Quelle: schuldbilder.org |
Doch bei Feinde ging das Schirach-Konzept nicht auf. Warum? Der zweite Film hat keinen neuen Aspekt in die Sache gebracht. Die Sicht des Verteidigers war natürlich interessant, aber hat mich in meiner moralischen Einschätzung des Films nicht beeinflusst. Und genau da ist der springende Punkt. War die Serie (Josef Bierbichler übrigens um Längen besser als Moritz Bleibtreu!) gute Krimiunterhaltung, so war man als Zuschauer bei Terror wirklich im Dilemma. Da musste man abwägen. Die Diskussion, auch im Privaten darüber, war wesentlich intensiver.
Nein, bei Feinde gab es kein Dilemma. Folter ist falsch. Punkt. Und wenn ein Dilemma beabsichtigt war, dann war es eine schwache Situation, die durchaus spitzer dargestellt hätte werden können. Das klingt jetzt zwar hart, aber hoffentlich nachvollziehbar: Das Dilemma wäre wesentlich stärker gewesen, wenn das Mädchen nicht gestorben wäre, sondern vielleicht kurz davor und dann überlebt hätte. Dann wäre die Frage, ob die Folter des Entführers gerechtfertigt wäre, brisanter. Wie sie durch den Film gezeichnet wurde, war sie es nicht. Da war von Anfang an klar, dass es falsch war, was der Polizist tat. Und seine Gedankenwelt war unzureichend vermittelt. Es gab nur den ein oder anderen Gesichtsausdruck und das kurze Weinen, als er zu Ende gefoltert hat. Nie gab es im Film mit/über ihn eine Auseinandersetzung seiner Emotionen.
Alles in allem doch eher unzureichend. Klar, die Idee an sich ist gut. Doch es war nicht rund genug. Man hätte alles in einen Film packen und dann verschärft darstellen können. Das glaube ich schon. Dann wäre die Diskussion auch stärker und intensiver. So war es ein lauer TV-Abend.
Wir sind aber nicht TV. Wir sind Musik. Luserlounge. Freitag. Auf die Ohren. Selektion. Los:
Brudini
(ms) Gänsehaut, wenn ein Song perfekt mit seinem Video harmoniert. Genau das hat Brudini mit Diamond Ghosts auch beabsichtigt. Ja, in den drei Minuten und zwölf Sekunden passiert eigentlich nicht viel, es ist dennoch die perfekte Momentaufnahme: Eine Bar, es ist spät, vereinzelt sprechen noch Fremde miteinander, ein Pianist - der Künstler selbst - sitzt hinten an seinem Instrument, spielt und sing. Leute tanzen fast schwerelos aber doch verloren durch den Raum und suchen nach etwas. Wonach genau? Vielleicht genau nach der Stimmung, die eben in solchen Läden entsteht, wenn es spät ist und der Peak schon lange vorüber ist. Einzelne Seelen auf der Suche nach etwas Ablenkung? Die Hoffnung, die kommende Nacht nicht alleine zu verbringen? Und wie geht es dem einzelnen Herren an dem Tisch, der die Kerze von rechts nach links stellt? Wie ein Kurzfilm erscheint dieses Lied samt Video: Sehr stimmungsreich, perfekt in Szene gesetzt. Ein rundes, kleines, geschmackvolles Gesamtwerk!
Wir sind aber nicht TV. Wir sind Musik. Luserlounge. Freitag. Auf die Ohren. Selektion. Los:
November Me
(ms) Es gibt ungeheuer viele schöne Seiten von Kunst, von Musik. Ihre feine Melodien, die das Herz ergreifen ohne kitschig zu sein. Ihre unbändige Kraft, die die Faust ballen und in die Luft ragen lässt. Ihre cathy Dynamik, die die Beine nicht mehr stillhalten lässt. Und: Ihre herrliche Aktualität. Das kann Kunst so gut. Schnell auf die Dinge, die sind, reagieren. Aber nicht nur aus dem Bauch, auch aus den Emotionen und mit ihnen agieren und sie wieder in eine reflektierte Form bringen. Heißt in diesem Fall: November Me haben mit Kein Sommer ein herrlich aktuelles Lied geschrieben, dass einem nochmal bewusst werden lässt, was denn vergangenes Jahr (nicht) war. Nachdem Sebastian - Kopf des Projekts - in diesem sehr feinfühligen, leisen, bestimmten Lied schildert, wie er den Sommer wahrgenommen hat, als Zitterwesen, wünscht er sich auch die Vermissten an die Seite. Logisch. Sehnsucht. Was mir außerdem so unglaublich gut an diesem Lied gefällt: Es nicht kein Klopapier-Blödelei-Ding, sondern es spürt wirklich mal nach, lässt auch die Melancholie und Zerbrechlichkeit durch, die uns alle heimsucht. Vielen Dank dafür!
