Russkaja in Rotenburg, Niedersachsen. Foto: luserlounge |
Je nach dem, wen man sich anschaut - Stichwort Größenordnung, Bekanntheitsgrad, Logistik -, passiert das häufig in größeren Städten, deren Clubs die Erfahrung und Infrastruktur mitbringen und wo sich die Booker sicher sein können, dass die Leute zahlen und kommen.
In vielen Fällen fahren wir dafür durch die Gegend, um eben genau an diese Orte zu kommen.
Doch wie ist es, wenn ein Event in der Nachbarschaft, in der Provinz stattfindet?
In die Klein- und Mittelstädte verirren sich Bands mittlerer Bekanntheit so gut wie nie (selbst in den kleinen Großstädten - Gütersloh, Bremerhaven, Koblenz oder Heilbronn - verirren sich Bands, über die wir berichten, selten). Wie bekommt man sie dennoch dorthin und was bedeutet es für die Menschen, die dort wohnen?
Ein Grund für einen Gig in der Provinz sind Solidaritätsveranstaltungen; beispielsweise für Jugendzentren. Oder es sind Stadtfeste, die Bewegung in die verschlafenen Gegenden bringen.
Beispiel: Das Fest laut & draußen in Rotenburg, Niedersachsen, das vergangenen Freitag stattfand. Organisiert wird es von den Rotenburger Werken, eine Einrichtung für Menschen mit speziellen Bedarfen. Die Organisatoren haben die Bands Bitte Lächeln, Doctor Krapula, Stoppok und Russkaja an die Wümme geholt. Und die Innenstadt ist richtig voll gewesen, ein lauer Sommerabend und stabile Wetterverhältnisse haben die Menschen raus getrieben. Die Wartezeit am gut organisierten Getränkestand war ein weiterer Indikator, dass viel los ist. Insbesondere eine Band wie Russkaja ist für solche Veranstaltungen bestens geeignet. Nicht falsch verstehen: Man muss ihre Musik nicht kennen, um schnell viel Spaß zu haben. Der Mix aus Polka, Ska und Gitarrenrock und Bläsersound ist ansteckend. Zudem versteht Sänger Makazaria es ideal, wie man die Leute animiert. Die sonst so nervigen Festivalspielchen sind hier genau das richtige Mittel und dann nerven sie auch nicht mehr.
Meine Vermutung ist, dass die Leute nicht dort hin gegangen sind, um gezielt Russkaja oder eine der anderen Gruppen zu sehen. Sondern weil es halt die einzige Veranstaltung am Freitagabend war. Und dann noch so eine gute!
Solche Gigs in der Provinz sind wichtig für die Menschen vor Ort: sie bekommen etwas Tolles geboten; gewöhnlich - wie auch hier - umsonst. Aber sicher ist es auch toll für die Bands, mal nicht vor den immer gleichen Publikumsstrukturen zu spielen.
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