Freitag, 10. Januar 2020

KW 2, 2020: Die luserlounge selektiert

Quelle: commons.wikimedia.org
(ms/sb) Klar, hier geht es um Musik. Doch wenn Scheiße passiert, dann müssen wir es benennen. Und die passiert seit 15 Jahren unverändert. Am 7. Januar vor fünfzehn Jahren wurde Oury Jalloh verbrannt in einer Zelle in Dessau aufgefunden. Die Beweislage ist klar, dass er sich nicht selbst angezündet hat oder haben kann! Es war also Mord. Klar. Bis heute wird das Verfahren nicht neu aufgerollt. Es scheint Menschen zu geben, die das offensichtlich nicht wollen. Dass da Leute bei der Polizei arbeiten, die so etwas getan haben könnten. Das darf kein Abwatschen gegenüber der Polizei sein. Doch es erschüttert genauso das Vertrauen, wenn der Mordfall Oury Jalloh nicht neu aufgerollt wird!

So. Freitag. Musik. Luserlounge. Selektiert. Ab geht's:

Monako
(sb) Manchmal nimmt das Leben seltsame Wendungen und so verschlug es Sadek Massarweh mit 20 aus seiner kanadischen Heimat nach Hamburg, wo er schon bald auf seinen heutigen Bandkollegen Jakob Hersch traf. Aus einer Bekanntschaft wurde musikalische Zusammenarbeit und schon bald eine Band namens Monako, die heute aus sechs Personen besteht und es gar nicht einsieht, sich auf ein Genre zu beschränken. Das künstlerische Selbstverständnis des Sextetts verbietet es geradezu, sich zu limitieren und so wandeln Monako auf ihrer EP Take Care (VÖ: 17.01.) zwischen Rock, Folk und R'n'B und lassen dabei auch sphärische Klänge nicht zu kurz kommen.

Das dürfte auch live bestens funktionieren, also lasst es Euch nicht entgehen:

21.04.20 Schon Schön (Mainz)
22.04.20 Import/Export (München)
23.04.20 Substage Café (Karlsruhe)
24.04.20 Z-Bau (Nürnberg)
25.04.20 Jugendcafé (Zwiesel)
29.04.20 Monarch (Berlin)
06.05.20 Blue Shell (Köln)
09.05.20 Uebel & Gefährlich - Turmzimmer (Hamburg)


Deadyard
(sb) Barcelona, Katalonien, Spanien. Punkrock'n'Roll und zwar ziemlich kompromisslos - das sind Deadyard, eine hierzulande bislang noch recht unbekannte Kapelle, die aber daran arbeitet, dies schnellstmöglich zu ändern. The Escapist Song ist der erste Vorbote des am 16.01. erscheinenden Albums Armageddon It! und macht durchaus neugierig. Ob diese morbide Stimmung, die vor allem das Video verbreitet, auch auf Albumlänge funktioniert? Wir sind vorsichtig optimistisch und freuen uns schon auf mehr!



Hotel Hotel
(ms) Diese Worte haben die Geschmacksnerven angeregt: Die neun Lieder geben den dunkelsten menschlichen Erfahrungen Raum. Sechs mit Gesang, drei instrumental. Der rote Faden durch das Album ist, dass die Texte einen dunklen Gemütszustand und dieser von der Musik aufgegriffen wird.
So. Klingt ja super. Außerdem: Die Band, von der geschrieben wird, Hotel Hotel, kommen aus Norwegen, Bergen. Meine erste Assoziation: Hier wartet ein schweres, ausgetüfteltes Hardrock- oder Metal-Brett auf dich, das durch die Struktur der Lieder das Blut gefrieren lassen.
Tja, so kann man sich täuschen. Aber das ist nicht schlimm.
Denn Hotel Hotel machen langsamen, melancholischen Folk-Country-Blues-Gitarren-Pop. Ups! Doch wahrscheinlich passt die oben erwähnte Beschreibung zu diesem Genre noch viel besser. Wenn die Stimme von Sänger Vegard Urne bewusst zittert, die Fiddle von Annlaug Børsheim eine ungeheure Sehnsucht ausdrückt, dann verdunkelt sich schnell mal das innere Auge. Doch Hoffnung ist immer noch da. Und sie stirbt auch nicht. Noch nicht mal am Ende! Hört euch durch, passt zum aktuellen, extrem grauen Herbstwetter! Ihre Platte Heaven's Will erscheint am 24. Januar! Drücken wir den Jungs die Daumen, dass sie hierzulande ausreichend gehört werden!



