Freitag, 19. Juli 2019

KW 29, 2019: Die luserlounge selektiert!

Bild: ulus29.com
(ms/sb) Kurz vor meinem 17. Geburtstag war ich das erste Mal auf einem Festival, es war das Open Flair und eine riesen Sache, wenn man aus einer kleinen, verschlafenen Stadt kommt. Und was gab es da zu sehen? Zwei Bühnen, ein Kleinkunstzelt. Musik und gute Unterhaltung eben. Letztes Jahr auf dem Open Flair gab es gefühlt acht Bühnen und fünf Tage Dauerprogramm. Nicht falsch verstehen, ich mag das Open Flair wie kein zweites Festival!
Bei allen anderen größeren Festivals geht das ja genauso und noch schlimmer. Während ihr das hier gerade lest, ist die eine Hälfte der luserlounge beim Deichbrand Festival an der Nordsee. Ohne Scheiß: Da kann man Helikopter-Flüge unternehmen. Und das, wenn die Organisation gleichzeitig ein Green Camp anbietet. In Zeiten von Greta Thunberg und FFF reiner Hohn. Dazu ein Riesenrad, für das man sicher extra Eintritt zahlen muss. Obendrauf allerhand Klimbim wie organisierte Flunkyball-Turniere, Yoga-Kurse und eine riesige Rossmann- und Aldi-Filiale. Was soll das?! Fahre ich in den Club-Urlaub inklusive Mitmach-Animations-Programm und lustigem Club-Tanz, der am Ende aufgeführt wird?
Ich will auf einem schäbigen Acker zelten, morgens ein lauwarmes Dosenbier öffnen, mich ein paar Tage gehen lassen und natürlich Bands ohne Ende sehen. Hinweg mit diesem durchkommerzialisierten Müll!

Whitney
Eine Interpretationsmöglichkeit von Kraftwerks Autobahn ist, dass der lange, teils doch recht monotone und textlich wenig umfangreiche Track den Geist des Autofahrens einfängt. Fahren um des Fahrens willen, reiner Selbstzweck. Meist passiert ja halt auch nicht viel. Insbesondere auf den großen Straßen. Das zeigt auch das amerikanische Duo Whitney auf ihrer neuen Single Valleys (My Love). Und ihre Art der Musik ergänzt das schöne Video auf bezaubernde Weise. Es ist ganz entspannter Folkpop, der von der Verspieltheit des Arrangements lebt. Der Song ist die zweite Auskopplung des kommenden Albums Forever Turned Around, das am 30. August erscheint. Absolute Besonderheit der Band: Der Schlagzeuger Julien Ehrlich ist gleichzeitig der Sänger, ergänzt um Gitarrist Max Kakacek. Sie sind sogar bald hierzulande zu sehen:

01.08.2019 - A Summer’s Tale
03.08.2019 - Appletree Garden Festival
08. - 10.08.2019 - Haldern Pop Festival, Rees
10.11.2019 - Köln, Luxor
14.11.2019 - München, Strom
15.11.2019 - Berlin, Lido



Niels Frevert
Vor vielen, vielen Jahren wurde mir mal gesagt, dass man ein bestimmtes Alter braucht, um gewisse Musik zu verstehen. Da war ich nicht mal volljährig. Bald darauf wusste ich genau, was mit dieser Aussage gemeint ist. Neben Erscheinungen wie Diskuspop (lassen wir hier mal außen vor) gehört der wunderbare Niels Frevert mit seiner Musik dazu. Die Lieder und Texte sind oft klar, häufig jedoch auch enorm kryptisch und immer wunderschön. Treffend habe ich es mal als Dreieinhalbminuten-Romane gelesen. Genau das stimmt. In kürzester Zeit nimmt Frevert den aufmerksamen Hörer mit in eine Geschichte, in eine Begebenheit, in ein Setting und lässt ihn da auch ganz sanft wieder raus. Das ist wahre Kunst des Textens als auch des Songwritings. Nun gibt es bald wieder neues Material und man darf sehr gespannt sein. Am 6. September erscheint via Grönland Records die neue Platte Putzlicht. Und weil Niels Frevert natürlich Understatement verkörpert, ist der erste Höreindruck der Platte kein aufwendig gemachtes Video, sondern eine Akustik-Version. Der Song heißt Ich suchte nach Worten für etwas, das nicht an der Straße der Worte lag. Allein damit ist doch alles gesagt, oder? Wir halten Euch auf dem Laufenden, doch die Konzert-Termine solltet Ihr Euch schon mal notieren:

