Freitag, 6. September 2019

KW 36, 2019: Die luserlounge selektiert

Quelle: peterweiselgolf.com 
(sb/ms) Kaum muss man dieser Tage morgens eine Jacke anziehen, um am Bahnsteig nicht zu bibbern, hat man vergessen, wie heiß es doch am letzten Wochenende war. Und wie sehr man bei weit über dreißig Grad gebrutzelt werden kann. Das war beim wundervollen Müssen Alle Mit Festival in Stade (zwischen Hamburg und Cuxhaven) der Fall. Kaum Schatten, derbe Sonne ab mittags. Aber die Organisatoren waren gut zu den Menschen: es gab kostenlose Abkühlung unter sprühenden Sprenklern und Leitungswasser ohne Ende. Sehr gut! Der krasse Gegensatz kam zu später Stunde: ein plötzliches und sehr heftiges Gewitter hat dazu geführt, dass der Auftritt von Frittenbude abgebrochen und damit das gesamte Festival früher beendet wurde (da war es gar nicht so unschlau schon etwas früher Heim zu fahren).
Doch vorher gab es ein astreines Programm. Botschaft haben die Indie-Herzen (auch wenn der Tapete-Pressetext etwas anderes sagt) höher schlagen lassen: Wenn Die Sterne auf Kante treffen; nur in jung. Gurr haben die Bestimmung für ihren Hitze-Hit Hot Summer gefunden. Zoot Woman haben aus einer grünen Wiese eine irre Tanzfläche gemacht; und das nur zu zweit. So geht großer Synthie-Pop! Bernd Begemann hat charmant wie immer durch das Programm geführt. Juse Ju weiß solo brutal zu überzeugen, doch ein Stückchen geiler wird es halt, wenn spontan Fatoni mit auf der Bühne steht. Und Turbostaat haben erneut bewiesen, dass sie eine der besten Punkrockbands des Landes sind, große Liebe nach Flensburg.
Doch nun genug in der jüngsten Vergangenheit geschwelgt. Es ist Freitag. Wir sind die luserlounge. Das ist die Selektion!

Love Fame Tragedy
(sb) Oida, is des funky! Nach ein paar Takten schon bestens im Ohr eingefedert und dann diese Stimme - hä, die kennt man doch, oder? Und ja: das ist Matthew Murphy, Leadsänger und Gitarrist von The Wombats. Immer wieder gerne gehört und einfach großartig!
Love Fame Tragedy ist das Solo-Projekt von "Murph" und auf diesem versammelt er zahlreiche illustre Freunde und Kollegen: Gitarrist Joey Santiago von den Pixies ist ebenso vertreten wie Gus Unger-Hamilton von Alt-J oder Drummer Matt Chamberlain (Pearl Jam, Soundgarden). Ganz großes Kino also.
Murphy klingt auf seiner EP I Don't Want To Play The Victim, But I'm Really Good At It (äußert gschmeidige Referenz an Picasso übrigens), die am 27.09. erscheinen wird, deutlich atmosphärischer und synthetischer als mit seiner eigentlichen Band, der Qualität der leider nur vier Songs tut dies jedoch keinen Abbruch - ganz im Gegenteil! Ein Meister der einprägsamen Melodien ist Murphy ohnehin und die neuen Gewänder tun seinem Sound hörbar gut. Genau das Richtige für den ausfadenden Sommer und jede neu zu erstellende Playlist.


Lysistrata
(sb) So wirklich viele Bands aus Frankreich, die ich über einen längeren Zeitraum hinweg gerne gehört habe, gibts nicht. The Teenagers vielleicht und natürlich Phoenix. Aber sonst? Lysistrata schicken sich nun an, dies nachhaltig zu ändern und wenn sie das Niveau von Different Creatures, der zweiten Single ihres neuen Albums Breathe In/Out (VÖ: 18.10.) halten können, wird das gelingen.
Straighter Indie-Sound, der stellenweise ein wenig an die großartigen PUP erinnert und live sicher abgeht wie Schmidts Katze. Natürlich werden wir auch über den Longplayer berichten, sobald er uns vorliegt!
Live gibts die Franzosen hierzulande zwar erst Anfang 2020 zu bewundern, hier aber schon mal die Termine inkl. Schweiz und Österreich:

