Batushka. Foto: Jacob Dinesen |
Batushka veröffentlichen am Freitag (12. Juli) ihr zweites Album. Es heißt Hospodi und hat hat ordentlich Dampf zu bieten! Der Albumtitel ist eine Bezeichnung für Gott aus dem Altslawischen.
Machen wir dafür einen kleinen Ausflug in die Welt der christlichen Mystik. Dies ist nicht gleichzusetzen mit Okkultismus. Okkultes ist im weitesten Sinne Esoterik, paranormale Erscheinungen und andere nicht-wissenschaftliche Parts im religionsähnlichen Bereich. Mystik hingegen hat eine lange Tradition in der Kirche. Mystik ist das Verborgene, Geheimnisvolle, Unausdrückbare. Persönliche Erfahrungen sowie die Einswerdung mit Gott, die sogenannte Unio Mystica, sind dabei von zentraler Bedeutung. Dabei soll die Seele oder der menschliche Geist mit einer letzten und höchsten Wahrheit vereint werden und eine besondere Form menschlichen Erkennens und Verhaltens verstanden sein. Warum nicht mit Brechstangenmetal aus Polen?
Batushka arbeiten zudem mit zentralen Elementen der byzantinischen Kultur und der orthodoxen Kirche. Zu hören ist das im mönchsähnlichen Gesang, der durch das klassische Gekreiche des Black Metal ergänzt wird. Doch zum Glück zieht sich dieser gutturale Gesang auf Hospodi nicht gänzlich durch, nervt also nicht sondern fügt sich zu einem durchaus harmonischen Gesamtbild.
Allein aus diesen äußeren Merkmalen kann man schon festhalten: Hospodi ist ein sehr vielschichtiges Album und die Spielereien der Band keine Attitüde, sondern sie haben sich tiefgehend damit beschäftigt.
Kommen wir zum Kern der Veröffentlichung: Wie klingt das nun also?
Der Beginn macht schon mächtig neugierig. Denn: Auf Wozglas sind zweieinhalb Minuten nur Glockenschläge und polnischer Mönchsgesang (ich nenne das einfach mal so, stimmt wahrscheinlich gar nicht, aber so kann man sich etwas drunter vorstellen) zu hören. Und danach geht es rund. Die Lieder verschmelzen zwar ineinander, doch die einsetzenden etwas schwerfälligen Gitarrenriffs geben das Leitmotiv für die kommenden Lieder. Dann setzt ein wirbelndes Schlagzeug (Achtung: massiver Einsatz der Dubblebass!), dazu kommt noch mehr Gitarre und der Black Metal-typische Gesang. Das ist brachial, aber extrem harmonisch und ausgefeilt. Dziewiatyj Czas macht schon viel Spaß! Und immer wieder chorischer Gesang, sehr raffiniert!
Natürlich steckt da - wie bei Ghost - viel Kalkül für ein Gesamtbild hinter, aber es geht hervorragend auf!
Wobei man für alle Freunde der nicht so harten Gangart sagen muss: Es gibt auch immer wieder recht (hard)rockige Parts, es ist kein Dauerfeuerwerk. Das sorgt für Pausen und etwas Entspannung zwischendurch, wie man in Powieczerje gut hören kann. Die Stücke sind abwechslungsreich und spannend. Worum es in den Texten geht? Puh, schwer das detailliert zu sagen. Doch Presse-Text und die Gesamterscheinung lassen auf Christliches, Orthodoxes, Religiöses, Mystisches schließen.
Klar, man merkt, dass hier keine Metal-Profis schreiben, aber ab und an läuft doch gerne solche Musik durch meine Kopfhörer und Boxen. Batushka vereinen vielleicht die Stärken ihrer Landsleute Behemoth und der schon erwähnten Ghost, ohne deren Schwächen mitzuschleppen.
Wenn das Album dann noch mit einer dreiteiligen Video-Saga begleitet wird, ist das ein vollendeter künstlerischer Rahmen, dem ich mich gerne hingebe.
Hört mal rein, gebt der Musik eine Chance, sie kann schneller verzaubern, als man glaubt!
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