Quelle: br.de |
So. Genug spekuliert. Hier die Fakten. Neues. Musik. Töne. Luserlounge. Selektion. Freitag! Prost!
XTR HUMAN
(ms) 1. Dies ist vielleicht wirklich die Platte, auf die wir seit langer Zeit gewartet haben! Ich meine es ernst. Denn es ist ja so: Wir hören doch alle seit Jahren die gleiche Musik. Neues entdecken: Klar, logisch; wir tun hier nichts anderes. Was dann jedoch langfristig haften bleibt, können wir auch pro Jahr an einer Hand ablesen. Ist so. Doch dann kommt nächste Woche die Platte Interior raus. Meine Herren! Auf vierzig Minuten - und ich untertreibe jetzt wirklich nicht - werden die schönsten Seiten und herrlichsten Stärken von The Smiths, den Editors und irgendwas Depeche Mode-mäßiges zelebriert. Das ist so sehr 00er Jahre, dass man es kaum aushält. Breit gefächerte Gitarren, Mut zur Nutzung elektronischer Elemente und dieser extrem bestechliche Gesang. Das ist sicher der Punkt, auf den ich so gar nicht klar komme. Prägnant ohne Ende. Eindringlich. Bleibend. Überzeugend. Auf allen zehn Songs. Das ist Fakt. 2. Bei allem berechtigten Lob und echt überzeugenden Klängen: Was soll der Name?! XTR HUMAN klingt halt nach einem abgegriffenen Sci-Fi-Streifen. Nun gut. 3. Das Trio aus Berlin hat hier wirklich eine Perle hingelegt! Im besten Sinne eingängig, im allerbesten Sinne catchy! Am 29. Mai, in einer Woche, erscheint Interior in allen gewünschten Formen. Da steckt verdammt viel Liebe, Können und Überlegung drin, um so reif und rund abzuliefern. Nicht umsonst hat die Band sich sechs Jahre Zeit gelassen, um dem Erstling einen Nachfolger anzureihen. Die luserlounge sagt: Holt euch das Ding!
4. Okay. Auch wenn es wie eine Kopie von Joy Division klingt, bleibt es super!
Alicia Edelweiss
(ms) Über richtig gute Musik können wir nicht aufhören zu schreiben und so lohnt es erneut, deutlich auf die tollen Töne von Alicia Edelweiss aufmerksam zu machen. Da ist gar nichts Österreichisches mehr drin zu hören; eine lapidare Information, wenn sie nicht Teil der Ansa Panier von Voodoo Jürgens wäre und dort für Unterstützung am Gesang und kräftig das Akkordeon schwingt. Die Dame mit dem ausdrucksstarken Make-Up macht eine herrlich charakteristische Form von Art-Pop und ist (aus meiner Warte heraus) am besten mit dem Werk von Cherilyn MacNeil von Dear Reader zu vergleichen: Starke Stimme, keine Furcht zu Experimentieren, viel Harmonie in den Takten und immer mit dieser notwendigen Spur von Dramatik, um spannend zu bleiben. Letztes Jahr erschien ihr Album When I’m enlightened, everything will be better. Im Vordergrund: Ihre Stimme, die sicher hoch und runter geht ohne je zu wackeln - und wenn dann äußerst bewusst -, Akkordeon, Gitarre, Geigen, leise Percussion. So erzeugt sie eine wunderbare Stimmung, die am besten direkt, bewusst und laut zu genießen ist!
KMPFSPRT
(sb) 2014 sorgten KMPFSPRT mit Atheist für einen meiner Lieblingstracks des Jahres, doch so wirklich weiterbeschäftigt habe ich mich mit der Band leider nie. Zu wenig Zeit, die Angst, enttäuscht zu werden, whatever. Genannter Song läuft zwar noch immer sehr oft bei mir, ansonsten hatte ich jedoch keine weiteren Berührungspunkte mit den Kölner. Bis jetzt. Und dann so ne Ankündigung! KMPFSPRT bringen am 17.07. ein neues, selbstbetiteltes Album raus und das hat es in sich: 10 Songs, 10 Minuten und das Ganze als Hommage an ihre Heimatstadt auf einer rot-weißen Vinyl-7 Inch. Gehts geiler? Das sollte man sich schon alleine der Idee wegen zulegen, zumal das gute Stück auf 300 Scheiben limitiert ist. Irgendwie jetzt schon legendär, oder? Oder wie es KMPFSPRT ausdrücken: Punkrock is e jeföhl!
Zugezogen Maskulin
(ms) Kaum ist eine Ankündigung, ein Song auf der Welt und wird munter durchs Netz geteilt, wird das Ganze von der heißen, brodelnden Gerüchteküche überragt. Ende? Auflösung? Ein letzter großer Knall? Finito? Wenn man Single und Albumtitel so nennt, bleibt einem fast kein anderer Schluss zu. Es geht um die herrlich sympathischen, friedlichen, braven Jungs von Zugezogen Maskulin und ihrem neuen (letzten?) Album 10 Jahre Abfuck. Wie immer feinfühlig und herzallerliebst in der Wortwahl. Nach Grims EP und den recht eindeutigen Bildern und Worten des neuen Tracks EXIT, kann man halt daraus schließen, dass ZM hier ein letztes Mal die Bombe platzen lassen, noch ein Mal ordentlich auf Tour gehen, die Champagnermaschinengewehre laden und ordentlich auf ihr begeistertes Publikum abfeuern werden. Von den irren Livequalitäten durfte ich mich schon ein paar Mal überzeugen und es wäre wirklich schade, wenn der hiesigen Raplandschaft ein Duo wie Testo und Grim fehlen würde. Aber nun gut. Erstmal durchatmen. Runter fahren. Die guten Nachrichten bleiben erstmal: Es gibt neues Material. Alles weitere demnächst!
