Mittwoch, 17. April 2019

Joseph Boys - Rochus

Erholsam im Kö-Graben. Foto: Andreas Endermann
(ms) Sich als Düsseldorfer Punkrockband Joseph Boys zu nennen, kann man entweder als mittelmäßiges Wortspiel interpretieren oder sagen, dass das eine witzige Idee war. Ich erfolge diesbezüglich die zweite Erklärung. Dass man als Punkrockband auf Fotos seine Gesichter nicht zeigt, ist auch eher ungewöhnlich. Egal, ob das als Promo-Strategie, Selbstschutz oder künstlerisches Stilmittel, ich bin Freund davon. Insbesondere bei Waving The Guns ist die Maskierung nach wie vor mit einer gewissen Faszination verbunden. Und insbesondere mit dem Standpunkt, dass dann die Musik, also hauptsächlich der Text im Vordergrund steht.
Diese Herangehensweise haben die Joseph Boys vielleicht auch verfolgt.
Am 26. April erscheint das erste Album des Quintetts auf Flight 13 Records. Es heißt Rochus! Nein, es nicht nur ein eher seltener männlicher Vorname, sondern ein Synonym für Wut oder Ärger. Und das hört man auf den 11 Tracks, die in 30 Minuten und 50 Sekunden runtergerissen werden. Das heißt: Tempo und Krawall! Und das macht richtig viel Spaß!



Dieser kommt insbesondere durch die sehr guten Texte ans Tageslied. Darin werden nicht nur auf durchaus unterhaltsame Art und Weise Randerscheinungen des Alltags wie das Kommen und Gehen von Gegenständen im Fundbüro erzählt. Sondern eine gewisse Hassliebe zur Heimat am Rhein scheint immer wieder durch die Zeilen. Freizeitstätte Garath handelt von der Seite Düsseldorfs, die bei dem ganzen Schickimicki-Hochglanz untergeht; ein Stadtteil, der viel Beton in der Außenfassade trägt. Doch es ist eine großherzige Solidaritätsbekundung! Und in eben jener Freizeitstätte gibt es dieses Jahr noch außerordentlich gutes Kabarett zu sehen: Hagen Rether, Mathias Tretter oder Philip Simon geben sich hier die Klinke in die Hand.
Die andere Düsseldorfer Seite zeigen sie in Geisterbahn Königsallee: Wenn man dort insbesondere am Wochenende schon mal geschlendert ist, weiß man genau, was die Band mit dem Titel meint, es ist ein grauenerregendes Show And Shine. Fein operierte Nasen und Austern schlürfen. So sieht es da halt wirklich aus.
All dies erzählen die Joseph Boys in hervorragendem Punkrock-Gewandt: ordentlich Gitarre, treibender Bass und schepperndes Schlagzeug und Tracks, die nicht mit Spiellänge überstrapazieren. Hier seien insbesondere Vernunft und Allegleich erwähnt, die beide an der Zwei-Minuten-Marke kratzen.
Auch richtig stark: Logische Obsoleszenz! Ein Plädoyer gegen die Wegwerfgesellschaft und eine wunderbare Abhandlung über den Begriff der Sollbruchstelle! Das weiß zu gefallen!

Klar: die Jungs erfinden den Punkrock hier nicht neu, spielen ihn aber in allerbester Manier!
Fazit: Schnelles, treibendes, kluges Album, das gehörig Bock macht.
Daher: Auf jeden Fall ansehen, wenn sie live spielen!

26.04. - Köln, Sonic Ballroom
27.04. - Düsseldorf, AK 47
17.05. - Frankfurt, Dreikönigskeller
18.05. - Karlsruhe, Alte Hackerei
07.06. - Osnabrück, Substanz
08.06. - Berlin, Schokoladen
14.07. - Düsseldorf, Tube
11.10. - Wermelskirchen, AJZ Bahndamm
26.10. - Münster, Gleis 22

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