Eine Liga für sich. Foto: Martin Morris |
Und es gibt einige Exemplare, wo dieses Rezept nicht aufgeht. Entweder ist es so verschachtelt, dass man es gar nicht bemerkt (auch als großer Bewunderer von Konstantin Groppers Werk, sehe ich in keinem Get Well Soon-Song eine humorvolle Ebene, auch wenn er das mal behauptet hat), oder es ist so dermaßen plump, dass es nervt (viele altgediente Rap-Formationen leiden sicher darunter, Fanta4, Deichkind, Fettes Brot). DLDGG setzen sogar an mehreren Fronten der schmunzelnd unterhaltenden Musik an. Es sind auf der einen Seite die Songs, die durch ihre bittere Realität an Doppelbödigkeit gewinnen, wenn es darum geht, dass der Protagonist kein Geld in der Tasche hat, aber dennoch stilsicher den Alltag bestreitet. Auf der anderen Seite sind es die erzählten Geschichten, die an sich schon lustig sind, durch Carsten Friedrichs Art zu texten aber noch besser werden. Was ist Der Große Kölner Pfandflaschenbetrug für ein irrer Lächel-Ohrwurm!
Nun gibt es Nachschlag am Rock'n'Roll-Buffet. Denn Carsten Friedrichs, Tim Jürgens, Gunther Buskies, Fabio Papais und Heiko Franz versorgen uns mit neuem Stoff. Ja, richtig gelesen: Es gab einen Wechsel in der Besetzung und das auf Kosten des Saxophons. Sehr schade. Dennoch: Fuck Dance, Let's Art ist ein Kracheralbum mit Kracheralbumtitel! Es erscheint diesen Freitag bei Tapete Records. Wo auch sonst?!
Elf brandneue Songs mit 31 Minuten und 15 Sekunden Spieldauer warten auf den geneigten Hörer und man kommt voll auf seine Kosten! Los geht es mit Der Letzte Große Bohemian und der Sound ist unverwechselbar DLDGG: hohes Tempo, leicht verspielter Klang, mehrstimmiger Gesang im Refrain, klare Texte, die nicht überladen sind und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das heißt: kurzweilig und gut. Inhalt: Wie kann man stilsicher als Jobcenterkunde bestehen?! Tragikomik in Reinform. Frustration mit zwei Minuten und 18 Sekunden Spielzeit schlägt in dieselbe Kerbe (oder ist das die neue Ernsthaftigkeit?). Ein Rock-Hit mit Gitarrensolo, das für Ekstase auf der Bühne sorgen wird. Und die Band beweist fortlaufend Chuzpe! Wenn der Track, der den gleichen Namen trägt wie das Album, an sechster Stelle kommt und es ein Instrumental ist, dann hat man es geschafft: Scheiß' aufs Tanzen, lass uns Kunst machen.
Dann kommen die starken Storytelling-Lieder. Es geht los mit Der Glückliche Spion, der das Dechiffrieren liebte und fast einen Finger verlor. Doch der richtige Hit vom neuen Album ist Der Kleine Matratzenmarkt. Friedrichs beweist erneut, wie gut er den Alltag analysieren und ihn humorvoll und melodramatisch mit einer Geschichte anreichern kann. Ein Song über einen Matratzenladen mit so einer geilen Hoo-Hoo-Hookline im Refrain; das macht keine andere deutschsprachige Band, absolut genial!
Dass mit Escape From Martinique ein weiteres Instrumental kommt, könnte problematisch sein. Anderen Bands verzeihe ich das kaum, insbesondere weil die Platte so kurz ist, doch aus unerfindlichen Gründen ist das bei den Gentlemen kein Problem! Nun, beim letzten Song - Hässlich Und Faul, Musik Und Der HSV - werde ich als St. Pauli-Fan sicher etwas an Überwindung brauchen, um bald live mitsingen zu können, aber das Fußballherz kann da mal eben Pause machen.
Logisch, Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen erfindet auf ihrem fünften Studioalbum das Rad nicht neu, bleibt der eigenen Linie im Sound (ja, auch ohne Saxophon) und Text treu. Das Ergebnis ist eine Platte, die dem verkopften Alltag mehr als gut tut und live mit größter Wahrscheinlichkeit hervorragend aufgeht. Davon kann man sich hier in den kommenden Wochen überzeugen:
23.08. - Hamburg, Hafenklang (Record Release Show)
24.08. - Berlin, Schokoladen (Record Release Show)
02.10. - Mainz, Schon Schön
03.10. - München, Milla Club
04.10. - Ulm, Hudson Bar
05.10. - Stuttgart, Goldmarks
10.10. - Dortmund, Subrosa
11.10. - Hannover, Lux
12.10. - Wolfsburg, Sauna Club
30.10. - Potsdam, Waschhaus
31.10. - Leipzig, Naumanns im Felsenkeller
01.11. - Köln, Gebäude 9
02.11. - Osnabrück, Kleine Freiheit
27.12. - Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus
28.12. - Hamburg, Knust
29.12. - Berlin, Lido
31.10. - Leipzig, Naumanns im Felsenkeller
01.11. - Köln, Gebäude 9
02.11. - Osnabrück, Kleine Freiheit
27.12. - Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus
28.12. - Hamburg, Knust
29.12. - Berlin, Lido
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.