Staring Girl in der Pension Schmidt. Foto: luserlounge |
Die Pension Schmidt ist eher ein Laden, in dem man tagsüber sehr gut versacken kann, so gemütlich ist es dort. Die alten Sofas und Sessel lassen einen genauso nicht mehr gehen wie die frischen Kuchen, Quiches oder Kaffees.
Für allerhand kulturelle Veranstaltungen zu Abend hat sich die Adresse seit einigen Jahren genauso etabliert. Seien es Pub Quizze, Lesungen oder Konzerte. Eines davon fand gestern Abend statt und die Gruppe mit dem besten deutschsprachigen Album diesen Jahres - bis dato - war der Höhepunkt: Staring Girl. Das Hamburger Quintett um Steffen Nibbe inklusiven ehemaligen Mitmusikern von Gisbert zu Knyphausen wie Frency Suhr am Bass sind auf kleiner Herbsttour und hielten für einen wunderbaren Abend in Westfalen.
Das Konzert wurde von der Münsteraner Band Francois Dillinger eröffnet. Lustigerweise sind dies auch fünf Jungs, die mit entspanntem Indiepop zu unterhalten wussten. Es erinnerte stark an die wunderbaren Herrenmagazin, doch man wurde den Eindruck nicht los, dass es etwas uninspiriert zuging auf der kleinen Bühne. Musikalisch gut, aber der Funke sprang nicht über.
Das änderte sich nach kleiner Umbaupause. Das mag auch damit zu tun haben, dass der Ton nun wesentlich besser abgemischt war, die Klaviertöne waren zu hören, der Gesang wesentlich klarer und das Schlagzeug nicht so scheppernd. Schon nach den ersten Takten lag spürbar in der Luft, dass es in dieser Band ganz hervorragend harmoniert. Es brauchte kaum Absprachen für ein reibungsloses Spiel. Staring Girl entführte die aufmerksamen Zuhörer sofort in eine andere, innere Welt. Die treibenden Horden auf dem Bürgersteig waren kaum mehr wahrnehmbar. Denn Nibbes Texte sind ein Fenster, durch das man klettern kann, um dem Alltag zu entfliehen und komischerweise genau in ihn wieder einzusteigen, nur aus einer anderen Perspektive. Es sind alltägliche Geschichten, es geht um Liebe, Menschen, Diebe, Halunken. Leicht kommt man rein in diese Zeilen und sie tun gut. Sie spielten Lieder von ihren beiden Platten: Cornflakes und Milch, Die guten Gedanken, Jeder geht alleine, Stolpern taumeln und laufen, Viertel Vor Nichts, Matratzenladenneonröhrenlicht undundund. Zum Glück kommt nie Schwermut, große Melancholie oder Selbstmitleid hindurch in ihren Liedern, ein großer Pluspunkt. Das erlaubt auch gute Ansagen, einen angenehmen Draht zum Publikum inklusive musikalisch untermaltem Werbeblock. Herrlich!
Was doch kurios war - und da schließe ich mich dem Thema der letzten beiden Beiträge an - ist, dass zwischendurch eine etwas ältere Frau auf ihrem Handy laut einen Livemitschnitt eines ihrer Konzerte hat laufen lassen. Wie absurd kann es nur zugehen? Wie respektlos kann man sein? Was soll das? Das kann hoffentlich nur diese Dame erklären.
Sie hat sich zumindest ablenken lassen von wunderbarer, nahegehender Musik. Selbst Schuld.
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