Freitag, 18. Oktober 2019

KW 42, 2019: Die luserlounge selektiert!

Quelle: watson.ch
(sb/ms) Es sind mal wieder Enno Bunger-Festtage in der Luserlounge und das mehr als zurecht. Bei jedem Hören der Platte springt das Herz mehrmals und die Unterlippe fängt leise an zu bibbern. Wie der junge Mann Emotionen so dicht in Musik verlagert, ist absolut beeindruckend und funktioniert halt live auch irre; siehe Montag! Auf seiner Platte singt er Ich schieb nichts mehr auf meine Bucketlist. Zugegeben wusste ich bis dato nichts mit dem Begriff anzufangen. Doch nun habe ich das Gefühl in die Tat umgesetzt. So wurde der Tag vor dem 3. Oktober genutzt, um gesellig beisammen zu sitzen. Natürlich wurde an erfrischenden Kaltgetränken nicht gespart und so ein Abend gewinnt ja immer eine eigene Dynamik, das muss ich Euch nicht erzählen. Und als schon fast alle gegangen sind, saßen wir zu viert beisammen und fragten uns, was wir nächste Woche so täten. Dem Beruf sei Dank, hatten wir alle frei. "Nichts", war die Antwort. "Wollen wir einfach los fahren?" - "Jau." Gesagt, getan. Montag Morgen Richtung Süden, nichts geplant, nichts gebucht, einfach drauf los und eine Woche später pleite, aber glücklich zurück gekommen. Ich mache keine Pläne mehr.
Außer freitags in der Luserlounge zu selektieren. Das geht so:

Caribou
(ms) Vor einigen Jahren bin ich zur Ruhrtriennale nach Bochum gefahren, um HeCTA zu sehen. Das war/ist das Nebenprojekt von Lambchops Kopf Kurt Wagner. Es spielten auch The Notwist. Und Caribou. Letztere kannte ich bis dato gar nicht so sehr. Das änderte sich jedoch äußerst schnell nach dem Gig, den die Band um Dan Snaith abgeliefert hat. Meine Güte... das war elektronische Musik par excellence! Die Musiker haben an ihren unterschiedlichen Geräten, verbunden mit einer tollen Bühnenarchitektur und Lichtshow eine irre Atmosphäre erzeugt. Es war leicht, schwer, pulsierend, ergreifend, tanzbar. Es hat Eindruck hinterlassen. Und nach einer Pause von fünf Jahren sind Caribou wieder da und liefern erneut ab! Home heißt der neue Track und wahrscheinlich wird darauf auch ein Album folgen, immerhin gibt es reichlich Tourdaten! Auf Home ist die Basis natürlich elektronisch, doch es soult und jazzt auch ein wenig, Samples sind deutlich zu hören. Entspannt, gemütlich und irre catchy geht es hier zur Sache. Nicht nur für den Heimweg ein toller Track, sondern auch für die gute Laune. Die Tour sollte man sich nicht entgehen lassen, es gibt folgende Haltestellen:

21.04. - Hamburg, Große Freiheit 36
22.04. - Leipzig, Werk 2
24.04. - Wien, Gasometer
25.04. - München, Muffathalle
26.04. - Zürich, Kaufleuten
28.04. - Köln, E-Werk
15.08. - Berlin, Zitadelle



