Mittwoch, 12. Dezember 2018

Der Wert von Musik, Teil 1: Das Weihnachtsgeschäft

(ms) Huch! In nicht mal zwei Wochen ist schon fast wieder alles vorbei und - ungelogen - ich habe bislang kaum was an Geschenken. Daher werde ich mich dieser Tage mal in die überfüllte, mittelgroße Innenstadt begeben und versuchen ruhig zu bleiben. Von der immensen Kommerzialisierung des Weihnachtsgeschäfts bleibt das Musikbusiness natürlich auch nicht aus. In ein paar losen Teilen widmen wir uns dem Wert von Musik. Es soll um das Materielle, Immaterielle, Ideelle und natürlich um Geld gehen. Fangen wir also mit dem Irrsinn an, der sich alljährlich ereignet. Vor einigen Jahren habe schon mal den analogen und digitalen Handel mit Musik in der Adventszeit sondiert. Das war schon einigermaßen grauenhaft und billig. Auch in diesen Tagen bleibt es nicht aus, dass eine Flut an Best-Ofs, Live-Mitschnitten, Weihnachtsalben und anderem aus-dem-Ärmel-Geschüttelten zu haben ist.
Schauen wir uns das mal an:

Das gesamte Geschäft lässt sich in eben jene Kategorien gut aufteilen. Fangen wir an mit Live-Mitschnitten. Diese gibt es ganz normal auf CD, das bessere Format ist jedoch der Film dazu; auf DVD, Blu Ray oder ähnlichem Format. Dieses Jahr sind Coldplay ganz vorne dabei und bringen einen Zusammenschnitt aus Buenos Aires und São Paulo raus. Das ist halt ganz übel. Ist das Live-Album doch dann umso intensiver, wenn es eines am Stück ist und nicht das zusammenstellt, was am Besten passt. Gelbe Karte dafür. Auch Volbeat machen da mit und bieten ab dem 14.12. Let's Boogie! raus. Klar, Musik ist und bleibt Geschmackssache; vor einigen Jahren habe ich mal Volbeat live gesehen und mich tierisch gelangweilt; das will ich nicht sehen. Da die Fanschar aber sehr groß ist, gibt's dafür nur die Weihnachts-Backpfeife.
Auch die kompletten Dumpfbacken, die sich Böhse Onkelz nennen, mischen hier fleißig mit. Und das auf besonders dreiste Art und Weise. Eine Blu Ray ist natürlich eine qualitativ feine Angelegenheit, doch die wir-sind-ja-gar-nicht-rechts-Deppen trauen sich tatsächlich einen Auftritt von 2015 zu verkaufen, drei Jahre später! Die Herren schütteln gewaltig am Ohrfeigenbaum!

Die nächste Kategorie ist: Reguläre Veröffentlichung aus Versehen gut im Weihnachtsgeschäft platziert. Die Pop-Superfrau Robyn macht da mit und veröffentlicht am 14.12. ihr neues Werk Honey. Auch der Oldie-Gitarrenvirtuose Santana lungert in dieser Gesellschaft rum und bringt sein elftes Studioalbum Zebop! am selben Tag auf den Markt. Diesen Freitag veröffentlicht zudem niemand geringeres als CJ Ramone ein Album, das auf den Titel Christmas Lullaby hört. Das ist halt die Masche, die stumpf aber noch einigermaßen okay ist. Denn wenn sich darauf wirklich schöne, weihnachtliche Wiegenlieder finden sollte, schwillt nur die Hauptschlagader an.

In der hier dritten und letzten Kategorie finden sich die Künstler, die eiskalt und ganz offensichtlich das Weihnachtsgeschäft prominent besetzen und unterschiedlichste Jubiläen- oder Best-of-Ausgaben auf den Markt bringen. Dabei sind zum Beispiel Slipknot, die zum zehnjährigen Erscheinen von All Hope Is Gone eine Neuauflage in die Läden bringen. Das ist noch relativ harmlos im Gegensatz zu Depeche Mode. Die haben die Chuzpe, auch am 14. Dezember, zwei Vinyl-Single-Boxen unters Volk zu jubeln. Sie erhalten jeweils sechs 12"-Platten für je 90€. Kann man halt machen, falls Dave Gahan noch einen goldenen Weihnachtsbaum braucht. Das ist reines Geschäft, pure Bereicherung. Zu guter Letzt sind auch Die Ärzte mit von der Partie in diesem irren Karussell. Die spielen nächstes Jahr wieder allerhand Konzerte, headlinen Rock am Ring und im Park und sind zudem in diversen europäischen Großstädten zu Gast. Das wird ihre immense Fanschar schon magnetisch anziehen. Wahrscheinlich auch die gesamte Diskographie, die auf den Namen Seitenhirsch hört und ganze 33 CDs beinhaltet. Kostet auch nur 340€. Runter gerechnet auf eine CD oder eine Platte bei Depeche Mode sind das okaye Preise, doch eigentlich hat keiner dieser Künstler das nötig.

Wir lassen natürlich unsere Finger von dem ganzen Quatsch und halten es hochromantisch mit Olli Schulz:

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