Donnerstag, 19. April 2018

St. Michael Front - End Of Ahriman

Foto: Anke Schmidt
(ms) Diesen Freitag erscheint ein Album mit dem Namen End Of Ahriman auf dem wunderbaren Label Staatsakt. Die dazugehörige Band nennt sich St. Michael Front und tut höchst mysteriös. Denn wer die beiden genau sind, ist nicht ganz klar und tut auch irgendwie nicht viel zur Sache. Tiefblickender ist ihre Inszenierung mit Band- und Albumname und der damit einhergehenden Beschäftigung mit religiös-spirituellen Dingen. Denn zwei Fragen müssen unter allen Umständen geklärt werden, bevor sich mit der Platte als musikalischem Werk gewidmet werden kann. 1.) Was ist Ahriman? 2.) Wer ist der Heilige Michael? Und dann kann man möglicherweise eine dritte Frage hinterher schieben: Was soll der ganze Quatsch?
1.) Ahriman ist entweder ein Zustand oder ein irgendwie geartetes Geistwesen. Der Begriff taucht sowohl im Zarathustrismus als auch in Rudolph Steinars Anthroposophie auf. An die Lehren von Zarathustra glauben heute laut Onlinelexikon noch gut 150.000 Menschen weltweit. Für die Waldorfschulen Steinars gibt es viele gute Gründe, seine sonstigen Ansichten seien mal dahin gestellt. Ahriman ist bei beiden etwa das Ende der zerstörerischen Kräfte. Dafür ist
2.) der Heilige Michael verantwortlich, der in christlicher, jüdischer und muslimischer Tradition den Teufel niederringt. Im Neuen Testament kann man das in der Offenbarung nachlesen. Wer sich damit allerdings auskennt, weiß, dass es sich dabei um einen sehr verwirrten und höchstgradig eigenwilligen Text handelt, der nur schwer wörtlich zu nehmen ist und wohl auch nicht Johannes zuzuschreiben ist. Da war wohl ein Trittbrettfahrer unterwegs.

Klar, das klingt jetzt mysteriös und daher irgendwie reizvoll. Das Duo hat hinter diesem Themenvorhang zwölf Lieder zusammengestellt, die sich allesamt mit Michaels Sieg und dem Ende des Zerstörerischen befassen. In Zeiten von hoher Beweglichkeit im internationalen politischen Milieu ein willkommener Gruß und ein kreativer Einfall.
Und wie klingt das ganze? Die Assoziation zur Apokalypse oder dem Sieg über das Böse kann man häufig im Metal oder Gospel finden. Nein, beides ist hier nicht der Fall. Eher harmlos aber durchaus zuversichtlich ist ihre sphärische Gitarrenpopmusik. Direkt zu Beginn (Lucky Prince) setzen Bläser, Akustikgitarre, Schlagzeug, zupfende Geigen und hymnischer Gesang ein. Was sind die Referenzen? Ein seltsamer Mix aus Get Well Soon, Depeche Mode, George Michael und den ruhigen Metallica vielleicht? Wer weiß...?!
Der Charakter des Endzeit-Projektes macht sich hauptsächlich in den Texten bemerkbar statt in der Instrumentalisierung, auch wenn Synthies, Pauken und Glocken in Rifles And New Gods an kirchlichen Klang erinnern mögen, doch die Dramatik fehlt noch etwas. Klarer werden die Konturen auf Doom Of Your Living Room, wo Trompeten und Snares einen Marsch einleiten, der zwar düster aber wenig bedrohlich klingt. Michael lässt grüßen. Spätestens bei Once kann man auf die Idee kommen, dass die St. Michael Front den Soundtrack zu einem nicht existierenden Film geschrieben hat. So gesehen ist es halt phasenweise kongenial, auch wenn der Sound insgesamt wenig Abwechslung bietet. Das ändert sich zum Ende hin mit Higher Source zum Glück. Bis dahin wabert das Album ein wenig vor sich her. Denn plötzlich hört man einen 80s-Revival-Klang, mit dem unter anderem Drangsal in jüngster Vergangenheit schon für große Aufmerksamkeit gesorgt hat. damit hat man zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zwingend gerechnet und kommt erfreulich daher, um für die letzten beiden Lieder etwas einzudösen.

Irgendwie war bei diesen pompösen, mysteriösen und in ihrer Gesamtheit vielversprechenden Ankündigungen mehr zu erwarten. Insbesondere deshalb, da sie bei Staatsakt unter Vertrag stehen, die ja sonst hochinteressante Bands und Projekte wie Bonaparte, Die Sterne, Fraktus, Klez.e, PeterLicht, Lambert oder Albrecht Schrader im Angebot haben.
Eventuell kommt der Kampf Gut gegen Böse ja live beeindruckender rüber, ansonsten verbleibt nach mehrmaligem Hören eher Schall und Rauch.

24.05.18 Köln - Blue Shell
25.05.18 Berlin - Acud
26.05.18 Hamburg - Molotow Sky Bar





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