Refused
(sb) Es gab eine Zeit, in der galten Refused als eine der einflussreichsten und politisch relevantesten Bands dieses Planeten. Sänger Dennis Lyxzén verfasste vor gut 20 Jahren regelmäßig brisante Manifeste und so entwickelte sich die Band im Verständnis vieler zum musikalischen Arm der radikalen Linken. Kapitalismus- und Gesellschaftskritik standen im Zentrum des Schaffens der Schweden, deren Punk- und Hardcoregeknüppel zudem punktgenau den Zeitgeist traf. Dennoch entschieden sich die Musiker 1998, die Band ruhen zu lassen und fanden sich erst 2012 zu einer Reunion erneut zusammen.
Und jetzt? Aus meiner Sicht sollte man Refused heutzutage losgelöst vom damaligen Status betrachten und unvoreingenommen ans neue Album War Music (VÖ: heute!) herangehen. Die Gefahr, die Relevanz vergangener Tage im neuesten Werk der Schweden (umsonst) zu suchen, ist einfach zu groß und das hat das Album nun wirklich nicht verdient. War Music ist nämlich ein richtig gutes Album, die Texte streuen noch immer Salz auf die Wunden der Gesellschaft und die Wut ist greifbar. Trotzdem: Die Zeiten haben sich geändert, Lyxzén & Co. veröffentlichen nun bei Universal und müssen sich ihren Platz erst zurückerobern. Mit diesem Album sind sie aber auf einem guten Weg!


Mando Diao
(sb) Wir bleiben in Schweden und kommen zur nächsten Band, die ihre erfolgreichsten Jahre hinter sich hat: Mando Diao galten einst als heißester Shice around und ich konnte mich selber das ein oder andere Mal live davon überzeugen, dass die Herren Menschenbeine zum Tanzen bringen können. Songs wie White Wall, Down In The Past, You Can't Steal My Love, God Knows, Long Before Rock'n'Roll oder Dance With Somebody kann man ja getrost auch heute noch in jeder Indie-Disse spielen, oder? Dass besonders die beiden Frontmänner Björn Dixgard und Gustaf Norén zudem auch recht anziehend aufs weibliche Geschlecht wirkten, kam Mando Diao natürlich ebenfalls zugute. Letzterer verließ die Band übrigens 2015, um sich Soloprojekten zu widmen, so wirklich vermisst hat man Mando Diao aber - wenn man ehrlich ist - in den vergangenen Jahren ohnehin nicht. Das schwedischsprachige Album Infruset 2012 war zumindest noch recht hörenswert, floppte jedoch kommerziell in Deutschland komplett. Die beiden Folgealben verkauften sich dann zwar wieder ordentlich, die Qualität hatte jedoch deutlich nachgelassen und die Musik orientierte sich eher an 80er Jahre-Pop als am gewohnten Rock-Sound. Unschön, das Ganze.
Nun also BANG (VÖ: heute!) und die bange Frage, was man dem Hörer nun zumutet. Die gute Nachricht: Es geht wieder in die richtige Richtung und die zuletzt gehörten Synthie-Gewitter gehören der Vergangenheit an. Der Wunsch, wieder zum ehemaligen Ruhm und Status zurückzukehren, ist geradezu greifbar und damit kommen wir auch schon zur schlechten Nachricht: Das funktioniert leider nicht ganz. Das Album klingt zwar nach früher, aber Dixgards Stimme alleine reicht einfach nicht, um das Gefühl von 2002 oder 2004 wieder aufleben zu lassen. Zu viele Bands sind einfach in der Zwischenzeit an Mando Diao vorbeigezogen und haben Land zwischen sich und die Schweden gebracht. Klar, One Last Fire und Long Long Way sind klasse Songs, aber danach klafft eine nicht zu überhörende Lücke. Mando Diao haben offensichtlich a long long way to go und wissen nicht where they're coming from. Trotz aller Kritik bin ich positiv überrascht und werde mir das Album sicher noch das ein oder andere Mal anhören.


