Donnerstag, 24. Mai 2018

Welshly Arms - No Place Is Home

(ms) Auf dieses Album haben viele Menschen lange gewartet. Zum Einen die groß gewordene Fanschar, zum Anderen Radiostationen, andere mediale Verwerter und nicht zuletzt die Band selbst. Welshly Arms bringen an diesem Freitag, den 25. Mai, ihr zweites Album mit dem Titel No Place Is Home heraus.
Großer Aufhänger war und ist die Übersingle Legendary, die in diesem Gewandt erstmals auf einem Langspieler erscheint. Vorher gab es unterschiedliche Versionen der Single, wir haben darüber berichtet. 24 Wochen stand der Song in den deutschen Charts, hat Goldstatus erlangt und sicherlich jedem bekannt. Eine Zeit lang gab es im Radio kaum ein Entrinnen. Dabei hat das Lied nicht einmal genervt, wie es bei großer Popmusik schnell mal der Fall sein kann. Und es ist große Popmusik mit Rock- und Bluesallüren. Spricht man, sprechen wir von Popmusik in Verbindung mit Radiospielzeiten, hat das meistens eine abschätzende Note, die sich zwischen die Zeilen schwingt. Doch große Popmusik ist absolut notwendig; im allerbesten Sinne! Man muss sich auch mal berieseln lassen. Das ist am Besten beim Radiohören möglich. Auch ich schalte dann immer einen Popsender ein; hier im Westen ist es WDR2: Infotrainment, Wetter, Stau, Fußball, was man halt im Alltag so braucht.
Genau für dieses Arrangement ist Welshly Arms eine schwungvolle Bereicherung. Sie ergänzen die Rockattitüde sehr geschickt um ein weiteres Element, das ihre Musik so schön leicht zugänglich macht. Die vier Herren haben nämlich zwei feste HintergrundsängerInnen, die Geschwister Bri und Jon Bryant. Sie geben den Liedern Swing, einen berechtigten Hang zum Gospel und viel, viel Energie.
All das sind gute Zutaten, um eine geniale Platte auf dem Markt zu werfen. Und das ist den Musikern aus Cleveland durchaus gelungen. No Place Is Home fährt mit 13 Liedern und einer Gesamtspielzeit von gut 50 Minuten auf.

Foto: Peter Larson
Der Beginn mit Saloon- und Westerncharakter ist schon mal stark: Rockabillygitarre und Gepfeife, als ob es gleich zwischen Babier und Poststation zum Duell kommt. All The Way Up ist ein stimmungsvoller Starter in die Platte, bei dem der Kopf ganz automatisch anfängt zu wippen. Sanctuary ist die eigentlich erste Single aus dem Album, startet mit sanftem Uhhh-Gesang und den festen Stimmen von Getz, Lindemann und Weaver. Die Stärke ist auch hier der großartige Hintergrundchorgesang, das macht schon Laune. So richtig Fahrt nimmt der Song irgendwie nicht auf, das muss er aber auch gar nicht, die einzelnen Elemente sprechen für sich. Die Musik ist echt catchy, es ist also kein Wunder, dass ihre einzelnen Lieder für Kinoteaser oder Serien genutzt werden. Große Rockgesten bekommen auch ihren Platz, zum Beispiel auf How High, das mit schön verzerrten Gitarren spielt und sicherlich zu den stärksten Liedern der Platte zählen darf. Wenn sie uns fragen würden, könnte das auch ausgekoppelt werden! Ruhig können sie auch, obwohl All For Us keine Ballade ist, tut der Track dem Gesamtwerk gut, da es der großen Energie und Power etwas Einhalt gebietet; man will ja nicht den Eindruck erwecken, es sei alles nur großes Popgeschäft, denn Down To The River geht genau dahin wieder zurück. Zunehmend macht der Mix aus gospelähnlichem Gesang im Hintergrund und den sauber ausgespielten Gitarren richtig Bock. Da hatte jemand einfach eine extrem gute Idee, das muss man neidlos anerkennen. Und nur der Vollständigkeit halber erwähnen wir hier nochmals, dass Legendary ein wirklich toll arrangierter Song ist, all der Erfolg, den er eingeheimst hat, ist absolut gerechtfertigt. Mit den entspannten Akustikgitarren und dem sehr entspannten Sound bietet Wild zum Ende hin nochmals für gut gelungene Abwechslung.

Klar, einige Lieder (X, Hammer, Locked) erwecken schon den Eindruck, dass es sich um Füllmaterial handelt. Doch Welshly Arms sind bestimmt nicht mit dem Anspruch ins Rennen gegangen, dass sie mit jedem Song sich selbst übertreffen wollten, Die Vorschusslorbeeren mussten natürlich befriedigt werden und das tun die Clevelandler in jedem Fall recht erfolgreich. Es ist großer Pop, immer noch. Doch er macht von vorne bis hinten Spaß und das ist gut so.

In diesem Sommer kann man sich davon hier noch live überzeugen lassen:
20.08.18 Bochum, Zeltfestival Ruhr





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