Das Cover vom neuen Werk |
Es ist ein beispielloses Anti-Konzept-Album des Mannes, der sich UNKLE nennt. Denn allein solch eine Reihenfolge macht das Release zu einem programmatischen Akt. Und wie beim Vorgänger holt er sich hier auch wahnsinnig viele Gäste mit ins Boot, sodass dieses Konzept zur Folge hat, erst gar keinen richtigen roten Faden spinnen zu können, zu vielfältig sind die vertretenen musikalischen Einflüsse, die singenden Stimmen und Genres, die bedient werden. Zusätzlich wollte er kein typisches Dance-Album anfertigen. Dass dies (meines Erachtens) nur so halb gelungen ist, spielt dabei keine Rolle. Die eher andächtige, beinahe düstere Stimmung, die das Cover schon transportiert, scheint jedoch stark durch die Songs durch.
Ausschlaggebend für die musikalische Gestaltung des Albums, das am Freitag (29. März) über das eigene Label Songs For The Def erscheint, ist seine eigene Radio-Sendung, die er letztes Jahr in Angriff nahm. Lavelle wollte eine andere Art einer Playlist schaffen. Quasi durch das eigene Wirken dem Spotify-Algorithmus eins auswischen.
Wie schon beim Vorgänger gelingt das in eindrücklicher aber auch gewöhnungsbedürftiger Weise. Denn wer noch ganze Alben hört, weiß, dass darin stets eine gewisse Progression enthalten ist. UNKLE widersetzt sich dieser Vorgehensweise, indem das Album bewusst wie ein Mixtape daher kommt. Das macht sich auch in der äußeren Gestalt bemerkbar: Insgesamt 22 (!) Tracks ziehen sich über 80 Minuten! Sechs davon sind erneut kleine gesprochene Einspieler, die die Platte immer wieder unterteilen; nicht unterbrechen! Lavelle agiert dabei als Produzent und Ideengeber sowohl im Hintergrund als auch prominent weit vorne.
Doch bei den übrigen 16 Songs gibt es einige wahre Perlen zu entdecken!
Den ersten richtigen Track direkt Requiem zu nennen, macht natürlich wenig Hoffnung. Doch die Akkorde und Synthie-Klänge haben durchaus ein fröhliches Gesicht. Es sind keine Percussion zu hören, dafür aber viel klarer Gesang von Mark Lanegan.
The Other Side ist eins der Highlights der Platte. Für mich persönlich insbesondere deshalb, da Tom Smith von den Editors darauf singt. Interessant dabei ist, dass der Track genauso klingt, als ob er Teil vom letzten Editors-Album wäre. Entweder hat Lavelle hier sehr gut kopiert oder ein super feines Gespür dafür, wie einzelne Stimmen ideal in Szene gesetzt werden können. Hier wird es auch düsterer.
Noch weiter ins klanglich Mysteriöse geht es mit Crucifixion _ A Prophet. Eine schwere Bassline zieht sich durch sieben Minuten. Daneben Synthie- und/oder Chorklänge und ein zurückhaltender Beat. Langsam steigert sich der Track, dessen Gesang wie ein Mantra klingt. Stark! Auf dem nächsten Siebenminutensong Kubrick wirkt Mick Jones mit, der Teil von The Clash war, heute immer noch musikalisch aktiv ist mit eigener Band oder als Produzent. Jedoch sollte man nicht denken, dass das klanglichen Einfluss auf das UNKLE-Album hat.
Zwischendrin findet sich dann noch mit Only You ein weiterer großartiger Song. Am Mikrophon ist Miink zu hören. Düster ist das Arrangement, doch seine Stimme strahlt dort glänzend hindurch und das Lied hat eine überraschende Progression, wenn der Beat später einsetzt.
The Road: Part Two / Lost Highway ist ein komplexes Werk. Die Länge ist tatsächlich gar kein Problem, da die verschiedenen Stile und singenden Stimmen ihm den unverkennbaren Mixtape-Charakter verleihen. Nicht alle Lieder sagen mir zu, aber es sind genügend, um es immer wieder gerne zu hören!
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