Mittwoch, 20. Januar 2021

Dagobert - Jäger

Foto: Regina Olev
(ms) Die Eckdaten: Lukas Jäger. Gebürtiger Schweizer. Lebend in Berlin. Melancholische Schnulzen mit herrlich ironisch-tanzbarem Unterbau. Album Nummer 4. Veröffentlichung: 29. Januar 2021.

Was hat der junge Sänger uns schon für wundervolle Indie-Pop-Schlager-Perlen beschenkt? Man denke nur an Zu Jung, Angeln Gehen oder Morgens Um Halb Vier. Live ist Dagobert ein reines Erlebnis. Umwerfend. Ein absolutes Must See. Denn: Nach jedem Auftritt hat er sicherlich Muskelkater im Gesicht, da er ein ständiges Lächeln unterdrücken muss. In Hamburg sah ich ihn mal live, beeindruckend. Lukas Jäger spielt seine eigene Rolle mit so viel Eleganz, Rückgrat und Stil, dass man nur stumm, mit offener Kinnlade zuschaut, mitwippt, ausflippt.

Nun ein neues Album. Und es passt so gut. Zum Einen seine Ironie in das eigenwillige Geschehen auf der Weltbühne. Zum Anderen, wenn man seinen ausgeprägten Hang zur Amore ernst nimmt, kann man sich hier auch endlich mal wieder der großen Liebe, dem Herzschmerz, dem Pathos hingeben ohne sich zu verbiegen. Ja, das tut gut! Sehr!

Groß und mit euphorischem Sound startet Jäger. Es geht direkt um großen, zerreißenden Liebeskummer, hier wird direkt ordentlich aufgetischt. Doch bei diesem Beat, diesem Sound kommt man nicht umhin, hier irgendwie gute Laune zu bekommen. Große Gegensätzlichkeit, große Kunst. Die niemals ausgesprochene Liebe... wer kennt es nicht?! Dagobert holt die Hörenden mit For The Love Of Marie direkt am Herzen ab.
Ja, hinhören lohnt hier immer wieder. Denn Nie Wieder Arbeiten könnte man als Blödeltitel interpretieren. Weit gefehlt! Nein, hier wird weder Faulheit, Hedonismus oder Müßiggang glorifiziert, sondern die reine, große, ergebene Liebe auf einem tanzbaren Beat: Nur an sie/ihn denken! Wer es auskostet, hat wirklich keine Zeit mehr, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Ist doch so. Okay, man verzeiht Dagobert hier auch den Einsatz von Autotune. Direkt danach, auf Ich Will Nochmal, bezeugt er erneut, dass der Sänger ein hoffnungsloser Romantiker ist: Liebe, Endlichkeit, Tod, Wille... ihm gelingt jedes große Thema mit spielerischer Leichtigkeit.
Selbst erhobenen Hauptes über so etwas Normales und Fundamentales wie Familie und Verwandtschaft zu singen, spart er nicht aus. Jäger ist nicht nur der Titeltrack, sondern ein besonders düsterer Pop zugleich. Und nur auf's erste Hören erscheint der Text hier monoton. Seine Zeilen erschließen sich erst dann, wenn man ganz tief in seine Struktur eingestiegen ist. Zauber!
Ja, Dagobert greift nach den Sternen. Denen der Liebe. Denen am Firmament. Auf Aldebaran gelingt ihm ein schönes ironisches Spiel mit außerirdischem, Sci-Fi-Verschwörungs-Quatsch. Oder ist er doch auf den Spuren von E.T.? Manches bleibt einem auch verschlossen.

Schlager mit Anspruch. So Lukas Jäger über seine eigene Musik. Ja, das passt. Dazu ein großer, nicht näher zu definierender Tropfen Indie und fertig ist dieses geile Konstrukt. Wunderwerk Der Natur ist dabei der discopoppige Falco-Trash-Gaga-Beweis.
Ja, er greift nach ganz oben. Pathos in jeder Zeile, jedem Disco-Beat, jeder klanglichen Hommage an die 80er. Da ist es nur folgerichtig, Das Mädchen Aus Der Schönen Welt  - als Inbegriff der personifizierten Liebe - mit heilsbringender Hoffnung jesusgleich zu besingen.
Klar, zum Ende dieses sowohl klanglich, thematisch und auch poetisch extrem breitem und daher wirklich gelungenen Albums muss eine Hymne auf die Musik erklingen. Mit kirchlich-religiösem Hauch - darunter macht es Dagobert auch nicht - wird man entlassen und bleibt zurück. Voller Amore. Fragen. Seelenbalsam. Glück. Danke, Dagobert!

1 Kommentar:

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