09.10. Zürich, Kater
08.11. Wien, WUK
05.12. Lausanne, Le Romandie
18.03. Nürnberg, Club Stereo
19.03. München, Milla
20.03. Schorndorf, Manufaktur
21.03. Würzburg, Keller Z87
22.03. Trier, Lucky's Luke
24.03. Wiesbaden, Schlachthof
25.03. Köln, Bumann & Sohn
26.03. Dortmund, FZW
27.03. Hamburg, Molotow
28.03. Berlin, Cassiopeia
29.03. Dresden, Groovestation
31.03. Hannover, Lux
01.04. Bremen, Lagerhaus
02.04. Münster, Gleis 22


Solstorm
(sb) Vor drei Wochen hatten wir Euch die Band bereits angeteasert, nun liegt uns das komplette Album vor und wir kommen nicht umhin, Euch nochmal darauf hinzuweisen:
Nach acht Jahren im Winterschlaf ist das mehrköpfige Monster namens Solstorm wieder erwacht. Die Norweger zeichnen dabei einen krassen Kontrast zwischen Dunkelheit und Licht, dem Schönen und dem Hässlichen, dem Zarten und dem Schweren. Sie kombinieren schwere Riffs, harte Trommeln und Geräuschwände mit zarten Melodien und hochfliegenden Instrumentalpassagen. Das Endergebnis sind 55 Minuten beeindruckende Musik, aufgeteilt in fünf Songs, mit einem organischen und massiven, stetig wachsenden Sound. Gebrechliche Melodien, gepaart mit harten Riffs, riesigen Instrumentalparts und unkonventionellen Songstrukturen. Vom Hörer fordert das Album II (VÖ: 04.10.) vor allem eins ein: Geduld, um sich wirklich ausführlich und konzentriert mit diesem Brett auseinanderzusetzen. Aber es lohnt sich!


School Of X
(sb) And now for something completely different! Recht viel größer könnte der Unterschied zwischen den brachialen Solstorm und der fragilen School Of X kaum sein. Das Multitalent Rasmus Littauer ist bisher bekannt als Drummer bei MØ und Major Lazer, bei seinem Soloprojekt hingegen konzentriert er sich voll und ganz auf sich selber. In seiner Heimat Dänemark konnte der Künstler mit seiner emotionalen und experimentellen Musik bereits beachtliche Erfolge feiern, hierzulande wartet er hingegen noch auf den Durchbruch. Mit Destiny ist School of X näher am geneigten Hörer als je zuvor. Direkt und intim wird eine Lebensentscheidung, die wir wohl alle schon mal erlebt haben, in Worte gefasst: das Ende einer Beziehung und die Reflexionen über Vor- und Nachteile, die folgen. Wir sind gespannt auf die gleichnamige EP, die am 15.11. veröffentlicht werden wird.


Sam Fender
(ms) Folgendes Phänomen: Man hat als Toursupport oder auf einem Festival eine tolle und bis dato unbekannte Band gesehen und möchte sich das im Nachhinein nochmal genauer anhören. Ich gehe davon aus, dass das kein seltenes Phänomen ist. Letztes Jahr auf dem wunderbaren Traumzeit Festival sah ich zufällig Sam Fender. Und der junge Mann brachte mächtig Energie und astreine Gitarrenmusik auf die Bühne. Das wusste sehr schnell sehr gut zu gefallen.
Nun bringt er sein erstes Album auf den Markt. Kommende Woche erscheint Hypersonic Missiles (VÖ: 13. September). Was mich nun allerdings ein wenig abschreckt: Warum in alles in der Welt klingt der in den Studioaufnahmen wie Bono von U2?! Und das ist keineswegs als Kompliment gemeint! Äußerst mysteriöse Angelegenheit...