(ms) Es gibt ungeheuer viele schöne Seiten von Kunst, von Musik. Ihre feine Melodien, die das Herz ergreifen ohne kitschig zu sein. Ihre unbändige Kraft, die die Faust ballen und in die Luft ragen lässt. Ihre cathy Dynamik, die die Beine nicht mehr stillhalten lässt. Und: Ihre herrliche Aktualität. Das kann Kunst so gut. Schnell auf die Dinge, die sind, reagieren. Aber nicht nur aus dem Bauch, auch aus den Emotionen und mit ihnen agieren und sie wieder in eine reflektierte Form bringen. Heißt in diesem Fall: November Me haben mit Kein Sommer ein herrlich aktuelles Lied geschrieben, dass einem nochmal bewusst werden lässt, was denn vergangenes Jahr (nicht) war. Nachdem Sebastian - Kopf des Projekts - in diesem sehr feinfühligen, leisen, bestimmten Lied schildert, wie er den Sommer wahrgenommen hat, als Zitterwesen, wünscht er sich auch die Vermissten an die Seite. Logisch. Sehnsucht. Was mir außerdem so unglaublich gut an diesem Lied gefällt: Es nicht kein Klopapier-Blödelei-Ding, sondern es spürt wirklich mal nach, lässt auch die Melancholie und Zerbrechlichkeit durch, die uns alle heimsucht. Vielen Dank dafür!
Brudini
(ms) Gänsehaut, wenn ein Song perfekt mit seinem Video harmoniert. Genau das hat Brudini mit Diamond Ghosts auch beabsichtigt. Ja, in den drei Minuten und zwölf Sekunden passiert eigentlich nicht viel, es ist dennoch die perfekte Momentaufnahme: Eine Bar, es ist spät, vereinzelt sprechen noch Fremde miteinander, ein Pianist - der Künstler selbst - sitzt hinten an seinem Instrument, spielt und sing. Leute tanzen fast schwerelos aber doch verloren durch den Raum und suchen nach etwas. Wonach genau? Vielleicht genau nach der Stimmung, die eben in solchen Läden entsteht, wenn es spät ist und der Peak schon lange vorüber ist. Einzelne Seelen auf der Suche nach etwas Ablenkung? Die Hoffnung, die kommende Nacht nicht alleine zu verbringen? Und wie geht es dem einzelnen Herren an dem Tisch, der die Kerze von rechts nach links stellt? Wie ein Kurzfilm erscheint dieses Lied samt Video: Sehr stimmungsreich, perfekt in Szene gesetzt. Ein rundes, kleines, geschmackvolles Gesamtwerk!
Talco Maskerade
(sb) Die selben Bandmitglieder, die selben Songs - und doch eine ganz andere Herangehensweise und Attitüde. Talco Maskerade sind deutlich mehr als ein Abklatsch des Originals und verleihen ihren Tracks auf der akustischen Spielwiese einen völlig neuen Anstrich. Überraschenderweise funktioniert das fantastisch und macht Locktown (VÖ: 19.02.) zu einem ganz speziellen Album in der Bandhistorie. Ich folge den Italienern ja schon etliche Jahre, weil sie mich sowohl live als auch im Studio seit jeher überzeugen, doch ihr letzter Longplayer And The Winner Isn't war dann doch eher mau. Umso schöner, dass nun ausgerechnet ein aus der Not heraus geborenes Akustik-Album meine Leidenschaft für die Herrschaften aus Venetien neu entflammen lässt. Für März/April ist eine auf Covid-Hygienerichtlinien ausgerichtete Club-Tour angedacht; dass diese tatsächlich stattfinden kann, wage ich Stand heute jedoch zu bezweifeln... Bitter!
Dopha
(sb) Debütalben haben in der Regel den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass man als Hörer keine großen Erwartungen daran hat - außer bei Bands wie den Arctic Monkeys oder den Giant Rooks, die schon vorher durch die sozialen Medien extrem viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Bei Dopha war dies jedoch nicht der Fall und so konnte ich mir ihren Erstling The Game (VÖ: 22.01.) völlig unbelastet anhören. Gut so, denn auf diese Weise war es mir vergönnt, eine unverbrauchte Künstlerin kennenzulernen, die in ihren zwölf Songs die ganze Bandbreite der Emotionen abdeckt und dabei zu keiner Zeit affektiert wirkt. Ob Euphorie oder Melancholie - die junge Dänin reißt mit! Einzig das Allenstellungsmerkmal fehlt der Künstlerin ein wenig, denn manch Track könnte auch aus der Feder von Lana del Rey oder Marina & The Diamonds stammen. Aber da gibts bekanntlich ja Schlimmeres. Alles in allem eine überaus positive Überraschung und ein guter Start ins neue Musikjahr.
