Samstag, 29. Juni 2019

Live in Bremen: An Horse

Micah Erenberg (l.) mit Damon und Kate. Foto: privat
(ms) Freitag Abend. Bremen. Die Weser ruft. Man hört ja viel Schlechtes aus dem kleinsten Bundesland; hohe Schulden und viel Arbeitslosigkeit und das Ergebnis der letzten Bürgerschaftswahl. Aber man muss auch sagen, dass die Stadt viel, viel Tolles zu bieten hat. Eine zum Teil wirklich schöne Innenstadt, viele feine Häuschen und anderweitige Bauten und natürlich der große Fluss. Bernd Begemann lag schon richtig: In Städten mit Häfen haben die Menschen noch Hoffnung.
Zum Beispiel auf gute musikalische Abendunterhaltung. Die lieferten gestern An Horse und Micah Erenberg. Es war der letzte Gig ihrer gemeinsamen Tour und zum aktuellen Album Modern Air, das das australische Duo erst kürzlich vorgelegt hat. Die Definition von sauberem Indie-Gitarren-Rock! Der Tower - ein wirklich schnuckeliger Club in Bahnhofsnähe - war anfangs überschaubar gefüllt, doch insgesamt 50 Leute haben den Weg schlussendlich doch gefunden.
Und sie wurden belohnt! Denn der Singer/Songwriter Micah Erenberg wusste die Besucher sehr gut zu unterhalten. Nicht nur seine Ansagen ließen die Gesichter schmunzeln, die Songs schlugen zum Teil in die gleiche Kerbe; beispielsweise als er davon sang, wie ihm als Kind Morphium nach einem Unfall verabreicht wurde. Und: Er sah nicht nach so einer guten Stimme aus. Die hat er toll beherrscht, ein guter Sänger! Das kann man mal so nüchtern festhalten.



Für An Horse musste gar nicht viel umgebaut werden. Kate und Damon brauchen ja nur Gitarre und Schlagzeug. Ich war ja sehr gespannt, wie gut sie live zu zweit den Sound der Platte durch die Boxen prügeln können. Klar, ab und an haben sie sich mit elektronischen Hilfen unterstützt, wenn sie mehr Bass brauchten. Aber sonst ging dieser Plan extrem gut auf. Sie arbeiten mit weniger Schnickschnack als beispielsweise Wye Oak, doch genau damit haben sie das Indie-Herz voll getroffen!
Die beiden haben herrlich abgeliefert. Es war nicht nur ein super Konzert, die beiden sind halt auch irre sympathisch. Kate meinte zu Beginn, dass es bei einem Konzert darum ginge, Energie auszutauschen zwischen Publikum und Band. Genau das fand statt. Und nicht nur mit den älteren Hits wie Camp Out und Postcards, sondern auf den ganzen Perlen von Modern Air: This Is A Song, Started A Fire oder dem extrem starken Live Well.
Ohne jeglichen Anflug von Nostalgie kann man guten Gewissens behaupten, dass der gute alte Indie-Rock von vor zehn Jahren live immer noch herrlich mitreißend ist. Und man darf hoffen, dass Kate und Damon und auf jeden Fall auch Micah bald wiederkommen!



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