Sonntag, 16. Dezember 2018

Un(re)zensiert 2018: Bayuk - Rage Tapes

Foto: Max Zerrahn
(ms) Dies wird ein persönlicher Text. Denn ab und an bin ich durchaus erstaunt, wie ich an neue Musik gelange. Mal trudeln Mails rein, mal sind es Empfehlungen oder andere Rezensionen, hin und wieder Vorgruppen bei Konzerten oder frische, spontane Entdeckungen auf einem Festival.
Bei Bayuk hat der Faktor Social Media durchgeschlagen. Ein Bekannter, der in der Nähe Konzerte bucht und veranstaltet, pushte den jungen Musiker durch meine Timeline, dass ich mich kaum davor hüten konnte. Zudem beweist dieser Bekannte auch stets ein gutes Händchen und einen feinen Musikgeschmack. Also angeklickt und sofort mitgerissen worden. Fünf Klicks weiter brachte ich in Erfahrung, dass hinter Bayuk ein junger Typ steckt, der mittelmäßig musikverrückt ist. Angeblich wollte er mit zarten zwölf Jahren schon eine eigene Oper schreiben. Bei solchen Geschichten werde ich hellhörig. Nicht nur der Songtitel Haaappiiiiiiiiiiiiinneeeeezz gefiel mir, sondern auch die Musik, die sich dahinter verbirgt. Die Anlehnung an Nehmt Abschied Brüder scheint mir mehr als gewollt und weiß zu überzeugen. Schnell beim großen Videoportal Old June und The Beasts Arrived angesehen und dann war das Urteil klar: Hier steckt große Kunst und viel Köpfchen hinter!
Das Glück verfolgte mich und ich sah Bayuk für ein paar Lieder live beim diesjährigen Reeperbahn Festival im Mojo Café. Die drei Tracks haben mich im Nu so dermaßen in den Bann gezogen, dass der anschließende Albumkauf Pflicht war. Er entwickelte mit seiner Band eine ungeheure Dynamik, einen feinen Druck, gut inszenierte Dramatik. Es wurde halt auch richtig laut, was bei den drei vorher gehörten Songs nicht zwingend zu erwarten war. Verzerrte Stimmen und die Macht des Synthesizers sind nicht zu unterschätzen.



Dass Tobias Siebert auch auf der Bühne stand und diverse Percussions bediente, hat mich später nicht erstaunt. Denn der Kopf hinter And The Golden Choir hat Bayuks Album Rage Tapes produziert. Sieberts eigene Musik ist ja schon sehr vielschichtig und kunstvoll und genauso geht es auch auf den neun Liedern von Bayuk zu.
Zuerst hat mich eine Sache stark irritiert. So etwas wie einen Radio Edit, also eine massenkompatible Version eines Songs, gibt es ja ab und an auch in der Videoversion. Bei Bayuk ist die Abweichung jedoch immens. Die zweite Hälfte von Old June und Haaappiiiiiiiiiiiiinneeeeezz auf Platte weichen stark von der YouTube-Version ab. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, entpuppte sich aber als genialer Schachzug, denn das gesamte Album ist nicht ganz leicht zugänglich, Songs brechen immer wieder aus, der Opener Phantom Track ist locker achteinhalb Minuten lang. Die Videos sind ein geschickter Köder zu seinem anspruchsvollen Werk. Jedes Lied ist ein kleines Kunstwerk, der rote Faden ist das nicht zu Erwartende. Daher sollte man sich genügend Zeit und Ruhe nehmen, um die Platte auf sich wirken zu lassen. Es lohnt wirklich und lässt dann logisch das Lob zu, wie stark er es auf die Bühne bringt.
Hoffent- und sicherlich wird Bayuk auch im kommenden Jahr auf Tour sein und diverse Festivals bespielen. Schaut euch das mal an!

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