Sonntag, 16. Juni 2019

Live in Weyhe: Aufmucken gegen Rechts

Turbostaat liefern ab. Foto: luserlounge
(ms) Es gibt überall gute Leute, die sich engagieren, Menschen zusammen bringen, ein Ehrenamt bekleiden und sich gegen die Deppen positionieren. Unter anderem gehören da die Menschen von aufMUCKEn gegen Rechts zu. Der gemeinnützige Verein aus Weyhe (südlich von Bremen) gehört dazu und veranstaltet seit 2001 ein Festival im Grünen. Anfangs waren es nur ein paar Jugendliche, die dem Treiben der Nazis vor Ort nicht länger zugucken wollten und nun ist das eine sehr professionelle Angelegenheit, die gut organisiert ist. Dazu gehört auch das Bereitstellen eines Shuttlebusses zum Bahnhof, sehr freundlichen Securities, guten Bierpreisen und überall strahlende Menschen. Sehr gut hat mir ein Dosenwerfen mit dem Slogan Kostenlos Rechte wegballern gefallen! Da haben wir uns natürlich nicht bitten lassen und den Volldeppen eins auf die blecherne Zwölf gegeben.
Nach überstandenem Regen - kurz aber kräftig - kam die Sonne raus und The Busters haben zu diesem typischen Sommertag die ideale musikalische Begleitung aus dem Hut gezaubert. Skarock vom Allerfeinsten. Nicht nur die beiden Sänger, sondern auch die drei Bläser (Trompete, Posaune, Tenorsaxophon) haben keine Beine stillstehen lassen. Es folgten Liedfett - sorry an dieser Stelle, wir saßen währenddessen gemütlich zusammen und haben gequatscht, uns erfrischt und was gegessen.
Kostenlos Rechte wegballern!

Dann folgte die erste Band, die mich dazu getrieben hat, diesen feinen Ausflug zu unternehmen: Waving The Guns. Die Rostocker haben ein weiteres Mal bewiesen, wie guter Rap funktioniert und dass man für eine klare Positionierung keine weitschweifigen Reden auf der Bühne halten muss. Die Hits der drei Alben wurden abgefeuert und mein Herz erfreut! Da war auch egal, ob zu Beginn das Mikro nicht so richtig mitmacht. Danach stieg die Vorfreunde noch ein kleines Stückchen, denn Turbostaat spielten! Seitdem ihr Live-Album Nachtbrot draußen ist, läuft dieses regelmäßig bei mir, weil saustark. Ich habe sie länger nicht live gesehen und sie haben gezeigt, was sie können. Sie wirkten anfangs vielleicht etwas distanziert, doch die Leute vor der Bühne zeigten durch einen ordentlichen Moshpit, wie ihre Musik ankam! Das Lächeln im Gesicht war sehr groß.
Zum Schluss spielten Egotronic und ich fühlte mich gut zehn Jahre zurückversetzt. Deren Songs laufen bei mir nur noch äußerst selten, aber es war ein schönes Wiedersehen. Ich glaube auch, dass die Punk-Attitüde der Band wesentlich besser steht als die Electropunk-Seite. Doch ganz ehrlich: Mich holen sie nicht mehr ab. Anders bei den anderen Besuchern. Daher: Alles gut!

Das war eine ganz feine Veranstaltung, bei der das Team stets die Bands angesagt haben. Und natürlich lädt solch ein Festival dazu ein, über dessen Sinnhaftigkeit zu diskutieren. Kuscheln wir links-grün Versifften einfach untereinander? Betrinkt man sich gemütlich auf einer schönen Wiese zu netter Musik?
Nein, nein! In Zeiten, wo der rechte Mob ungezügelter wird, politisch Rechte in Mannschaftsstärke in den Parlamenten sitzen und Selbstverständlichkeiten des menschlichen Miteinanders in Frage gestellt werden, müssen solche Veranstaltungen stattfinden. Natürlich auch um Spaß zu haben, sondern hauptsächlich durch Anwesenheit und das Gespräch die Menschen stärken, die sich toll engagieren!

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