Freitag, 14. Dezember 2018

KW 50, 2018: Die luserlounge selektiert

Quelle: ldi.upenn.edu
(sb/ms) Weihnachten ist, wenn man auch guten Gewissens Kitsch zulässt. Beispiel: Unter der Woche war ich Geschenke einkaufen; einiges davon fand ich auch richtig gut. Derzeit habe ich die Zeit, das Studium ist abgeschlossen. Klar, dadurch hebe ich mich von anderen ab, die nicht so viel Freiraum haben. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass man nur so gestresst ist, inwiefern man Stress auch zulässt. Ja, hohe Töne, ich weiß. Da helfen Pausen mal ganz gut. Die gab es mitten in der Stadt. Dazu muss erwähnt werden, dass ich eine gewisse Abneigung gegen Straßenmusiker habe, insbesondere Akkordeonspieler. Ganz, ganz schlimm und nervig. Doch es gibt auch schöne Abwechslung. Zum Beispiel ein junger Pianist, der seelenruhig in der hektischen, trubeligen Stadt stand und lässig ein paar Lieder runterspielte. Ich habe mir etwas zu Essen auf die Hand geholt, mich dahinter platziert und ganz ruhig und angenehm gelauscht. Klar, das war kitschig. Aber halt auch richtig schön. Und eine tolle Alternative. So wie unsere Selektion:

Go By Ocean
Was verbindet Ihr mit San Francisco, Kalifornien? Klar, da gibt's die 49ers, die Stadt gilt als Hochburg der amerikanischen Homo-Szene (schaut Euch unbedingt mal den Film "Milk" mit Sean Penn an!) und auch die ein oder andere coole Band kommt da her, z.B. Faith No More, Black Rebel Motorcycle Club, Two Gallants oder die Dead Kennedys. Mit Go By Ocean schickt sich nun eine weitere Band von der Westküste an, die Indie-Musikwelt zu erobern und veröffentlich heute ihre sehr hörenswerte Faded Photographs EP. Auch wenns darauf gelegentlich laut und treibend zugeht, so vermittelt einem die enspannte Stimme von Sänger Ryan McCaffrey stets das heimelige Gefühl des Zuhauseseins. Sehr angenehm. Bitte gerne bald mehr davon in Albumlänge.

 
 
Tiny Ruins
Ganze Drei Wochen benötigten Tiny Ruins, um ihr 2014er-Album Brightly Painted One aufzunehmen, diesmal nahmen sich die Neuseeländer ein ganzes Jahr Zeit und das Ergebnis spricht für sich: Folk und Pop reichen sich freundschaftlich die Hände, Spontaneität und Experimentierfreude sind deutlich erkennbar. Merkt Euch den 01.02.2019 schon mal vor, denn dann wird Olympic Girls auf Marathon Artists / Milk veröffentlicht und Euch bezaubern.
Und auf Tour gehen Sängerin Hollie Fullbrook und ihre Band im Zuge dessen auch noch:

06.04.2019 CH Luzern - Neubad
08.04.2019 München - Villa
09.04.2019 Heidelberg - Karlstorbahnhof
10.04.2019 Berlin - Privatclub
11.04.2019 Hannover - Feinkost Lampe


 
 
Justine Electra
Okay, klingt halt wie ein billiger Name für Schmuddelfilmchen. Doch das wollte ich gar nicht schreiben. Sondern Folgendes: Manchmal laufen einem Künstlerinnen und Künstler wieder über den Weg, die man irgendwie aus dem Auge verloren hat. Justine Electra gehört dazu. Vor ein paar Jahren fand ich den Song Killalady richtig stark, habe mir das passende Album geholt und dann verstaubte es irgendwann. Der Lauf der Dinge. Sie ist in Berlin beheimatet und verzaubert die kommenden Tage mit einem weihnachtlichen Lied. Die leichte Zerbrechlichkeit, die sie früher schon ausgezeichnet hat, ist auch auf Christmas in Berlin zu hören. Zum Glück spart sie an Glockenspiel und adventlicher Instrumentierung. Ein toller Song, der auf der gleichnamigen EP zu hören ist. Absoluter Herzenstipp von der luserlounge:




Amanda Palmer
Bleiben wir bei beeindruckenden weiblichen Musikerinnen. In der allerersten Reihe steht da schon seit vielen Jahren niemand anders als Amanda Palmer. Als ich sie letztes Jahr beim Traumzeit Festival gesehen habe, wusste ich, warum sie so einen ausgezeichneten Ruf hat. Eine kluge, umsichtige, mutige Frau, die alle ihre zehn Finger derbe in die Wunden drückt. Das tat sie schon letzten mit Mr. Weinstein Will See You Now. Ein kaum auszuhaltender Song, große Kunst. Nun kommt ein neues Album raus und die Vorfreude ist natürlich groß. There Will Be No Intermission erscheint erst im März, doch man kann schon reinhören. Sie singt über die eigenen Abgründe, Krisen, über die ganz schweren Momente. Das nennt man dann wohl tatsächlich authentisch. Drowning In The Sound ist ein grandioser, breit und stark produzierter Vorbote. Bitte sehr:




Greta van Fleet
Wir müssen uns nochmal über Hypes unterhalten. Dazu schaut euch bitte erst das hier zugehörige Video an.
Okay. Fertig? Gut. Was ist also davon zu halten, dass die Band Greta van Fleet so stark nach oben gepusht wird? Sie sind beim Grammy nominiert und als die große Classic Rock-Hoffnung tituliert. Nun müssen wir festhalten, dass Classic Rock als Genre doch schon mittelmäßig langweilig ist, oder? Klar, alles Geschmackssache, aber wenn hier eine Band, deren Mitglieder alle um die zwanzig Jahre jung sind, zwanghaft versucht wie AC/DC oder Led Zeppelin zu klingen, ist mir das zu billig. Durch ein großes Label im Rücken und der jetzt schon überschwenglichen Berichterstattung darf man diesem Quartett aus drei Brüdern und dem Drummer jedoch eine große Karriere vorhersagen. Sollten sie mal zufällig auf einem Festival spielen, wo ich auch bin, gehe ich Bier holen und was anderes anschauen.



 
Perkele
Satte 25 Jahre haben Perkele aus Göteborg mittlerweile auf dem Buckel und werden nicht müde, ihre Botschaften in die Welt zu tragen. Die Schweden (mit dem finnischen Namen) sind bzw. waren dem Genre Oi!-Punk zuzuordnen, inzwischen sind die Konturen zu anderen Spielarten des Punk jedoch verwischt und auf ihrem neuen Album Leaders Of Tomorrow (VÖ: 18.01.2019) klingen sie in manchen Tracks fast wie ihre kongenialen Landsleute No Fun At All. Machen wir es kurz: mit Perkele kann man sowieso nie etwas falsch machen, die Riffs sitzen, die Melodien lassen sogar bei Hüftsteifen die Gliedmaßen zucken und der Spaß kommt (v.a. live) eh nie zu kurz.




No King. No Crown.
Boah, ist das stark! Bevor mir die PR-Agentur die Promo von No King. No Crown. zukommen ließ, hatte ich noch nie etwas von der Band aus Dresden gehört und jetzt sitze sich hier, zieh mir das Album Smoke Signals (VÖ: 01.02.2019 auf Kick The Flame) in Heavy Rotation rein und weiß gar nicht, wie ich meine Begeisterung in Worte fassen soll. Indie-Folk, Pop, a bisserl Ambient und dezente Hip Hop-Einflüsse verschmelzen zum Geheimtipp der Woche, wirklich jeder einzelne Track (Favorit: Beneath Our Feet) ist wunderschön und etwas Besonderes. Bestellt das Album am besten sofort vor, zählt die Tage bis zum Release und freut Euch auf eine unfassbar gute Scheibe. Wenn die Musikwelt auch nur ein bisschen gerecht ist, dann geht das Ding steil!