Yvon Im Kreis Der Liebe
(ms) Nein, es ist gar nicht so gaga wie es klingt, obwohl die Ausgangsvoraussetzungen dafür mehr als gegeben sind. Denn gaga könnte es schnell werden, wenn Jaques Palmringer und Carsten Meyer zusammen tüfteln. Der eine Teil von Studio Braun, der andere Erobique! Zusammen mit Yvon Jansen sind sie Yvon Im Kreis Der Liebe und haben eine Platte aufgenommen. Eine Schauspielerin, zwei Musiker. Das brodelt ja nur vor Kreativität und Mut! Schon vor 13 Jahren - WM im eigenen Land und so - haben die Drei sich zusammen getan. Nun also endlich die zum Projekt gleichname Platte, die seit letztem Freitag zu ergattern ist! Musikalisch hört man Erobique ganz stark raus: das locker-leichte aus Tatortreiniger oder Stromberg ist auch hier die Leitlinie. Die Single Marco spiegelt die Entwicklung einer Liebe wieder; von großer Verliebtheit und verzücktem nebeneinander Aufwachen bis hin zum genervten Bruch. Dazu gibt es auch ein tolles Video im verrauchten Debatten-TV vergangener Tage. Live ist das Trio auch zu sehen und das könnte sicher unterhaltsam werden!

18.10.19 - Hamburg, Thalia Theater Nachtasyl
20.10.19 - Berlin, Festsaal Kreuzberg
02.11.19 - Köln, Britney



Blondage
(ms) Als Nerd im Musikkosmos verfolgt man ja zwangsweise bestimmte Werdegänge. Hier ist ein Beispiel: Vor sieben Jahren hatte die Gruppe Rangleklods mit Young And Dumb einen Hit in der elektronischen Indie-Szene. Zurecht, das ist ein irres Brett! Ich durfte sie mal live sehen und es war eine reine Bass-Massage. Nach zwei Platten haben sie die Band in Blondage umbenannt und etwas bequemere Musik gemacht. Rangleklods eckten mit ihrem Sound auf dem zweiten Album schon an. Es wurde also etwas tanzbarer, radiotauglicher, aber immer noch richtig gut. Das dänische Pärchen Esben und Pernille hat sich nun weitestgehend auf ein Solo-Projekt von Pernille verkleinert und wieder neue Sound-Formen angenommen. Diese Woche ist mit Breakfast In My Bed die erste neue Single erschienen und leider holt sie mich nicht mehr so ab. Es groovt kaum noch, die Energie ist verschwunden und hat für einen weitestgehend beliebigen Radio-Track Platz gemacht. Wirklich schade drum, so hört es sich an:



Fiva
(sb) Mit satten 15 Artikeln und Erwähnungen im Blog und regelmäßigen Video-Features auf Facebook dürfte Fiva zusammen mit Kettcar wohl Rekordhalterin in der luserlounge sein. Ihr seht: wir mögen die Nina wirklich sehr, sehr gerne! Wie sollte es auch anders sein, schließlich verfolge ich ihre Karriere schon seit Slammer-Tagen und finde Frau Sonnenberg nicht nur als Musikerin top, sondern auch ungemein sympathisch. Die Vorfreude war also entsprechend groß, als die Ankündigung eines neuen Albums in unser Postfach flatterte. Inzwischen habe ich NINA (VÖ: 25.10.) ein paar Mal durchgehört, so wirklich ist der Funke aber noch nicht übergesprungen und ich kann noch nicht mal näher bestimmen, woran das liegt. Bislang war es tatsächlich immer so, dass ein Durchlauf reichte, um mich zu begeistern, diesmal wächst das Album gaaaaaaaaaanz langsam, aber immerhin. Möglicherweise wird Fiva etwas zum Verhängnis, was ich eigentlich sehr schätze, denn sie versucht etwas Neues und verlässt sich nicht auf die bisherigen Erfolgsrezepte. Ihr Experiment mit der Jazzrausch Big Band ging sowohl im Studio als auch live komplett auf, die Kooperation war ein voller Erfolg, wobei Fiva da auch eindeutig als Fiva zu erkennen war. Auf NINA weicht die Rapperin in mehreren Tracks ein wenig von ihrem Wohlfühl-Flow ab und auch textlich erweitert sie ihr Spektrum um eine Facette, an die ich mich erst noch gewöhnen muss. Ich sag es mal so: Wenn ich vorher noch nie etwas von Fiva gehört hätte, könnte ich vermutlich mehr mit dem Album anfangen, so aber tu ich mir doch (noch) etwas schwer damit.
Live indes geht Fiva ja sowieso immer und Ihr habt bald ausreichend Gelegenheit, die Künstlerin on stage zu erleben:

19.10. Bayreuth (DE), Centrum
23.10. Linz (AT), Posthof
24.10. Graz (AT), PPC (ausverkauft)
25.10. Wien (AT), WUK (ausverkauft)
30.10. Stuttgart (DE), Wizemann
31.10. Köln (DE), Club Volta
01.11. Berlin (DE), Lido
03.11. Hamburg (DE), Knust
04.11. Marburg (DE), KFZ
05.11. Erlangen (DE), E-Werk
11.11. Innsbruck (AT), Treibhaus
12.11. Zürich (CH), Exil
13.11. München (DE), Strom (ausverkauft)
17.01. Ingolstadt (DE), Kulturzentrum Neun
20.01. Regensburg (DE), Alte Mälzerei
21.01. Salzburg (AT), Rockhouse
23.01. Frankfurt (DE), ZOOM
24.01. Karlsruhe (DE), Tollhaus
25.01. Freiburg (DE), Waldsee
27.01. Konstanz (DE), KuLa
28.01. Ulm (DE), Roxy
31.01. Jena (DE), F-Haus
01.02. Augsburg (DE), Neue Kantine
28.04. München (DE), Muffathalle
25.07. Wien (AT), Arena Open Air


A Choir Of Ghosts
(sb) So, nochmal zurück nach Schweden, wo der Brite James Auger, auch bekannt als A Choir of Ghosts, aktuell an seinem gleichnamigen Debütalbum tüftelt, das Anfang 2020 erscheinen soll. Nach ein paar erfolgreichen Singles mit über 1,2 Millionen Streams auf Spotify empfinden wir eine gewisse Vorfreude, zumal auch die neue Single An Ounce of Gold das Indie-Folk-Herz höher schlagen lässt. Der Song selber hat schon zehn Jahre auf dem Buckel und handelt vom Scheitern von Augers erster längerer Beziehung, aber auch davon, sich auf die Hinterbeine zu stellen und gestärkt alleine weiterzumachen. In diesem Sinne: Her mit dem Album! Natürlich werden wir Euch diesbezüglich auf dem Laufenden halten.


Get Well Soon
(ms) Letztes Jahr am 21. September in der Sankt Michaelis Kirche, Hamburg. Das Reeperbahn Festival war im vollen Gange, Muse wurde als Überraschungsact bestätigt, sie spielten abends im Docks, doch der Michel war auch voll. Zurecht. Denn Konstantin Gropper, Get Well Soon, lud zur ersten großen Horror-Show ein, um das aktuelle Album - The Horror - im passenden Ambiente darzubieten. Und es war eine irre Show. Der Sound der Kirche, der Klang der zig Musiker, der Big Band, alle Gäste der Platte waren mit dabei, zwei Stunden nah gehende Musik. Groppers Vater an der Orgel, gebannte Spannung im Publikum. Es war der Auftakt einer einzigartigen Tour, die die vergrößerte Band - 14 Musiker!!! - zu verschiedenen Zeiten durch Europa brachte. Jeder einzelne ein Könner an seinem Instrument und zusammen haben sie großartig harmoniert! Ich sah sie wenige Wochen später noch in der Kölner Philharmonie und war erneut erstaunt ob der Energie, Dynamik, des filigranen Spiels, der Profession. Das wurde nun auf einer Live-EP festgehalten (s.u.) und das Ensemble geht noch einmal auf Tour, die vorerst letzte - man kennt solche Ansagen. Wer Zeit hat und in der Nähe ist: Geht unbedingt hin!!!

24.10. - Ravensburg, Konzerthaus
25.10. - Ludwigsburg, Scala
26.10. - Ludwigshafen, Feierabendhaus
28.10. - Basel, Kaserne (Reithalle)
29.10. - Wien, Globe
30.10. - Linz, Zeitkultur am Hafen (mit Wallis Bird)


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