Sonntag, 7. April 2019

Live in Hamburg: Pöbel MC

Foto: luserlounge.
(ms) Ich mag Hamburg ja wirklich gerne. Nicht nur, da mein Verein am Millerntorstadion spielt, sondern die Elbe und die vielen Gegensetzlichkeiten machen den Charme aus. Das macht sich unter anderem bemerkbar, wenn man Richtung Fischmarkt unterwegs ist. Dort befinden sich nicht nur bekannte Adressen wie der Fischmarkt als solcher, sondern auch der Schellfischposten, in dem Ina Müller ihre Sendung aufzeichnet. Der Rest dort ist extrem modern aufgezogen: chic aber langweilig. Hummer Pedersen ist eine der In-Adressen für Fischfreunde und daneben parken Menschen in ihrem Freizeitporsche vor dem Restaurant von Steffen Hessler, einer dieser furchtbar unsympathischen Fernsehköche.

Gut, dass nur wenige Meter weiter das Hafenklang ist. Der Club bricht das Hochpolierte und Künstliche an der Großen Elbstraße. Schade nur, dass drinnen geraucht werden darf. Nun gut...
Foto: luserlounge.
Am Freitag lud niemand geringeres als Pöbel MC zum Doppelschlag. Denn er gab an einem Abend zwei Gigs: erst unten im Club und später im Goldenen Salon. Wir waren bei der ersten Sause dabei und sind nachhaltig beeindruckt. Denn Pöbel hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung abgeschlossen. Ich sah ihn zum ersten Mal als Support von Waving The Guns, so wie viele andere sicherlich auch.
Jetzt macht er die kleinen Läden selber voll und halt seine Skills am Mikrophon extrem gesteigert. Doch bevor er demonstriert hat, was ein Abriss ist, durften zwei Supports ran. Erst war Ivan G dran, der lässig mit der Astraflasche in der Hand die Punchlines raushaute. Danach zeigte Presslufthanna, dass weibliche MCs so, so wichtig sind. Sie hat nicht nur melodiöse Tracks mit Anspruch abgeliefert, sondern das ganze auch noch auf Ibuprofen durchgestanden. Und: sookee, Haszcara und Marie Curry freuen sich bestimmt über den weiblichen Nachwuchs im Rap! Wir auch!

Nächste Umbaupause. Kurz Zeit für die Anmerkung, dass im Hafenklang zwischendurch extrem gute Musik lief. Zu einem Rap-Abend passten Nada Surf oder Turbostaat nur bedingt, aber ich habe mich sehr gefreut.
Licht aus, Spot an und es folgte ein wirklich starker Auftritt von Pöbel MC. Er hat eine irre Präsenz auf der Bühne, hat mit den ersten Beats den ganzen Laden eingenommen, die Stimmung nach oben gepeitscht. Dabei war das hip-linke Publikum sehr, sehr textsicher. Und das nicht nur bei den brachialen Tracks vom aktuellen Pöbel Sports Tape, sondern auch der Songs von Personality Trainer, Backpfeife auf Dauerschleife und em Kollabo-Album mit Milli Dance WTG. Highlights, die für Pogo, Hip-Hop-Hände und schnelleres Bier sorgten waren sicherlich Rammeln, Autoritäres Jugendzentrum, Handyflat, Intro von Soli-Inkasso, Aufbruchstimmung oder Dawai Dawai. DJ Flexscheibe hat nicht nur für einen sehr, sehr guten Sound mit satten Bässen gesorgt.
Foto: luserlounge
Und dann kam eine sehr spannende Situation: Klar, auch Pöbel MC spricht ein klar linkes Publikum an. Dieses skandierte dann zwischendurch "Nie, nie, nie wieder Deutschland". Ein Slogan, den man
regelmäßig bei Waving The Guns, Neonschwarz oder Egotronic hört und den nicht nur ich unglaublich platt finde. Denn Pöbel MC ging direkt darauf ein und wies eindeutig darauf hin, dass es genug Gestaltungsmöglichkeiten gibt, anstatt plump eine beliebige Anti-Haltung einzunehmen. Gefiel mir sehr gut!
Ebenso wie Zero Problemo. Meines Erachtens einer der sträksten Rap-Tracks aus den letzten Monaten!
Und gern hätte ich gewusst, wie der zweite Gig so lief, denn ich hatte schon den Eindruck, dass Pöbel MC keinen Halt davor machte, sich direkt beim ersten Durchlauf zu verausgaben. Unterm Stich bleibt ein sehr starker Auftritt, mit viel Flow und Sicherheit am Mikrophon und einer beeindruckenden raumeinnehmenden Präsenz.

Ihr solltet Euch auch davon überzeugen. Pöbel MC macht demnächst noch hier Halt:

10.05. Cottbus - Fauler August
17.05. Berlin - cassiopeia Berlin
18.05. Mölln - Pegasus Open Air
24.05. Rostock - Helgas Stadtpalast




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