Agnes Obel
(ms) Das geht direkt durch Mark und Bein und strotzt dabei vor zarter Schönheit. Ein Lied übers Schlafen, Schlafenwollen, nicht-schlafen-Können, Unterbrechung des ganzen und der ach so erstrebenswerten Sehnsucht, dass diese endlich befriedigt wird. In der Nacht, wenn man sich von links nach rechts windet, die Unruhe zu groß und das Kissen doch so wunderbar weich ist. Am Morgen, wenn doch die Pflicht ruft und es unmöglich ist, einfach im wohligen Ort der Ruhe zu verweilen. Verzweiflung. Ermattung.
Was hilft?! Klar, Kaffee. Aber auch dieses herausragende Lied von Agnes Obel, die genau diese Situationen in einen Song packt und ihn passenderweise Broken Sleep nennt. Der Track besticht mit einer irren Schlichtheit: nur Gesang und ein paar bedachte Klavierloops. Das ist große Kunst. Gut, dass der Text unterm Video einzusehen ist. Durch die kleinen Wiederholungen und Verschachtelungen wird der wahre Kern der künstlerischen Gestaltung diesen Liedes erst klar. Wow!
Zum Glück gibt's davon bald mehr, denn am 21 Februar erscheint ihr neues Album Myopia auf Deutsche Grammophon. Das spricht für sich und könnte ganz groß werden.
Wir haben das große Glück, dass sie bald auch schöne Häuser in unseren Gegenden bespielen wird. Augen auf und hin da!

29.02. Köln, Carlswerk Victoria
01.03. Mannheim, Capitol
02.03. Hamburg, Laeiszhalle
04.03. Wien, Arena
05.03. Zürich, Samsung Hall
16.03. Berlin, Admiralspalast
17.04. München, St Matthäus Kirche



The Growlers
(sb) "The biggest band you've never heard of" - Humor beweisen The Growlers mit dieser Selbsteinschätzung schon mal und wenn es nach uns ginge, dürften ruhig ein paar Leute mehr die Musik der Kalifornier kennenlernen, deren World Tour sie demnächst auch in unsere Breitengrade verschlagen wird. Mit im Gepäck sein wird auch die neue Single Try Hard Fool aus ihrem im Oktober erschienenen Album Natural Affair, dem bereits sechsten Longplayer des Sextetts. Der Stil der Band aus Costa Mesa pendelt dabei gekonnt zwischen Pop-, Rock-, Surf- und Beat-Klängen, weiß aber auch mit gelegentlichen Balladen zu gefallen. Dass The Growlers sich nicht nur auf der Bühne wohl fühlen, beweisen sie mit der Ausrichtung ihres eigenes Festivals namens "Beach Goth", auf dem u.a. schon Die Antwoord, Julian Casablancas (The Strokes), The Drums, Bon Iver, die 2 Live Crew, Violent Femmes, Modest Mouse und die Yeah Yeah Yeahs zum Line-Up gehörten.

05.02.20 Hamburg - Mojo
06.02.20 Dresden - Beatpol
07.02.20 Berlin - Astra
08.02.20 Köln - Live Music Hall
10.02.20 München - Muffathalle
11.02.20 CH-Zürich - Kaufleuten
15.02.20 Frankfurt am Main - Gibson




ITCHY
(ms) Zum Schluss noch einmal Punk! Und zwar schnörkellos, kurzweilig, humorvoll, ja: frech. Und das von einer Band, die vor wenigen Jahren erst ihren Namen geändert, gekürzt hat: ITCHY. Aber natürlich immer noch groß geschrieben! Nun gibt's noch mehr Neuerungen. Denn das Trio aus dem Umfeld von Göppingen veröffentlicht am 7. Februar ihr neues Album Ja Als Ob. Genau, richtig gelesen! Hier wird jetzt auf Deutsch gesungen. Und was bei den Donots ja so wunderbar geklappt hat, geht hier auch runter wie Öl. Der neuen Platte folgt die größte eigene Tour! Für eine Band, die es seit neunzehn (19!) Jahren gibt eine aufregende Änderung, ein verdienter Erfolg nach vielen Releases und gut 1000 Konzerten in ganz Europa! Also: Album holen, Ticket besorgen, Pogo tanzen!

19.03. Wiesbaden - Schlachthof
20.03. Köln - Live Music Hall
21.03. Hamburg - Markthalle
27.03. Dresden - Beatpol
28.03. Berlin - Festsaal Kreuzberg
03.04. Nürnberg - Hirsch
04.04. Prag - Rock Cafe
17.04. München - Backstage
18.04. Wien - Flex
24.04. Zürich - Dynamo
25.04. Stuttgart - LKA Longhorn

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