Polaroyds
(sb) 80er Jahre Synthie-Pop ist jetzt nicht gerade das Genre, das die Luserlounge zu lautem Jubel animiert, aber wenn sowas gut gemacht ist, dann können wir nicht anders, als den positiven Kritiken der letzten Monate zuzustimmen und den Polaroyds ebenfalls Respekt zu zollen. Augsburg, einst Hochburg des süddeutschen Indie-Pops und -Rocks, setzt seine Tradition als Talentschmiede also nahtlos fort und das Duo aus der Schwabenmetropole setzt mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP Polaroyds (VÖ: 29.05.) zum Höhenflug an. Zum Einen versetzt einen die Scheibe und gut drei Jahrzehnte zurück, andererseits könnte der Sound kaum moderner und zeitgemäßer sein. Klar und sauber produziert, eine Vielfalt an tanzbaren Melodien, eine durchaus radiophile Attitüde - da geht einiges, würde ich sagen. Keine Frage: Die Polaroyds können für eine der großen Überraschungen 2020 sorgen!
Alin Coen
(ms) Herausforderungen als Schreiber sind immer herzlich willkommen. Jedes Mal auf Neue ist es eine wunderbare Aufgabe zu versuchen Musik, Text, Stimmung und Atmosphäre wiederum in Worte zu transformieren. So oft es guten Gewissens gelingt, so tauchen ab und an Protagonisten und Künstlerinnen auf, bei denen man beinahe kapitulieren muss. Weil zu gut. Zu fein. Zu stark im eigenen Text. Zu gefühlvoll. Zu direkt. Über Fortuna Ehrenfeld schreiben ist Wahnsinn; kaum möglich dieser Musik gerecht zu werden. Und Alin Coen ist genauso so ein Fall. Mit ihrer eleganten Ruhe, der starken und auch sanften Stimme und diesen mitunter herzzerreißenden Texten bleibe ich als Hörer schon sprachlos zurück. Wie dann darüber schreiben?!
Seit letzter Woche gibt es endlich wieder neue Musik von ihr. Entflammbar heißt das Stück und es zwingt einen in die Knie. Mich zumindest. Ein Lied voller Liebe, Enttäuschung und Verständnislosigkeit. Dies zusammen bringt sie in ihrer wunderbar typischen Art so prononciert auf den Punkt, dass mir nichts anderes bleibt als sprachlos dem Klag und ihren Worten zu lauschen. Ende August (VÖ: 28.08) erscheint dann auch das passende Album dazu, das NAH heißt. Man darf sich auf viel Gefühl und ein paar Tage auf wackligen Beinen einstellen. Zum Glück.
Jules Ahoi
(ms) Wer diese kleine, bescheidene Seite ein wenig verfolgt, weiß, dass wir uns mit kaum einem andere Genre so schwer tun wie Folk-Pop. Grausam überschattet wird das Ganze von 'Musikern' Wie Mumford & Sons (aka Manfred und Hans), dass einem übel wird.
Doch glücklicherweise gibt es Jules Ahoi. Lange ist er umher geirrt und sich an den Küsten dieses Kontinents herumgetrieben, bis er am Rhein anlegte und nun in Köln beheimatet ist. Am 12. Juni erscheint sein Album Dear ____. Das ist natürlich super clever gemacht. Schreibt er die Songs für eine Person, die er nicht benennen mag? Oder will er sie uns Hörenden so präsentieren, dass wir schneller einen eigenen Zugang finden?! Wer weiß... Es ist gut, wenn das offen bleibt. Was uns erwartet ist leicht melancholisch angehauchter Gitarren-Folk-Pop, der vor leisen Tönen (Time Will Tell), Auto Tune (Sonate du Courage) und den ganz großen Gefühlen (Oh, Agnes) nicht zurück schreckt und daher abwechslungsreich bleibt. Das hat gute Chancen aus den Fenstern, Balkonen und Terrassen im anstehenden nicht-Sommer auf die Straßen zu schallen.
Sébastien Tellier
(ms) Was derzeit wirklich fehlt, ist, in angemessenem Rahmen sich in Musik zu verlieren. Das geht bei Streaming-Konzerten nicht, auch wenn ich ein paar wirklich tolle Momente auf diesem Weg schon genossen habe (Fortuna Ehrenfeld, Mine, Enno Bunger). Die Idee mit den Autokonzerten finde ich unglaublich dämlich (vielleicht auch wider besseren Wissens). Was fehlt, sind Abende, in denen man live oder in Form einer wirklich gut aufgelegten Party abtauchen kann. Sich den Harmonien, Rhythmen, Tönen hingeben kann. Das würde ich nämlich so, so gern zu der neuen Platte von Sébastien Tellier machen. Domesticated erscheint am 29. Mai und klingt wie aus einem Guss, daher fällt es mir auch so schwer einzelne Lieder prominent hervorzuheben. Das Album - im weitesten Sinne als elektronischer Relax-Pop zu beschreiben - harmoniert enorm. Nur einmal bin ich aufgeschreckt. Und zwar beim ersten Hören der ersten Töne: Auto Tune über die ganze Scheibe hindurch. Doch es funktioniert hier so gut, dass ich zwischendurch dachte, Neues von Lambchop zu hören. Ist aber nicht der Fall. Der Franzose macht seit zwanzig Jahren Musik, hat sein Heimatland schon beim ESC vertreten und mit wesentlichen Größen der elektronischen Musik zusammengearbeitet (Daft Punkt, Jean-Michel Jarre). Domesticated ist tanzbar und auch entspannt genießbar. Angemessen aufgedreht bringt es ein wenig DiscoFeeling in die eigenen vier Wände!
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