Freitag, 10. Mai 2019

KW 19, 2019: Die luserlounge selektiert

Quelle: facebook.com/pg/ijssalonmarkt19
(ms/sb) Okay, das Fusion Festival ist nicht die Art von Veranstaltung, die ich aufsuchen würde. Und ja, es liegt an der Musik. "So'n Goa-Quatsch im Osten, wo soll ich denn da duschen" hat Grim104 ja ganz richtig angemerkt. Smiley. Gehört habe ich zwei Standpunkte. Von Besuchern: Absolut klasse, hervorragende Atmosphäre und alles, was das Elektronikherz sich wünscht. Gegebenenfalls auch auf Droge ein paar Tage durchtanzen, alles wohl gar kein Problem.
Anderer Standpunkt kommt von einem Bekannten, der dort als Ersthelfer einen 24-Stunden-Dienst absolviert hat. Der hat dann zum Teil gesehen, was beim Durchtanzen so herauskommt. Oder eben nicht. Schien nicht erstrebenswert zu sein. Sowohl der Job als auch bewusstlos auf der Liege im Sani-Zelt zu liegen.
Jedoch hat sich das Festival wegen seiner autonomen Organisation einen erstklassigen Ruf erarbeitet. Dass die Polizei jetzt fordert, dort Präsenz zu zeigen und notfalls mit einer Absage des Festivals droht, ist hanebüchen. Alle Infos: Hier!

Sail By Summer
Als ich (sb) meine Frau vor 14 Jahren kennenlernte, hörten wir sehr oft Death Cab For Cutie und nicht zuletzt deshalb haben Ben Gibbard und seine Band bei mir einen Stein im Brett. Leider fand ich die letzten Alben der Herren aus Seattle nicht mehr so herausragend, aber nun kommen Sail By Summer um die Ecke und machen mich ziemlich sprachlos. Wahnsinn, ist das stark! Ich bin total entzückt und aus dem Häuschen. Mit Fetch You Roses (Single-VÖ: heute) treffen der norwegische Grammy Award-Gewinner William Hut und sein dänischer Kollege Jens Kristian bei mir voll ins Schwarze. Für mich bislang einer der besten Tracks des Jahres. Mann, bin ich gespannt aufs Album Casual Heaven, das am 9. August folgen wird...


Deportees
Umea, Schweden, ziemlich abgelegen - das ist die Heimat der Deportees, die nach zwei erfolgreichen Alben in Sverige nun auch international angreifen wollen und am 17.05. ihre Re-dreaming EP veröffentlichen werden. Hats bei Umea schon geklingelt? Wenn ja, mag das an The Refused liegen, die ebenfalls aus der Stadt am Bottnischen Meerbusen stammen und diese musiktechnisch auf die Landkarte gesetzt haben.
Auch die Musiker der Deportees versuchten es zunächst auf die brachiale Tour, verlagerten sich dann aber auf eher ruhigere Töne, um sich dann in eine düstere Richtung weiterzuentwickeln. Für das apokalyptische The Big Sleep wurde die Band 2015 mit dem schwedischen Grammy als "Best Rock Album" ausgezeichnet. Von Rock ist auf der neuen EP sehr wenig übrig geblieben, die Scheibe ist stattdessen poppig, deutlich optimistischer und hoffnungsfroher gehalten, dennoch warnen die Deportees: "Re-dreaming ist ein liebevoller Angriff auf das Gefühl einer verlorenen Zukunft. Nicht weil es zwangsläufig eine falsche Prophezeiung ist, sondern weil es eine gefährliche ist." Aha. Man darf gespannt sein.