09.10.19 Essen - Zeche Carl
10.10.19 Köln - Club Bahnhof Ehrenfeld 
11.10.19 Frankfurt - Nachtleben 
12.10.19 Münster - Gleis 22 
16.10.19 München - Orangehouse 
17.10.19 Dresden - Scheune 
18.10.19 Berlin - Heimathafen 
19.10.19 Hamburg - Mojo Club



Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
Kommen wir zu einer anderen Formation, die das Spiel mit Sprache verinnerlicht hat. Man sagt etwas zu schnell, dass es die Nachfolgeband von Superpunk ist. Doch Fakt ist, das genau das halt stimmt. Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen versorgen uns wieder mit neuem Material. Und wieder einmal heißt die Leitlinie: Sich selbst bitte bloß nicht zu ernst nehmen, auf der beschwingten Seite durch das Leben tanzen, immer freundlich und humorvoll blieben. Und wenn melancholisch, dann so, dass man es nicht so direkt hört. Die Platte heißt daher auch Fuck Dance, Let's Art und erscheint selbstverständlich bei Tapete Records! Am 23. August ist es soweit und mit Ich verlieb mich wieder in mich kann man schon reinhören. Dazu gibt es ein catchy schwarz-weiß Video inklusive Hunden. Na, die Hamburger verstehen genau, womit man die Leute so richtig begeistern kann. Mit der Platte wartet nichts anderes, als ein neues Feuerwerk des augenzwinkernden Storytellings mit dem Herz am rechten Fleck! Das gibt's dann hier auch live:

22.08.2019 Berlin / Radiokonzert Flux Fm
23.08.2019 Hamburg / Hafenklang (Record Release Show)
24.08.2019 Berlin / Schokoladen (Record Release Show)
02.10.2019 Mainz / Schon Schön
03.10.2019 München / Milla
04.10.2019 Ulm / Hudson Bar
05.10.2019 Stuttgart / Goldmarks
10.10.2019 Dortmund / Subrosa
11.10.2019 Hannover / LUX
12.10.2019 Wolfsburg / Sauna-Klub
30.10.2019 Potsdam / Waschhaus
31.10.2019 Leipzig / Naumanns
01.11.2019 Köln / Gebäude 9
02.11.2019 Osnabrück / Kleine Freiheit
27.12.2019 Bremen / Lagerhaus
28.12.2019 Hamburg / Knust
29.12.2019 Berlin / Lido



Fabian Römer
Lasst uns mit etwas Positivem beginnen: bereits zwei seiner Alben konnte Fabian Römer in den Top 10 der deutschen Album-Charts platzieren und auch L_BENSLAUF wird das vermutlich schaffen. Songs wie Kalenderblätter oder Blauwalherz waren einfach zu präsent (und auch zu gut), um sie zu ignorieren und so setzt Römer auch auf seiner neuen Scheibe auf bewährte Muster. Das ist glatt, das eckt nicht an, das tut keinem weh, das kann bestens im Radio laufen - aber es berührt halt auch nicht und wirkt auf die Dauer beliebig, austauschbar und mitunter sogar etwas langweilig. Vielleicht bin ich einfach die falsche Zielgruppe, aber ich hatte mir deutlich mehr von dem Album erwartet, zumal mir - wie beschrieben - ein paar seiner Songs in der Vergangenheit wirklich gefallen hatten. Im Endeffekt spielt Fabian Römer mit seinen Tracks in einer Liga mit Cro, denn Raop, also eine Mischung aus Rap und Pop, beschreibt es wohl am besten, was man zu hören bekommt. Blöd ist halt, dass der Rap-Part meist etwas uninspiriert daherkommt und die Pop-Passagen mich persönlich nicht ansprechen. Musik ist aber ja Gott sei Dank Geschmackssache und ich bin mir sicher, dass Fabian Römer sein Publikum auch diesmal wieder finden und kommerziell erfolgreich sein wird - und das gibt ihm ja letztendlich Recht.