Palko!Muski
(ms) Was tun dieser Tage, wenn unter Umständen der Bewegungsradius eingeschränkt und weiter fleißig ausgeharrt werden muss? Richtig! Den eigenen Bewegungsradius daheim erweitern und tanzen, tanzen, tanzen! Am besten mit einem Cocktail in der Hand! Hat noch jemand eine Nebelmaschine zu Hause? Dann mal kräftig aufgedreht zu Palko!Muski aus der Schweiz! Ein bisschen Umtata, Geschunkel mit der einen Kontaktperson und fertig ist die Party für zu Hause. Die Shows der Band sollen hitzig und intensiv sein. Ja, Falling Star klingt ganz danach! Ein ganz besonderes Rezept muss für dieses Lied noch angewandt werden: Fleißig in der Lautstärke aufgedreht und der Song macht doppelt Spaß! Polka aus der Schweiz - damit habe ich jetzt auch nicht zwingend gerechnet, geht aber wunderbar aus und macht Lust auf mehr! Vielleicht kommt ja bald ein neues Album, das letzte erschien vor zwei Jahren! Also! Auf auf! Laut gedreht und abgetanzt!
(ms) Was tun dieser Tage, wenn unter Umständen der Bewegungsradius eingeschränkt und weiter fleißig ausgeharrt werden muss? Richtig! Den eigenen Bewegungsradius daheim erweitern und tanzen, tanzen, tanzen! Am besten mit einem Cocktail in der Hand! Hat noch jemand eine Nebelmaschine zu Hause? Dann mal kräftig aufgedreht zu Palko!Muski aus der Schweiz! Ein bisschen Umtata, Geschunkel mit der einen Kontaktperson und fertig ist die Party für zu Hause. Die Shows der Band sollen hitzig und intensiv sein. Ja, Falling Star klingt ganz danach! Ein ganz besonderes Rezept muss für dieses Lied noch angewandt werden: Fleißig in der Lautstärke aufgedreht und der Song macht doppelt Spaß! Polka aus der Schweiz - damit habe ich jetzt auch nicht zwingend gerechnet, geht aber wunderbar aus und macht Lust auf mehr! Vielleicht kommt ja bald ein neues Album, das letzte erschien vor zwei Jahren! Also! Auf auf! Laut gedreht und abgetanzt!
Pascow
(ms) Wer hier zuerst an Victoria denkt, hat verloren! Denn das neue, gewohnt sehr gute Video des Spielmannszuges Pascow ist so gut wie ein One-Take-Dreh! Wie unglaublich stark ist es eigentlich zwei Jahre nach Erscheinen des Albums Jade die vierte Single rauszuhauen? Seit gestern gibt es diese Bewegtbilder zu Marie zu sehen. Eine höchst ungewöhnliche Veröffentlichungspolitik der Punker! Das gefällt mir sehr gut. Denn: Es scheint zur Mode verkommen zu sein, vor (!) Veröffentlichung eines neuen Albums mehrere Singles - gleich drei oder vier - samt Video zu veröffentlichen. Schon weit im Voraus, vier oder fünf Monate. Seit Langem frage ich mich auch, was das soll?! Spannungsaufbau? Das wird ganz schön zäh! Sich in irgendwelchen Playlisten festnageln? Das wäre ganz schön billig! Dann ist eine Veröffentlichung auch gar nichts besonderes mehr, wenn man so viel früher schon das halbe Album kennt. Dann doch lieber wie die sehr gute Band Pascow! Denn: Dann wirkt eine Platte auch viel länger nach! Ist das nicht die viel wesentlich bessere Wirkung? Eben. Film ab!
(ms) Wer hier zuerst an Victoria denkt, hat verloren! Denn das neue, gewohnt sehr gute Video des Spielmannszuges Pascow ist so gut wie ein One-Take-Dreh! Wie unglaublich stark ist es eigentlich zwei Jahre nach Erscheinen des Albums Jade die vierte Single rauszuhauen? Seit gestern gibt es diese Bewegtbilder zu Marie zu sehen. Eine höchst ungewöhnliche Veröffentlichungspolitik der Punker! Das gefällt mir sehr gut. Denn: Es scheint zur Mode verkommen zu sein, vor (!) Veröffentlichung eines neuen Albums mehrere Singles - gleich drei oder vier - samt Video zu veröffentlichen. Schon weit im Voraus, vier oder fünf Monate. Seit Langem frage ich mich auch, was das soll?! Spannungsaufbau? Das wird ganz schön zäh! Sich in irgendwelchen Playlisten festnageln? Das wäre ganz schön billig! Dann ist eine Veröffentlichung auch gar nichts besonderes mehr, wenn man so viel früher schon das halbe Album kennt. Dann doch lieber wie die sehr gute Band Pascow! Denn: Dann wirkt eine Platte auch viel länger nach! Ist das nicht die viel wesentlich bessere Wirkung? Eben. Film ab!
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