08.11.2019 Wiesbaden, Schlachthof
09.11.2019 Köln, Live Music Hall (ausverkauft)
11.11.2019 Hamburg, Docks (ausverkauft)
12.11.2019 Berlin, Astra
13.11.2019 München, Backstage Werk



Tour Of Tours
(ms) "Hurra, es geht auf Tour / Also ich hab' das Privileg /Etwas Geld zu verdie'n /Von der Welt was zu seh'n / Und mit Freunden zu steh'n auf der Stage." Das haben Waving The Guns gedichtet. Und das gilt sicher für enorm viele andere Musiker, die genau das genießen dürfen. Ein Konglomerat aus Bands, die wir verehren, hat sich vor Jahren schon zusammen geschlossen und sich dazu entschlossen eine Mega-Tour zu machen. Fünf Bands durchweg zusammen auf der Bühne: Ian Fisher, Honig, Tim Neuhaus, Jonas David und Town Of Saints. Zehn (in Zahlen: 10) Musiker. Wir haben euch von ihren irren Konzerten und herzerwärmenden Songs berichtet. Und da wir uns auch der Informationsweitergabe verpflichtet fühlen, Folgendes: Die Damen und Herren der sogenannten Tour Of Tours haben beschlossen ein gemeinsames Album zu veröffentlichen. Das ist eine sehr gute Idee. Farbiges Doppel-Vinyl. Da geht einem doch das Herz auf! Sie sammeln dafür via Crowdfunding Geld, und es gibt tolle Dinge zum Mitmachen: Violinen-Stunden, Schlagzeug-Unterricht, die Platte an sich und ganz viel Liebe. Rafft Euch auf, gebt den Leuten ein wenig Geld und werdet mit tollen Tönen belohnt!
Das hört sich unter anderem so an:



AB Syndrom
(ms) Wie die Kreise sich nun mal ziehen, in denen man Bands und Künstler kennen lernt. Fatoni. Mine. AB Syndrom. Das ist dieses Mal die Kette. AB Syndrom haben zwar einen etwas eigenartigen Namen, haben jedoch bei Mines Spiegelbild extrem brilliert. Und nun gibt es frisches, eigenes Material des Duos. Klar, an die gepitchte Stimme muss man sich gewöhnen, aber es passt hervorragend zu den basslastigen Synthie-Sounds. Zur Single Somnambul gibt es ein eindrucksvolles, künstlerisches Video, das es lohnt aufmerksam anzuschauen. Obwohl der Beat sehr poppig und tanzbar ist, weiß der Text zu überzeugen. Unser Auftrag also an Euch: Bedacht zuhören und -schauen. Die beiden spielen dieses Jahr noch einen Gig in Deutschland, bevor es kommendes Jahr ein neues Album gibt. Wir werden Euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten!

26.09.19 Mannheim Alte Feuerwache



Editors
(ms) Oh, wie ich diese Band liebe. Die Editors wissen genau, wie man Dynamiken, Stimmungen und Energie aufbaut, zusammenfallen lässt und erneut noch höher türmt. Die Konzerte, die ich vom Quintett gesehen haben, waren stets eine Wucht. Tom Smiths Stimme ist natürlich maßgeblich für den Erfolg der Band verantwortlich, ich bin ihr auch verfallen. Nun bringen sie am 25. Oktober ein Best Of raus, das da Black Gold heißt. Dazu gibt es auch eine passende, neue Single (s.u.). 13 alte und 3 neue Tracks sind darauf enthalten. Ich weiß gar nicht, ob das reicht bei einer Band wie den Editors. 13 Songs von sechs Alben auszusuchen muss ja unglaublich schwierig sein und ich hätte der Liste sicher noch ein paar Lieder hinzugefügt. Ob sich eine Anschaffung lohnt? Schwer einzuschätzen! Als Fan: Natürlich. Allein der Sammlung wegen. Ansonsten sind Best Ofs ja meist nur dazu da, um die Bandkasse aufzufüllen. Wie dem auch sei... Immerhin ist es ein feiner Anlass für eine ausgiebige Tour im kommenden Jahr, die sie auch in unsere Gefilde spülen:

31.01. Düsseldorf - Mitsubishi Electric Halle
03.02. Berlin - Velodrom
22.06. Hamburg - Stadtpark
07.02. Wien - Gasometer

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