Live gibt es No King. No Crown. bald hier zu bestaunen:

15.02.19 - Dresden - Scheune
16.02.19 - Zittau - Emil
17.02.19 - Berlin - Privatclub
18.02.19 - Chemnitz - Inspire
19.02.19 - Bayreuth - Wohnzimmermucke
21.02.19 - Hamburg - Astra Stube
22.02.19 - Köln - Wohngemeinschaft
24.02.19 - Pforzheim - Horch
25.02.19 - Mainz - Klein Aber Schick
26.02.19 - Wuppertal - Viertelbar
27.02.19 - Münster - Teilchen & Beschleuniger
28.02.19 - Leipzig - Noch Besser Leben
08.03.19 - Görlitz - Rabryka
09.03.19 - Reichenbach - City-HAPPENING




 
Sportelli
Als Support für Aloe Blacc, Foreigner und Birdy durfte sich Sportelli bereits einem größeren Publikum vorstellen und auch der Gewinn des renommierten Prix du Public auf dem Montreux Jazz Festival zeugt davon, dass der Schweizer dabei ist, sich einen Namen zu machen. Auf seinem am 25.01. erscheinenden Album Fear & Courage lässt Sportelli die vergangenen drei Jahre musikalisch Revue passieren, erweckt im Hörer Fernweh, gibt ihm aber auch die Möglichkeit, Wurzeln zu schlagen und zu sich selbst finden. Man sollte den Sänger aus Biel jedenfalls auf dem Schirm haben! Mein Favorit auf dem Album ist ja das einzige auf Schweizerdeutsch vorgetragene Stück namens Bühni Für Ds Läbe, aber da habe ich hier am Bodensee in Sachen Sprachkenntnisse zugegebenermaßen auch einen Standortvorteil.



 
Rantanplan
Ska-Punk-Urgesteine - so muss man Rantanplan wohl bezeichnen, denn die Hamburger sind bereits seit 1995 am Start, wobei von den Gründungsmitgliedern nur noch Sänger Torben Meissner an Bord ist, während Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff mittlerweile in der aufstrebenden Nachwuchskapelle Kettcar erste, zarte Erfolge feiern. Genug gescherzt, kommen wir zurück zu Rantanplan: Stay Rudel - Stay Rebel (VÖ: 25.01.2019) ist das mittlerweile zehnte Album der Band und bietet wenig Überraschendes. Und das, sehr geehrte Damen und Herren, ist alles andere als negativ gemeint, denn kaum einer anderen Band gelingt es über so einen langen Zeitraum, sozialkritische und politische Texte in so tanzbare Melodien zu packen. Nach einem Durchhänger zu Beginn des Jahrzehnts haben Rantanplan zu alter Stärke zurückgefunden und werden Anfang 2019 auch den ein oder anderen Konzertsaal zum Kochen bringen.

01.02. - Osnabrück (GER) - Westwerk
02.02. - Weinheim (GER) - Cafe Central
03.02. - Saarbrücken (GER) - Garage
08.02. - Erfurt (GER) - Engelsburg
09.02. - Dresden (GER) - Chemiefabrik
14.02. - Bochum (GER) - Rotunde
15.02. - Lüneburg (GER) - Salon Hansen
16.02. - Husum (GER) - Speicher
22.02. - Würzburg (GER) - B Hof
23.02. - Chemnitz (GER) - Talschock
01.03. - Bern (SUI) - Dachstock
02.03. - Luzern (SUI) - Sedel
08.03. - Berlin (GER) - Musik & Frieden
09.03. - Leipzig (GER) - Moritzbastei
14.03. - Nürnberg (GER) - Z Bau
16.03. - Wien (AUT) - Arena
22.03. - Konstanz (GER) - Kulturladen
23.03. - Frankfurt (GER) - Nachtleben
29.03. - Stuttgart (GER) - Universum
05.04. - Cottbus (GER) - Gladhouse
12.04. - Bremen (GER) - Tower
13.04. - Göttingen (GER) - Musa
20.04. - Hamburg (GER) - Große Freiheit
26.04. - Trier (GER) - Mergener Hof
27.04. - Alsdorf Festival (+ Abstürzende Breiftauben, 2 lokale Acts)



 

2 Kommentare:

  1. Thanks so much for writing about my song!!! Falls du zeit hast, am 24en bin ich zur Gast bei Der Tag auf Deutsche Welle um 20uhr. Schaut doch rein!!! <3

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