Foto: Dennis Dirksen |
Es begab sich am 2. Mai 2008 als ich die beiden Schweden mit Band das erste Mal live gesehen habe. Damals gab es in Bielefeld eine Partyreihe der Musikzeitschrift Visions. Das war immer klasse. Ein Mal im Monat traten zwei, drei Bands für einen geringen Preis auf und anschließend wurde wild getanzt. Es kostete schlanke sieben Euro, damit Daniel, Joakim und Band uns in Ekstase versetzten. Seitdem begleite ich die Band und ihre Songs mich. Viele haben sich richtig in mein Gedächtnis und einzelne, sehr private Situationen eingebrannt. Kein Wunder, dass sieben weitere Konzerte folgten. Die beiden großen Typen mit der Mandoline in der Hand an einem zu klein eingestellten Mikrophon-Ständer damals im Mai ist ein Bild, das ich so schnell nicht vergessen werde.
Nun erscheint diesen Freitag (11. Januar) ihr siebtes Album, das Broken heißt. Wie erwachsen sie geworden sind. Denn: Als die beiden Freunde sich dazu entschlossen haben, gemeinsam zu musizieren, waren kurz vorher ihre beiden Beziehungen zerschmettert.
Die von Joakim war nun wieder vorbei. Das ist drei Jahre her. Daraus entsprangen allerdings auch Kinder, Vertrauen, Gemeinsamkeit. Ein Team zerbrach. Und Joakim auch. Die Geschichten aus dieser Zeit finden sich nun musikalisch untermalt. Keine Leichtigkeit mehr, kein Bravo.
Im Vorhinein gab es schon eine große Berichterstattung, viel Ungefähres, Vielversprechendes. Dann kam der vielzitierte Auftritt als Shotgun Sisters auf dem Reeperbahn Festival - ich war dabei. Ich stellte mich auf Party und angenehmen Biergenuss ein, doch durch ein Gespräch mit meinem Nachbarn, der in der Szene gut vernetzt und informiert ist, steckte der mir, dass die beiden ausschließlich neues Material spielen würden. Folgendes Bild ergab sich: Die zwei wundervollen, großen Typen an Gitarren und Keyboards, in Joakims Augen sah man den Schmerz, in Daniels viel Güte. Die Songs waren noch nicht fertig, aber in einem fruchtbaren Prozess.
Für Broken wurde der letzte Track im November geschrieben! An diesem Sonntag wurden die gemasterten Lieder fertiggestellt. Freitag erscheint das Album. Diese Schnelligkeit ist atemberaubend, aber Friska Viljor haben auch versprochen die Platte vor Tourstart zu veröffentlichen. Es sind zwar nur drei Tage, aber immerhin bliebt noch etwas Zeit, die Texte zu lernen!
Mit Unless You Love Me startet das Album. Bei aller Emotionalisierung der Umstände kann man zum Glück festhalten, dass der Sound der Alte geblieben ist: locker, unaufgeregt. Im Grunde genommen haben sie sich ja auch nie wirklich entwickelt und niemand hat das von Friska Viljor je verlangt. Oder doch?! Immerhin haben sie mir Is It Over zum ersten Mal ein reines Instrumentalstück dabei (belehrt mich, wenn ich hier falsch liegen sollte). Und zum Ende hin folgt mit Not The Same ein weiteres, das mit elektronischem Sound arbeitet.
Broken ist nicht nur inhaltlich ein Konzeptalbum, sondern auch von der Abfolge her. Denn die Lieder schildern nach und nach die persönliche Krise von Joakim. Es beginnt mit einer schlimmen Offenbarung. Zweifel und Niedergang folgen.
Doch die Traurigkeit ist meist in den Texten zu finden und nur ab und an in der musikalischen Stimmung. Wirklich melancholisch sind beispielsweise Failure und Trap geworden. In letzterem ist erstmals die immer etwas wackelige, unperfekte Gesangsstimme von Joakim unter einem neuen Gesichtspunkt zu hören. Eines der Höhepunkte ist sicherlich Regrets, der Song gleicht einem Spiegelbild seiner Seele.
Ab und an findet man sich auch selbst wieder in einzelnen Passagen. Wenn es in All Is Good heißt, dass schon alles in Ordnung sei, obwohl das definitiv nicht zutrifft, kennt man das. Gerne redet man sich Situationen schön oder will nicht aus mit dem Ballast, der auf einem liegt.
Nun ist Broken sicherlich das privateste Album, das die beiden je hervorgebracht haben. Den wahren Verdienst daran hat jedoch Daniel. Denn die Band stand kurz vor dem Aus. Joakim hat seine Gefühle und Stimmungen jedoch immer aufgeschrieben, kleine Liederfetzen entstanden, doch nie mit dem Ziel sie auf Platte zu bringen. Dafür war Daniel zuständig, der ihn stets ermutigt hat weiter zu machen, weiter zu schreiben und Melodien zu finden. So ist Broken nicht nur ein Trennungs-Album, sondern auch der Beweis einer großen Freundschaft.
Das Stärkste ist es nicht geworden. Dazu fehlen Hymnen wie Wohlwill Straße, Arpeggio oder In My Sofa I'm Safe. Aber es ist ein tolles Album geworden mit viel Herzschmerz und dem großen Versprechen, dass sie vorerst nicht aufhören ihre treuen Fans live zu begeistern. Das geschieht ab kommender Woche genau hier und wir raten Euch, dahin zu gehen:
14.01. Hamburg - Uebel & Gefährlich (ausverkauft)
15.01. Berlin - Astra
16.01. Münster - Sputnikhalle
17.01. Köln – Gloria
18.01. Wiesbaden – Schlachthof
19.01. AT-Linz - Posthof
20.01. AT-Vienna - Flex
21.01. AT-Salzburg - Rockhouse
22.01. AT-Dornbirn - Conrad Sohm
23.01. CH-Bern - Bierhübeli
24.01. CH-Winterthur - Salzhaus
25.01. München - Theaterfabrik
26.01. Dresden - Beatpol
27.01. Rostock - M.A.U. Club
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.