Foto: Mike R. Cruz Angeles |
Dabei ist Hanne Hukkelberg nicht die einzige Künstlerin, der wir das wünschen. Doch sie veröffentlicht an diesem Freitag (16. August) ein ganz großartiges Album.
Die Norwegerin macht unkonventionelle Musik, auf die man sich etwas einlassen muss, dann aber ganz schnell die darin innewohnende Schönheit entdeckt. Als grobe Leitlinie kann man sagen, dass Hukkelberg etwas zwischen Dear Reader und CocoRosie macht. Also: klasse Stimme, keine Angst vor außergewöhnlicher Instrumentierung, durchaus einen Hang zu ruhigeren Tönen, aber auch keine Furcht im nächsten Moment daraus komplett auszubrechen.
Zum Unkonventionellen gehört auch, dass das Album Birthmark nur neun Lieder beinhaltet und genau 30 Minuten lang dafür sorgt, den Alltag ganz schnell zu vergessen!
Bevor wir zu den einzelnen Songs kommen, hier noch ein paar harte Fakten zum neuen Werk: Hanne Hukkelberg veröffentlicht ihr sechstes Album auf ihrem eigenen Label Hukkelberg Music. Seit mehr als fünfzehn Jahren macht sie Musik und steuerte zuletzt die klangliche Untermalung zum norwegischen Dokufilm My Heart Belongs To Daddy bei. Hinter Birthmark steht eine ganz besondere Geschichte in der Entstehung: Die Lieder wurden alle via Improvisation geschrieben. Zudem saß sie dafür am Klavier ihrer verstorbenen Großmutter; was alles an Emotion halt in ein Album reingeht. Das große Tasteninstrument steht auch klanglich im Vordergrund bei den neun Songs. Außerdem - Stichwort Unkonventionalität - nutzt sie als Percussion ein paar Haushaltsgegenstände. Hat sie vielleicht bei Hauschka oder Käptn Peng abgeguckt?
Wie klingen nun die Lieder auf Birthmark?
Der gleichnamige erste Track ist mit einer Minute Spielzeit eher ein Intro, arbeitet mit Samples und Sythie-Flächen und endet zu guter Letzt mit einem verzerrten Lächeln. Mit Samples geht es auf Don't Dream weiter, dieses Mal von Bläsern und den angesprochenen Percussion-Ersatzteilen. Der Track spielt durchaus mit Dissonanzen und arhythmischen Arrangements ohne jedoch unangenehm fürs Ohr zu werden. Mit Rules wird es poppig oder soulig; die Presse-Infos sprechen auch von R'n'B, meinetwegen. Die immer noch nonkonform klingenden Sounds regen hier jedoch extrem dazu an, dass daraus ein astreiner Ohrwurm wird, denn dieses Lied baut sich hervorragend auf und macht eine Menge Freude. Insbesondere durch den Uhh-huu-Gesang. Crazy ist die erste Auskopplung (s.o.) und das ist kein Wunder. Die Dame hat Jazz studiert, ist also vom Fach und weiß, was gut ins Ohr geht. Schöne Xylophon-Sounds sorgen hier für ein sehr harmonisches Gesamtbild. Stichwort Percussion und Alltagsgegenstände: die ersten Geräusche auf Catch Me If You Can klingen so, als ob sie eine mit Kleinigkeiten gefüllte Holzbox schüttelt.
Bei Faith kommt man einfach auf das innewohnende Thema: die großen Fragen. Die stellt Hukkelberg immer wieder auf dem Album; bei diesem melancholischen Song so: "Can you explain what's in your brain / Can you explain the places you've been / Can you explain all the things you've seen". Davon erzählen: sicherlich. Sie erklären: Heikle Aufgabe!
Mein Vorschlag: For The Young And Bold I sollte die nächste Single werden! Beatboxing ist zu vernehmen, dazu gesellt sich ein verspieltes Klavier und später dann ein insgesamt satter Beat!
Birthmark ist ein musikalisch anspruchsvolles Album. Ob es sich gut eignet, um nebenbei zu laufen, muss man selbst ausprobieren. Mir hat es schnell sehr gut gefallen, weil es außergewöhnlich ist. Außergewöhnlich schön und außergewöhnlich schlau arrangiert. Das kann man sich im Herbst genau hier anschauen:
12.10. - Essen, Peng Festival
13.10. - Hamburg, Turmzimmer
14.10. - Berlin, Monarch
16.10. - Frankfurt, Mousonturm Lokal
17.10. - Hannover, Feinkost Lampe
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