Donnerstag, 4. April 2019

L'Imperatrice - Matahari

Foto: Julie Oona
(ms) Popmusik aus Frankreich ist tatsächlich nicht zwingend unser Genre. Doch ab und an flattert etwas rein, das nicht nur mal eben angehört, sondern aufmerksam durchgehört und dann für sehr gut empfunden wird.
Heutiges Beispiel: L'Impératrice aus Paris. Und sollte die Entwicklung dieser Dance-Pop-Band Geschichte schreiben, dann wird aus der luserlounge bald auch eine erfolgreiche Band. Wieso das?! Da der Kopf von L'Impératrice einst Musikjournalist war. Okay, er hat dies hauptberuflich gemacht und nicht nur gebloggt sondern auch ein Magazin gegründet.. Nicht so wie wir beiden hier...

Doch aus der anfänglichen Ein-Mann-Show von Charles de Boisseguin wurde im Handumdrehen eine sechsköpfige Gruppe, die vom Schlagzeug bis zum Keyboard alle Instrumente mit großer geschmacklicher Sicherheit beherrschen und diese so nutzen, dass die Hüften der Hörerschaft sich schnell in Bewegung setzen. Und das geht durch die Decke. Denn in ihrer Heimat spielen sie in ausverkauften Hallen, 2.000 Leute kommen. Für das anstehende Konzert in San Francisco sind tatsächlich ein halbes Jahr vorher keine Tickets mehr zu haben. Gründe genug also, sich damit mal genauer zu beschäftigen. Es ist fast schon ein Befehl, denn L'Impératrice heißt nichts anderes als Herrscherin. Diejenige unter euch, die sich noch an mehr als "Arthur est un perroquet" aus dem Französischunterricht erinnern, wissen das natürlich.



12 Tracks finden sich auf Matahari und der Start gefällt mir schon richtig gut. Denn es gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, den eigenen Erstling mit einem fast vierminütigen Instrumental zu beginnen: Là-haut! Sanft schlingeln sich die Keyboard-Sounds durch sichere Gewässer, eine angenehme Basslinie übernimmt den Rest.
Und es geht genauso catchy weiter mit Error 404. Ja, so heißt der Track und hier wird nun für die Albumversion außerhalb Frankreichs auch auf englisch gesungen. Eine spielerische Melodie reicht hier für einen tanzbaren Song aus, das weiß schnell zu gefallen. Die Marschroute ist also klar: unkomplizierte, leichtfüßige und kurzweilige Electro-Pop-Musik mit besonderem Kniff. Die ersten Takte von vom titelgebenden Lied Matahari erinnern dann stark an das Werk ihrer Landsleute Justice. Doch danach geht es in eine wilde, weltmusikalische Richtung mit Bläsern und Percussion. Warum muss ich irgendwie dabei an ABBA denken?! Sängerin Flore Benguigui verleiht den Stücken mit ihrer leicht zugänglichen Stimme den nötigen Schliff. Auch sehr schön, dass Gründer de Boisseguin nicht selbst am Mirko zu hören ist. Stichwort Rampensau.



The Kiss - klar, auch en anglais - kommt als bestechender Easy-Listening-Track daher. Der Sechser zeigt also, dass sie mehrere Genres gekonnt beherrschen und diese Wechsel auf der Platte auch gar keinen Bruch darstellen. Vacances entpuppt sich als entspannte Reggae-ähnliche Nummer und ist etwas langsamer als der Rest, nimmt dem Album aber keineswegs den Charme. Sollten wir Ma Starlight demnächst im Radio zu hören bekommen, wundere ich mich keinesfalls. Und zwar nicht, weil es einfach nur ein im besten Sinne massenkompatibles Stück ist, sondern weil es Kevin Bourani oder Mark Forster mit gutem Geschmack aus den Playlisten hinaus katapultieren kann.
Matahari ist nicht nur etwas für den hobbyfrankophilen Musiknerd, der sich auf den nächsten Rucksacktrip an der Bretagne einstimmen will, sondern auch für diejenigen, die nicht in einem Genre verhaftet sind und sich gerne mal überraschen lassen wollen und können.

Live spielen L'Impératrice demnächst hier, nutzt die Chance:

30.05. - Berlin, Columbia Theater
31.05. - Köln, Artheater
01.06. - Schloss Kaltenberg, PULS Open Air

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