Loriia
Immer wieder tauchen Songs aus dem Nichts auf, die genremäßig so gar nicht dem entsprechen, was mir gefällt, mich dann aber beim Hören so ansprechen, dass ich echt gern wüsste, wer das denn nun ist. So kürzlich geschehen, als ich zuhause den doch sehr großartigen Internetradiosender PULS wählte und mir eine junge Dame entgegenschmetterte, man solle sie doch wie einen Löwen behandeln. Ein kurzer Blick zum Display: Loriia. Nie gehört. Aber gefällt mir. Und nur ein paar Tage später landete die EP dieser Loriia in unserem Luserlounge-Postfach... Ob man das jetzt Schicksal nennen soll, weiß ich nicht, aber gefreut habe ich mich auf jeden Fall sehr. Nehmen wir es vorweg: Lion ist der stärkste Track auf Heaven (is not made for you) (VÖ: 26.07.), aber auch Basement und Blackbird wissen zu gefallen - gar keine schlechte Quote für einen 5-Track-Release, oder? Der Gesang kommt teilweise recht soulig über, die Begleitung ist eher elektronisch und die Kombination aus den Komponenten erfindet das Musik-Rad zwar keineswegs neu, ist aber eine erfrischende Ergänzung und weiß zudem durch überdurchschnittliche Lyrics zu punkten.


Fiva
Ach Nina, Du bist einfach toll! Ich weiß gar nicht, seit wie vielen Jahren ich nun schon Deine Karriere verfolge, aber Du schaffst es immer wieder, mich durch Deine megasympathische Art und Deine durchdachten, intelligenten und liebenswerten Texte zu überzeugen - und live bist Du ja sowieso fantastisch. Das neue Fiva-Album namens - na klar - Nina kommt am 25.10., ab heute gibts die erste Singleauskopplung Auf Mich auf die Luser. Freude. Und bitte ganz schnell mehr davon!


Egotronic
Vor zehn Jahren habe ich das erste Mal Egotronic live gesehen. Das war wenig später wie das Setting aus dem kleinen Einleitungstext. Vor einem Monat habe ich sie zum letzten Mal gesehen. Allein in den zehn Jahren hat sich eine Menge getan um Torsun und Co. Stil und Bandbesetzung haben sich grundlegend verändert; vom Electropunk zum analogen Punkrock. Eine durchaus löbliche Entwicklung meines Erachtens. Doch hat die Musik, insbesondere der Inhalt, definitiv an Charme verloren. Das ist jetzt bei dem neuen Track Linksradikale zu hören. Da wünscht sich jemand die RAF wieder, das klingt in meinen Ohren schlimm postpubertär. Selbst würde ich mich auch als tendenziell links sehen, denke jedoch, dass das Gewaltmonopol beim Staat ganz gut aufgehoben ist. Wahrscheinlich wird sich ein ähnlicher inhaltlicher roter Faden durch das kommende Album Ihr Seid Doch Auch Nicht Besser (VÖ: 13. September natürlich bei Audiolith) ziehen. Für mich gibt es mittlerweile keine ersichtlichen Grund mehr, Egotronic zu hören. Aber der Spaß sei der Band gegönnt.

25.10.2019 Hamburg - Knust
26.10.2019 Hannover - Café Glocksee
02.11.2019 Limburg - Huhn aufs Eis Festival
07.11.2019 Kassel - Goldgrube
08.11.2019 Karlsruhe - Substage
09.11.2019 Koblenz - Circus Maximus
16.11.2019 Husum - Speicher
23.11.2019 Oberhausen - Pressure Air Festival
30.11.2019 Salzwedel - Hanseat
06.12.2019 Saalfeld - Klubhaus
07.12.2019 Würzburg - Cairo
14.12.2019 Berlin - Festsaal Kreuzberg
20.12.2019 Mainz - Schon Schön
21.12.2019 Roßwein - Jugendhaus
14.02.2020 Köln - Gebäude 9
28.02.2020 Jena - Kassablanca
21.03.2020 Dresden - Scheune
17.04.2020 Leipzig - Werk2


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