Paradiesisch. Foto: Marco Sensche |
Das 11-Lieder-Album mit einer Spielzeit von gut 40 Minuten beginnt super entspannt mit einer wunderschönen, catchy Bass-und-Gitarre-Melodie mit dieser Zeile: "Ich bin das schlimmste, was euch passieren kann." Ach, Quatsch. Das stimmt doch gar nicht. Und es schimmert schon durch, dass hier eine gute Mischung aus beispielsweise ClickClickDecker und Niels Frevert musiziert. Nur halt mir mehr guter Laune und Optimismus.
Denn es hagelt gute Nachrichten wie folgende: "Ich attestiere uns blind, dass die Zeiten rosing sind. Ich sehe eine goldene Zukunft und nicht viel mehr" (Goldene Zukunft) Wow! Eine Hymne auf das nicht-unterkriegen-lassen und bewusst kritisiert er den kleinen Kitsch, der sich darin zeigt, doch lässt er sich davon keineswegs beeindrucken frei nach dem Motto: Mögen die Höhepunkte der Vergangenheit die Tiefpunkte der Zukunft sein. Kopf hoch - immer!
Es gab so viel, was zu tun war ist ein Namenssammellied, das als eine Kreuzung vom Trennungslied (PeterLicht) und Teesatz (Spaceman Spiff) daher kommt. Ach, wieviele Menschen sind uns allen schon über den Weg gelaufen, man war kurz so etwas wie befreundet, sieht sich später irgendwann wieder und fragt sich, woher man sich kennt.
In bestechender Manier bringt Sievers mit Discoscooter uns das allerseits bekannte Großstadtlebensgefühl rüber, das schön aber auch gewissermaßen beängstigend ist. Dazu kommt eine super Melodie und die positive Eingängigkeit der Synthie-Keyboard-Linie lädt durchaus zum Kopfnicken ein. "Gebt ihm was zu tun" fordert er auf Die Giraffe streckt sich! Es ist die kleine Raupe Nimmersatt, die aus ihm spricht. Denn dieses eigentlich-ist-alles-okay-aber-kann-mir-mal-bitte-jemand-in-den-Arsch-treten-Gefühl kennen sicherlich die meisten Studenten, der Autor zählt sich (noch) dazu: Nichts tun und alles haben wollen. Erstaunlich leise und mit schönen Bildern werden hier große Themen aufgegriffen und behandelt.
Liebe Leser, lasst uns nun bitte Hinter deiner schönen Stirn zu einem Hit machen: "Wir haben uns entschieden, dass wir euch lieben." Wie groß ist das denn?! Es ist gut zu beobachten, dass hier die langjährige Melancholie, Schwerfälligkeit und das Trübsalblasen aus der Indie-Musik zu verschwinden scheint. Sievers macht das mit seinem ersten deutschsprachigen Album, zugegebenermaßen waren Talking To Turtles auch ein bisschen dramatischer, weniger optimistisch. Gisbert zu Knyphausen hat länger für diesen Dreh gebraucht, das Ergebnis ist dennoch top. Dem Genre und allen Protagonisten wird dieses Album sehr gut tun; warum nicht öfter mal die rosarote Brille aufsetzen?
Dennoch muss hier zu Protokoll gebracht werden, dass er auch tiefsinnig sein kann und nach innen blickt. Das schöne Unentschieden ist nur ein Beispiel. Kein Wunder, dass er unter anderem schon für Kettcar als Support gespielt hat, es passt halt gut.
Diese Verbindung ist auch aus einem anderen Augenwinkel nicht überraschend. Denn die Goldene Zukunft hat er zum Teil im eigenen Studio in Leipzig aufgenommen, doch den Feinschliff gab es in Berlin mit der Hilfe von Simon Frontzek, der durchaus bekannt ist. Er hat mal bei Tomte mitgespielt, solo als Sir Simon Battle musiziert und produziert für And The Golden Choir, Madsen, Torpus & The Art Directors und war im Hamburg auch an den Tasten auf der Bühne aktiv!
Goldene Zukunft ist klug, leicht, witzig, tiefgehend, kurzweilig, schön.
Das Paradies war schon auf Tour, doch wiederholt das in den kommenden Wochen. Geht da hin!
27.10. - Magdeburg - Moritzhof
28.10. - Regensburg- Alte Mälzerei
30.10. - Leipzig - ILSES ERIKA
01.12. - Rostock - Peter-Weiss-Haus
02.12. - Bremen - Lagerhaus
03.12. - Berlin - Lido
04.12. - Hamburg - Molotow
05.12. - Wiesbaden - Schlachthof
06.12. - Stuttgart - Merlin Kulturzentrum
07.12. - München - Milla
08.12. - Erfurt - Franz Mehlhouse
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