Montag, 1. April 2019

Small Fires - All This Noise

Foto: Inga Seevers
(ms) Small Fires sind Benjamin, Lars und Ruben. Das Trio ist in Hamburg beheimatet und macht ganz unhanseatische Musik, die viel weltmännischer als Mauerseglerromantik klingt. Das mag eventuell an den britischen Wurzeln des Sängers Benjamin liegen. Ihre Ausrüstung besteht aus Schlagzeug, Bass, Gitarre und sehr klug eingesetzten elektronischen Synthesizer-Effekten. Nach einer EP und zwei bereits letztes Jahr veröffentlichten Singles, erschien letzte Woche ihr Debut. 12 Songs haben sie auf All This Noise gepackt. Ein Album, das laut und leise kann und genau das auch immer wieder gekonnt beweist und ihre Gäste geschmackvoll in Szene setzt. Das Album geht extrem abwechslungsreich los. Blackstroke ist ein sehr poppiger und mehrstimmiger Start, noch ist da nicht viel von Noise zu hören, eher vom entspannten Gegenteil. Zum klaren Gesang gesellen sich hier verzerrte Gitarren zu einem durchaus harmonischen Ganzen. Dass Small Fires die Gitarre nicht nur für Akkorde oder als Rhythmusinstrument nutzen, zieht sich auch durch die kommenden elf Stücke. Mit Non-Breakable Space nimmt die Platte an Tempo auf und gewinnt somit einen entsprechend tanzbaren Charakter. Ein Track, den ich schnell beim Hören lauter gestellt habe. Die Instrumente entwickeln innerhalb des Songs eine bestechende Dynamik, die dann wieder vom Gesang abgelöst wird, ohne einen Bruch darzustellen. Stark.



Auf dem titelgebenden Track ist ein reduzierter, sich wiederholender Text zu hören, der den Hörer spiralenmäßig mit sich nimmt. Was nun mit Noise gemeint ist, bleibt - nicht nur an dieser Stelle - offen. Der Sing kann sowohl auf einer gefühlvoll-persönlichen Ebene als auch politisch gedeutet werden. Ich denke da an White Noise von Bonaparte, wo der textlich-inhaltliche Bezug naheliegt, der musikalische natürlich nicht.
Crossed Wires ist dann gewissermaßen der frühe Wendepunkt der Platte. Schön darauf ist die gesangliche Unterstützung von Valeska und Sonja von Boy. Gerade das Zusammenspiel von männlicher und weiblicher Stimme lässt Zeilen wie "Crossed wires, set fires, light sparks, bare lines and I'll be next to you" klar als Liebeslied interpretieren. Zum Anderen nimmt der Song das gerade erst aufgebaute Tempo aus dem Album. So folgen einige Lieder, die für meinen Geschmack zu lahm sind und die Energie aus dem Beginn nicht aufrecht halten können. Sehr schade.



Doch liegen die Stärken noch woanders. So ist Lay A Cloud On Me ja ein großartiger Name für ein Lied. Wer wünscht sich nicht eine wattebauschmäßige Auszeit? Der sehr gefühlvolle und bilderreiche Text weiß zu überzeugen. Auf Dareay singt Alin Coen mit; was für eine wunderbare Überraschung!
Lange habe ich überlegt, mit welcher Band man Small Fires vergleichen kann und bei Waving Flags ist mir dann schließlich die Kölner Band Xul Zolar eingefallen, die einen ähnlichen Mix aus Gitarren und elektronischen Elementen verfolgen. Zum Schluss gibt es noch mal mit Dance With Me Catherine den Beweis, dass es sich auf der Platte sehr lohnt, auf den Text zu hören: Schmunzelnd unterhaltsam als auch wunderbar romantisch. Und wer hat sich nicht schon mal sehnsüchtig gewünscht mit der Herzdame (oder dem Herzbuben) endlos zu tanzen, doch dann war man mal wieder zu schüchtern...

All This Noise ist eine ambivalente Platte. Ich hätte mir mehr temporeiche Lieder gewünscht. Die, die jedoch da sind, sind richtig stark. Und die Lyrics sind auch ein Traum. Es bleibt wie es ist im Themenbereich Musik: der eigene Geschmack kann nur schwer objektiviert werden, also hört selbst mal rein!

1 Kommentar:

  1. Danke. Ich kannte die Band bisher nicht. Das klingt aber interessant.

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