The Physics House Band
Ja, wir sind eine Woche zu spät dran, denn die Death Sequence EP von The Physics House Band aus Brighton erschien bereits am vergangenen Freitag. Leider wurden wir da sehr kurzfristig bemustert und hatten keine Möglichkeit mehr, die Scheibe in die letztwöchige Selektion aufzunehmen, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Gut, dann wollen wir mal: der Stil der Briten wird als Psychedelic Experimental Rock bezeichnet und das trifft es auch ganz gut, denn trotz der sehr gitarrenlastigen, ja fast schon metal-ähnlichen Grundausrichtung der vier Songs, gelingt es dem Quartett, auch avantgardistische und jazzig anmutende Elemente einzubauen. Stellenweise fühlt man sich Jahrzehnte in der Musikgeschichte zurückversetzt - und das ist keineswegs negativ gemeint, nein, vielmehr ist es erstaunlich, dass vier so junge Musiker es scheinbar spielend schaffen, den Geist der experimentellen 70er Jahre wiederzubeleben.


Levin Goes Lightly
Die Königsdisziplin im deutschsprachigen Pop ist nicht möglichst verklausuliert Texte zu schreiben, sondern die einfachen Dinge in irgendeiner Form passend auszudrücken. Dazu gehören alle Seiten von Liebe, Zärtlichkeit, Körperlichkeit, Sex und Erotik. Das schaffen tatsächlich nicht viele. Doch jetzt gibt es ein extrem hörenswerten Beitrag: Das gesamte Album Nackt von Levin Goes Lightly. Das besonders starke: Es wird nie peinlich oder unangenehm. Dafür ist auch der Sound verantwortlich. Es es ist sauberer Synthie-Pop im 80er/NDW-Charakter. Selbst, wenn die persönlichen Hörvorlieben woanders liegen sollten, greift das hier sehr schnell. Allein wie die Band "Rote Lippen auf deiner Haut" (s.u.) immer wieder und wieder singt: Große Klasse. Es wird auch nicht platt, sondern ehrlich. Im albumgebenden Titel zum Beispiel: "Keine Angst, du bist nicht nackt. Nur ungeschminkt." ist eigentlich eine Zeile, die mich nicht catcht. Aber in dem gesamten Gewand geht das ganz hervorragend. Mutige, tolle Platte. Empfehlung unsererseits! Das Album erschien bei den guten Damen und Herren von Tapete Records und die Band geht jetzt auf Tour:

14.05.19 Karlsruhe - KOHI
15.05.19 Leipzig - Ilses Erika
16.05.19 Berlin - Monarch
17.05.19 Hamburg - Hafenklang
18.05.19 Düsseldorf – FFT
19.05.19 Paderborn – Wohlsein
20.05.19 Solingen - Waldmeister e.V.
22.05.19 Lyon - Le Sonic
13.06.19 Stuttgart - StadtPalais



The Get Up Kids
Emo. Kaum eine andere Band steht so sehr für diese Spielart des Rock wie The Get Up Kids aus Missouri. Abgesehen von einer dreijährigen Pause besteht die Band bereits seit 1995 und hat sich weltweit eine beachtliche Fanbase aufgebaut. Nicht zuletzt aufgrund der stark gefühlsbetonten Texte, die sich auch mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen, kann ich das durchaus nachvollziehen, das neue Album Problems (VÖ: heute) kommt mir aber als Gesamtwerk zu eintönig rüber und fängt mich nur bei wenigen Songs so richtig ein. The Advocate ist zum Beispiel ein richtig geiler Track, der mich bereits beim ersten Hören voll überzeugt hat und der sicher noch öfter aus meinen Boxen schallen wird.


Koljah
Das ist halt so genial an der Antilopen Gang: Als Trio regelmäßig bärenstark (unbeabsichtigter Tierhumor) abliefern und dennoch solo ganz frei auftrumpfen. Das hat Danger Dan zuletzt mit Reflexionen aus dem beschönigten Leben bewiesen. Jetzt haut Koljah wieder mal etwas Eigenes raus. Heute erscheint Aber der Abgrund und mit Hauptsache Kohle gibt es einen passenden Einblick in Videoform. Wie gewohnt paart Koljah tiefironische und brutal ehrliche Lines. Mit dabei der zwingende Auftrag stets den Wirsing angeschaltet zu haben, sonst versteht man das halt nicht. Punkt.

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