Freitag, 19. Oktober 2018

KW 42, 2018: Die luserlounge selektiert

Quelle: facebook.com/pg/thespace42
(ms/sb) Merkt Euch die Kalenderwoche 42 im Jahre Zweitausendundachtzehn. Da ist nämlich eine Menge passiert. Zum Einen ist Ferris MC bei dem Partyflagschiff Deichkind ausgestiegen. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht mehr genau, dass es die überhaupt noch gibt, hört man ja nichts mehr von. Aber die machen anscheinend neue Musik. Wieso auch nicht?! Dann wurde bekannt, dass zum Ende des Jahres die Spex eingestellt wird. Ach, du scheiße. Erst hat es die Intro erwischt und nun das nächste große Pop-Magazin. Niemand kauft mehr Print. Ich zähle mich im Magazin-Bereich jetzt einfach mal dazu und bin so gesehen auch Schuld dran. Zudem ziehen sich Unternehmen aus dem Printanzeigengewerbe zurück. Dann gab es aber auch noch eine herausragende Nachricht. Denn Dendemann ist wieder da. Nach den raren Festivalauftritten im Sommer, steht nun eine Tour an. Es gibt sie noch, die guten Meldungen!

OK KID
Man muss OK KID für Kaffee Warm dankbar sein: ein Hammer-Track, der einfach immer geht und bei dem man so richtig austicken kann. Was die Herren aber geritten hat, ein Album wie Sensation (VÖ heute) aufzunehmen, bleibt wohl ihr Geheimnis. Zwei der elf Songs sind zugegebenermaßen ziemlich stark (1996 und vor allem der Opener Lügenhits), der Rest hingegen ist sensationell schlecht. Diese Betroffenheit, dieses Anprangern - das klingt so brutal aufgesetzt, dass es wehtut.

  
Holygram
Musikgenrerevival-Bands sind ja im Grunde genommen total langweilig. Außer wenn sie so sehr den Dreh raus haben, dass etwas Vielversprechendes dabei herauskommt. Beispiel: Holygram! Mit A Faction haben sie den Vorboten zu ihrem ersten Album Modern Cults (VÖ: 09.11) veröffentlicht. Es ist eine gelungene Mischung aus den frühen Depeche Mode und Placebo mit eigenem, elektronischen Anstrich. Das weiß hier durchaus zu überzeugen. Starker Song, wir sind sehr gespannt.




Benz
Okay, eine Auto-Anspielung darf bei diesem Namen schon erlaubt sein: Aber wir machen keine Werbung für Vierräder, sondern wollen Euch Musik schmackhaft machen. Mit Benz fällt einem das sehr leicht, so schön sind die Klänge, die die Schwedin, mit bürgerlichem Namen Ebba Salomonsson, produziert. Elektronische Klangteppiche gepaart mit Bläsern, Streichern und einer sanften Stimme. Dazu kommt ein wunderschönes Video, dass diese Töne perfekt in Szene setzt. The Smile ist die Ankündigung des Albums Erazor, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird. Voilà:




Das Ding ausm Sumpf
Rap, alte Lady. Du hast so viele schöne Spielarten. Und das, was Das Ding ausm Sumpf macht, gefällt uns extrem. Das Album Raumzeit hat uns schon sehr zugesagt, jetzt wird nachgelegt und mit WWNW (nur weniger) kam diese Woche ein Video raus, das in Marokko gedreht wurde und mit einem saftigen, tiefen Beat zu überzeugen weiß. Die Stimme erinnert ja schon gewaltig an Marteria, aber der Schnurrbart nicht. Drehen Sie die Boxen auf, machen Sie die Augen auf uns dann kommt das hier richtig gut. Gibt's auch bald noch live:

15.12. Kiel - Pumpe
11.01. München - Milla Club
12.01. Augsburg - Grand Hotel




Alice Rose
Es gibt so Scheiben, von denen man sich gar nichts erwartet und bei denen man mangels Zeit dazu tendiert, sie sich gar nicht erst anzuhören. Bei Alice Rose sprang ich Gott sei Dank über meinen Schatten und wurde mit einem bezaubernden Album belohnt: What To Do In The Rain (VÖ: 09.11.) kommt gänzlich unaufgeregt daher, besticht über weite Strecken durch unbeschwertes Songwriting und setzt die Stimme der dänischen Globetrotterin, die sich mittlerweile in Berlin niedergelassen hat, perfekt in Szene. Eine sehr positive Überraschung! Kann man zwar auch bestens neben der Arbeit hören, aber es lohnt sich durchaus, sich etwas näher mit den Texten auseinanderzusetzen und dem Album seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.



Razorlight
Was, gibt's die denn noch? Nein, nicht "noch", sondern "wieder"! Der Stern von Razorlight ging vor mittlerweile 14 Jahren auf, doch nach drei Top 5-Alben im UK war es auch schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit und seit 2010 trafen sich die Musiker um Sänger Johnny Borrell in neuer Zusammensetzung nur noch sporadisch, um Konzerte zu spielen. Apropos Konzerte: ich persönlich hab ja jedes Recht dazu, grantig auf Razorlight zu sein, denn dreimal hatte ich Tickets für Gigs der Briten und dreimal fiel das Konzert aus: einmal gabs gar keine Begründung, einmal wars aus gesundheitlichen Gründen und einmal wurde der Auftritt kurzfristig abgeblasen, weil die Band ein hochdotiertes Angebot bekommen hatten, um einen Privatgig bei den Reichen und Schönen dieser Welt zu spielen.
So, nun aber zurück zur Gegenwart: Olympus Sleeping heißt das neue Werk, das kommende Woche (26.10) veröffentlicht wird und das einem das Gefühl vermittelt, Razorlight seien nie weg gewesen. Borrell nimmt man seine mittlerweile 38 Lenze eh nicht ab, die Melodien knüpfen nahtlos an alte Zeiten an, in denen Razorlight zusammen mit The Kooks, Hard-Fi und den Kaiser Chiefs die Speerspitze des damaligen Brit-Pops bzw. Indie-Rocks bildeten.
Der Adam Green Skit zum Einstieg ist natürlich sehr originell, danach geht's mehr poppig als rockig zur Sache, die 36 Minuten vergehen wie im Flug. Was bleibt hängen? Es sind schon einige Ohrwürmer am Start, der ganz große potenzielle Hit à la America, der es in England sogar zur Nummer 1 brachte, fehlt allerdings. Anspieltipps: Razorchild, Brighton Pier und Japanrock.




Lazy Lu
Erst denken, dann reden - einfache Regel! In der deutschen Rapszene klappt das Reden bei vielen ganz gut, nur mit dem Denken hapert es oftmals, sei es davor oder danach. Umso schöner, wenn es Künstler gibt, die sich davon abheben und in ihren Texten etwas zu erzählen haben, das über die öde Bitchbumsenblingbling-Scheiße hinausgeht und das Leben in all seinen Facetten beleuchtet. Der Nürnberger Lazy Lu (nicht zu verwechseln mit dem großartigen Juse Ju) ist so ein Exemplar und veröffentlicht am kommenden Freitag (26.10.) sein Debütalbum Laila mit tatkräftiger Unterstützung des Berliner Rappers Lorenz. Reinhören, mögen, kaufen. Manche Dinge sind so einfach.



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