) Es ist das weiße Blatt Papier, was auch die Blogger ideenlos zurück lässt. Tausend Dinge könnte ich hier niederschreiben, doch sie wären alle recht negativ angehaucht. Auf C. habe ich gar keinen Bock. Über die verheerenden Unwetter habe ich mich privat ausgetauscht und das ist nun auch kein Thema, das besonders die Laune pusht oder unterhaltsam ist. Eine schräge Begegnung aus der Woche gab es auch nicht, da sie voll mit Arbeit war. Und darüber will ich hier erst recht nicht berichten. Kommende Woche fängt die zweite Bundesliga endlich wieder an, aber hier geht es ja um Musik. Der Sommer ist da, aber über's Wetter zu schreiben ist nun wirklich der endgültige Beweis für fehlende Kreativität. Urlaubspläne sind Privatsache und gehören auch nicht hier hin. Und über Konzerte, die ich besuchen werde, berichte ich eh in einem jeweils eigenen Beitrag nach erfolgtem Besuch. Ach! So ein Glück, die ersten Zeilen sind voll, helfen aber auch wirklich niemandem weiter.

Was uns allen weiterhilft, ist Musik! Darüber berichten wir. Luserlounge hier. Selektiert!

Tristan Brusch
(ms) Der Herbst ist eh meine Lieblingsjahreszeit. Hitze mag ich nicht. Pulliwetter ist ideal. Zudem wird diesen Herbst etwas ganz erstaunliches passieren. Dann erscheint am 8. Oktober das neue Album Am Rest von Tristan Brusch. Zwei Stücke sind daraus bereits schon zu hören und beide lassen mich völlig verblüfft zurück, da ich so etwas noch nicht gehört habe. Der Abschaum ist das Lied, was seit Kurzem zu hören ist. Zum Einen bin ich unsagbar angetan von seiner Aufmerksamkeit den allerkleinsten Situationen im Alltag gegenüber, die er in seine Texte einbaut. Das finde ich selbst in meinem Alltag immer schön, ganz kleine Ausschnitte zu beobachten. Zum Anderen hat er die Gabe, sein wirres Ich oder einem Lyrischen Dinge singen zu lassen, die sowohl sonderbar als auch total normal erscheinen. Bin ich tatsächlich anders wie die andern? Und wer gehört zu den anderen dazu? Was zeichnet mein Anderssein aus? Darum geht's in diesem herrlichen Lied, das amüsiert und ganz dezent verstört. 

Moritz Krämer
(ms) Unperfektsein ist wahnsinnig sympathisch. Ist so. Auch im musikalischen Sinne. Wenn Moritz Krämer so ein bisschen schnodderig und brüchig singt, finde ich das sehr angenehm und aufrecht. Immer etwas zugänglicher, als wenn sein Eisenbahn-Kollege Francesco Wilking leicht abgehoben plaudert. Nachdem Krämer also seinen vergangenen Vertrag erfüllt hat und fleißig mit der höchsten aller Eisenbahnen unterwegs war, ist es wieder Zeit für ein Soloalbum. Es heißt Die Traurigen Hummer und erscheint am 1. Oktober selbstredend wieder bei Tapete Records. Die verstehen eh was von geschmackvoller Musik! Ist das Werk eine Anlehnung an David Foster Wallace?! Wohl kaum. Bodenständig klingt halt so abgedroschen, aber so ließe sich seine Musik durchaus beschreiben. Beweisen ist nicht nur ein unglaublich schönes, extrem harmonisches Lied, sondern zeigt eine tolle Metaebene. Er selbst muss auch nichts beweisen und tut es dennoch mit seinem speziellen, unbeeindrucktem Songwriting. Sehr schön, sehr rund, wohltuend!

Gisbert zu Knyphausen & Kai Schumacher
(ms) Steile These: Franz Schubert ist der poppigste Klassiker, den es gibt. Denn wie und von wem er rezipiert und interpretiert wird, lässt keinen anderen Schluss zu. Beweisführung: Vor einigen Jahren sah ich Konstantin Gropper und Michael Wollny im tollen Dortmunder Konzerthaus, wie sie gemeinsam Schuberts Winterreise intoniert haben. Ein wundervolles Erlebnis! Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher sind auch fasziniert vom Lyriker! Am 10. September veröffentlichen die beiden das Album Lass Irre Hunde Heulen mit ihren Arrangements zu Schuberts Texten. Seit dieser Woche ist ein weiteres Lied mit einem schier wunderschönen Video dazu erschienen: Nähe Des Geliebten. Ja, ein herrlich verträumtes und romantisches Liebeslied, das die beiden nicht nur auditiv, sondern auch visuell eindrucksvoll darbieten!

Malta Mina
(ms) E.T. habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Lohnt sich der Film? Ungewohntes aus fernen Galaxien mag ich generell gern in filmischer Umsetzung. Gerade schaue ich die Serie Katla, wo auch Dinge passieren, die nicht irdischen Ursprungs sein können. Die Alien-Reihe finde ich auch grandios. Dass Sebastian von Malta Mina ähnlich tickt, ist seit einigen Songs, die er veröffentlicht, ganz klar. Das All, alles was da draußen und schwer zu begreifen ist, fasziniert ihn wohl. Wie würde es fremden Wesen gehen, die durch unsere Städte spazieren? Das ist die Idee hinter Foreigner, seiner aktuellen Single. Die ruhigen und filigranen Synthie-Sounds des Liedes geben ihm genau die passende musikalische Atmosphäre. Eleni Zafiriadou macht den Klang mit ihrer Stimme noch runder. Die eine Hälfte von Sea + Air spaziert mit Sebastian durch die Stadt, woraus ein wahnsinnig stimmungsvolles Video geworden ist, da sie nur von hinten zu sehen sind und sich offensichtlich unterhalten. Eine extrem gelungene Kombination aus Bild und Ton!

Mola
(ms) Ein Liebeslied muss nicht zwingend hochromantisch und voller himmlischer Geigen sein. Ein Lied über die Liebe ist nicht zwingend monothematisch. Auch ein Trennungslied kann ein Liebeslied sein. Auch ein Verzweiflungslied kann ein Liebeslied seid. Mola springt genau in diesen sehr weiten Definitionsbereich des Liebeslieds. Auch eine komplette Momentaufnahme einer Armour Fou kann ja durchaus ein Liebeslied sein. Ob es so eine Verbindung ist, von der sie auf All singt, weiß ich nicht. Was feststeht, ist, dass es ein großer Zwischenraum ist zwischen komplett verliebt und am Boden zerstört. Gerade, wenn unklar ist, wohin die möglicherweise romantische Reise geht, kann der Moment ja durchaus genossen werden. Darum geht es in dem Track auch, der irgendwo zwischen Soul und Pop liegt. Das Stück hat zum Glück noch eine weitere Bedeutungsebene dank des Gastes, der rappt: Fatoni! Am besten selber hören. Und irgendwie freut es mich ganz doll, dass Fatoni hier ein toller Part gelungen ist, nach dem ich das gemeinsame Album mit Edgar Wasser doch ganz, ganz furchtbar fand.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.