Dienstag, 14. Januar 2020

Turbostaat - Uthlande

Quelle: facebook.com/turbostaat/
(sb) Kalenderwoche 3 und schon der erste ganz heiße Kandidat für den Titel "Album des Jahres" - so haben wir das gerne! Aber seien wir ehrlich: wenn Turbostaat was raushauen, dann setzt bei uns schon Monate vorher die Schnappatmung ein und wir schauen, je näher der Releasetermin rückt, jeden Tag ein wenig nervöser ins luserlounge-Postfach und hoffen auf die erlösende Email mit dem Stream oder gar Download des Albums. So auch diesmal und hurra: Uthlande (VÖ: 17.01.) ist eingefedert und läuft seitdem in Heavy Rotation. Und das natürlich aus gutem Grund, weil geil. Aber lest selbst...

Turbostaat sind ja traditionell Meister des Kryptischen, anders sind Songtitel wie Ja, Roducheln, Haubentaucherwelpen oder 18:09 Uhr. Mist, verlaufen. kaum zu erklären. Dass die Lyrics dieser Tracks selbstredend nichts mit dem Titel zu tun haben - geschenkt, denn die Songs sind durch die Bank überragend. Ein Blick auf die Tracklist von Uthlande lässt vermuten, dass es genau so weitergeht: Zu Meisengeige findet man immerhin noch Google-Treffer zu einem Kino in Nürnberg, Schwienholt ist eine kleine Ortschaft südlich von Flensburg und Brockengeist eine Spirituose. Das verspricht einiges, oder? Und falls Ihr schon immer wissen wolltet, was Uthlande eigentlich bedeutet: darunter versteht man die dem Festland vorgelagerten Inseln im Kreis Nordfriesland. Wieder was gelernt, Bildungsauftrag erfüllt!

So, nun aber zum Album:
Besonders auffällig ist, dass sich Turbostaat zwar einerseits vom Sound her treu bleiben, mitunter sogar ein wenig melodischer wirken, textlich jedoch deutlich zugänglicher erscheinen. Wo andere Alben noch eine durchgängige Geschichte erzählten, bietet Uthlande quasi bei jedem Track die Möglichkeit des Quereinstiegs. Zudem ist der neue Longplayer der Norddeutschen extrem gut produziert, klingt sehr rund - ohne dabei weich oder zu arg geschliffen rüberzukommen.

Bild: Andreas Hornoff / Quelle: kantine.com
Zudem fiel bereits mit der ersten Singleauskopplung Rattenlinie Nord positiv aus, dass Turbostaat wagen, ihre bekannte politische Einstellung endlich offensiv zu propagieren, was in Zeiten wie diesen mehr als notwendig erscheint. War Die Tricks der Verlierer 2017 noch ein reiner Singlerelease, so ist Rattenlinie Nord das Flaggschiff des Turbostaat 2020, positioniert die Band ganz eindeutig und stellt berechtigterweise die Frage, ob die Geschichtsbewältigung nach dem Dritten Reich in manchen Teilen der Republik wirklich ausreichend erfolgt ist.

Und so geil der erste Vorabtrack von Uthlande auch war (und ist) - inmitten der zwölf Songs ragt er eigentlich nur textlich heraus, denn jedes einzelne Lied stellt für sich einen Höhepunkt dar, was in Kombination ein herausragendes Werk formt, wie es selbst Turbostaat im Studio noch nicht zustande gebracht hatten. Klar, die Live-Best Of-Scheibe Nachtbrot (2019) war schon ein ganz besonderes Kaliber, aber Uthlande muss sich nicht dahinter verstecken und bringt sich schon früh in die Pole Position fürs Rennen ums "Album des Jahres".

Meine persönlichen Favoriten: Ein schönes Blau, Brockengeist, La Hague und Schwienholt, in dem Turbostaat einmal mehr ihr Herz für die Kleinen und Schwachen unserer Gesellschaft zeigen!

So und jetzt Album kaufen und am besten gleich noch Konzerttickets dazu:

13.02. Jena, Kassablanca
14.02. Köln, Yard Club
15.02. Mainz, KUZ
18.02. Hamburg, Markthalle
19.02. Hamburg, Markthalle
20.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg
21.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg
22.02. Dresden, Club Tante JU
02.04. Lübeck, Treibsand
03.04. Bremen, Kulturzentrum Schlachthof
04.04. Düsseldorf, zakk
05.04. Aschaffenburg, Colos-Saal
07.04. Marburg, Kulturzentrum KFZ
08.04. Wien, Das Werk
09.04. Leipzig, Conne Island
11.04. Rostock, M.A.U. Club
12.04. Leipzig, Conne Island
30.10. Hannover, Capitol
28.11. Münster, Sputnikhalle




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