Gern in s/w. Foto: Konrad Schmidt. |
Erinnert sich noch jemand an Adiemus? Unter diesem Namen wurden in den 90ern und frühen 00er Jahren einige recht erfolgreiche Alben veröffentlicht. Hinter dem Chor- und Orchesterprojekt steckt der walisische Musiker Karl Jenkins. Einzelne Lieder und Konzerte waren damals im Fernsehen sehr gängig. Als Kind fand ich das auch irgendwie cool und bekam eines Tages eines der Alben geschenkt, ich glaube es war der dritte Teil Namens Dances of Time. Als Kind hatte ich einen hochgradig schrägen Musikgeschmack, so war es kein Problem danach DJ Bobo zu hören. Nun ja, olle Kamellen.
Irgendwann kam meine Schwester in mein Zimmer und meinte, was das denn für eine Jesus-Musik sei.
Ja, es waren harte Zeiten.
Wie komme ich drauf?!
Ganz einfach: Letzten Freitag (3. Mai) hat Martin Kohlstedt sein neues Album Ströme veröffentlicht. Es ist phantastisch geworden. Und aus diesem Grund ist der Einstieg ein unpassender Vergleich. Denn Kohlstedt arbeitet auf dem Album mit dem Gewandhaus Chor Leipzig zusammen. Die sehr melodischen Gesänge, die - so scheint es mir nach vielen Durchläufen - ohne wirklichen Text auskommen, sind dann auch die einzige grobe Gemeinsamkeit mit Adiemus.
Kommen wir aber zur Platte an sich.
Wer das Werk von Martin Kohlstedt kennt, der weiß, dass das Klavier der Mittelpunkt seines Schaffens ist. Je nach Anlass, Ort oder Stimmung wird aus den klassisch anmutenden Tönen ein großer elektronischer Knall. Ein Set auf dem Fusion ist genauso möglich wie ein Auftritt bei den ARD Hörspieltagen. Dieser Wechsel ist mit viel Können, Gefühl und Leidenschaft verbunden, anders nicht erklärbar. So schwebt Ströme zwischen diesen beiden Polen.
So ist es auch hinfällig einzelne Lieder herauszupicken und deren individuelles Wesen zu beschreiben. Denn, und das ist ein wunderbares Kennzeichen dieser Neo-Klassik (oder wie auch immer man diese Musik nun etikettieren möchte), es funktioniert nur im Ganzen. Erst wenn man als Hörer die 47 Minuten und 58 Sekunden genossen (!) hat, dann kann man diese Gestalt erahnen und richtig eintauchen.
Cover der Platte |
So ist Ströme nicht nur ein extrem rundes, sehr harmonisches Album geworden, das mit viel Können glänzt. Sondern es ist auch die Aufforderung, sich Zeit zu nehmen, um aufmerksam zuzuhören. Egal ob auf der Couch, im Auto, aber ich glaube dass es draußen in der Natur am besten funktioniert. Jedes Lied, jeder Takt ist eine Belohnung.
So sollte man auf jeden Fall die Gelegenheiten wahrnehmen, wenn er mit Chor auf Tour kommt. Es könnte eine wunderbare Grenzerfahrung werden:
16.11.2019 Hamburg - Laieszhalle
17.12.2019 Erfurt - Alte Oper
18.12.2019 Berlin - Konzerthaus
08.02.2020 Hannover - Kuppelsaal
09.02.2020 Leipzig - Gewandhaus
Solo-Shows
06.11.2019 - Erlangen, Hugenottenkirche
07.11.2019 - Mainz, KUZ
08.11.2019 - Karlsruhe, Tollhaus
20.11.2019 - Bielefeld, Oetkerhalle
21.11.2019 - Moers, Bollwerk
22.11.2019 - Magdeburg, Moritzhof
23.11.2019 - Wuppertal, Stadthalle
28.11.2019 - Dornbirn, Spielboden
02.12.2019 - Basel, Kaserne
04.12.2019 - Zürich, Bogen F
05.12.2019 - Solothurn, Kofmehl
06.12.2019 - Düdingen, Bad Bonn
07.12.2019 - Schaffhausen, Kammgarn
08.12.2019 - Luzern, Schüür
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.