Freitag, 21. Juni 2019

KW 25, 2019: Die luserlounge selektiert

Quelle: leipziger-jahresausstellung.de
(sb/ms) Tatsächlich ist Scheeßel gar nicht so weit weg von mir. Dort steigt seit gestern das Hurricane Festival. Für eine sehr spontane - aber bislang noch nicht eingetretene - Entscheidung, doch noch hin zu gehen, habe ich mich in den letzten Tagen in einer Facebook-Gruppe umgeschaut, wo Tickets verkauft und gesucht werden. Ein hochspannendes Pflaster so eine Tauschbörse in den sozialen Netzwerken. Je näher der Donnerstag (respektive der heutige Freitag) kam desto rauer wurde der Ton. Die ein oder andere moralische Diskussion um Drückerpreise kam auf. Zudem wurden Betrüger entlarvt und mit Bild dargestellt. Es ging interessanterweise nicht nur um reguläre Tickets inklusive Camping. Nein, nein! Das Hurricane hat mehrere Camping-Kategorien; von normal bis Platin ist alles dabei. Am begehrtesten waren wohl die Grüner Wohnen-Karten. Da würde ich gerne wissen, wo genau der Unterschied liegt. Und zwar nicht im Vorhinein, sondern am Montag. Auch Plaketten für die Wohnmobil-Plätze waren heißbegehrte Ware. Das las sich wie ... ja, schwer zu vergleichen ... ebay-Kleinanzeigen für den Festivalmarkt vielleicht!
Doch wir sind die luserlounge. Nicht auf dem Hurricane. Sondern beim guten Geschmack: selektiert!

Deutsche Laichen
Der Gedanke war Folgender: Wir finden unser Mindset und unsere Lebensweise nicht in der Musiklandschaft abgebildet. Also gründen wir eine eigene Band. Dabei kam heraus: Deutsche Laichen! Das Quintett aus Göttingen macht Punkrock mit Ansage. Am 19. Juli erscheint über das geschmackssichere Label Zeitstrafe der Erstling, der auf den Bandnamen hört. Wie das klingt?! Nach einer wilden Kreuzung aus sookee und Pascow, würde ich behaupten. Seit dieser Woche kann man hören, was zu erwarten ist. Die Single heißt Emanzenlesbenschlampe (hui, erinnert stark an Beth Ditto) und hat eine brilliante Spieldauer von einer Minute und sechsundzwanzig Sekunden. Voll auf die Zwölf also. Ab dafür:




Tora
Wir können auch ruhiger und elektronisch. Und diese Sparte kommt diese Ausgabe von #selektiert aus Australien. Das Quartett heißt Tora und veröffentlicht am 9. August ihr drittes Album Can't Buy The Mood. Dies ist kein Haudraufelectro, sondern ich würde es unter Easy Listening Electro verorten. Ein wenig vergleichbar mit den früheren Sachen von Sohn. Lässt man sich ein wenig drauf ein, wird schnell klar, dass die vier Herren nicht einfach nur an irgendwelchen Knöpfen und Pedalen drehen, sondern dass sie ein großes Gespür für Groove haben. Der Kopf fängt beim Hören ganz unbewusst an zu wippen. Und da das so schwer in Worte zu fassen ist, bitten wir euch einfach mal reinzuklicken und -hören:



#zweiraumsilke
Ja, wissen wir auch. Ein Hashtag als Name mag nach aktueller Coolness klingen, sieht meines Erachtens aber mehr als bescheuert aus. Damit haben wir auch alles Schlimme, was es über #zweiraumsilke zu berichten gibt, berichtet.
Aus Erlangen kommen diese elf (in Zahlen: 11) Menschen, die Moop Mama und Meute Konkurrenz machen wollen. Es ist: Brassmusik mit Rapgesang. Was bei den anderen funktioniert, kann einfach nochmal funktionieren. Wichtig: Das ist keine billige Kopie des Bekannten. Sie haben sich Bass und Gitarre dazugehört, um einen wahnsinnig fetten, ansteckenden Sound zu kreieren. Der Keno heißt hier Flow und macht seinem Namen alle Ehre. Einige Videos sind schon erschienen, nun folgt heute das Debut-Album Detox! Ja, diese Art von Musik muss einfach der Begleiter für den Sommer sein, anders geht das nicht. Überzeugt euch selbst:

08.06. Reichenau, Early-Bird Open-Air
23.06. Nürnberg, Katharinenruinen, Release Open Air



Dope Lemon
Und einen richtig großen Namen haben wir auch noch für euch. Denn er ist nicht nur mit seiner Schwester Julia unterwegs, sondern auch allein. Dann nennt sich Angus Stone Dope Lemon. Das ist insofern spannend, da die letzte Platte als Duo, Snow, gar nicht mal so gut war. Eher irre belanglos. Doch die Chancen stehen gut, dass Smooth Big Cat ein Hinhörer wird. Denn die Single Salt & Pepper ist nicht nur unwiderstehlich cool, sondern bringt auch noch ein massiv lässiges Video mit sich. Angus Stone geizt nicht damit, seinem Künstlernamen alle Ehre zu machen, wenn man sich diesen fünfminütigen, leicht psychedelischen Trip reinzieht. Die Platte erscheint am 12. Juli und später im Jahr ist er dann auch live zu sehen. Wenn der Gig wie die Single wird, hab' ich jetzt schon Bock:

17.09. Berlin - Huxleys
18.09. Hamburg - Reeperbahn Festival
20.09. Köln - Live Music Hall
21.09. München - Muffathalle
22.09. Zürich - Plaza



Frightened Rabbit
Am 10. Mai 2018 erreichte uns die traurige Nachricht, dass man die sterblichen Überreste von Scott Hutchison, dem Sänger von Frightened Rabbit, gefunden habe. Ich hatte die schottische Band gerade erst für mich entdeckt, mir deren Alben zugelegt, Songs lieben gelernt und dann sowas. Was für ein Verlust! Mit Hutchison verlor die (Musik-)Welt nicht nur einen herausragenden Songwriter, sondern auch einen sehr sensiblen Menschen, der leider eines Tages nicht mehr mit der Welt und seinen Herausforderungen zurechtkam. Was zurückbleibt, ist seine Musik und das Bewusstsein, dass das Thema "Depressionen" noch immer nicht ausreichend in unserer Gesellschaft angekommen ist. Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum des Frightened Rabbit-Albums The Midnight Organ Fight sollte 2018 eine spezielle Version des Longplayers erscheinen, an dem Hutchison noch maßgeblich beteiligt war. Statt des üblichen Re-Releases mit Bonus-Tracks, Demos etc. sollte etwas komplett Neues entstehen, Freunde und Begleiter der Band sollten sich künstlerisch austoben, Hutchison selbst gab jeden einzelnen Song frei und arbeitete zum Zeitpunkt seines Tods am Artwork.
Mit etwas Verspätung ist es nun aber so weit: Tiny Changes (VÖ: 12.07.) ist dabei nicht nur eine Verneigung vor The Midnight Organ Fight, sondern auch eine Hommage an Scott Hutchison. Der Albumname steht zudem für die Charity-Einrichtung, die Scotts Familie und seine Band ins Leben riefen, um Kindern und Erwachsenen mit seelischen Problemen zu helfen.
Das Album selber enthält siebzehn Cover-Versionen von Frightened Rabbit-Songs, interpretiert u.a. von Biffy Clyro, Benjamin Gibbard (Death Cab For Cutie), Wintersleep und Josh Ritter. Sobald uns die Scheibe vorliegt, wird es einen ausführlicheren Review dazu geben!


Yusuf Sahilli
Einen haben wir noch! Denn wir sind ja leicht zu ködern und dennoch geschmackssicher. Das ist die luserlounge. Und wenn es einen Künstler gibt, der am längsten Tag der nördlichen Hemisphäre - auch Midsommer genannt -, der gleichzeitig Welt-Yoga-Tag ist, ein dazu passendes Lied samt Video raus bringt, dann müssen wir es verbreiten. Denn Yusuf Sahilli hat nicht nur einen wunderbar schönen Indie-Track namens Icarus Falling geschrieben, sondern sein Freund Gosha Loshadkin hat dazu ein wunderbar animiertes Video gezaubert. Schaut es euch an, hört tief rein und lasst euch in andere Sphären verzaubern!

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