Mittwoch, 18. April 2018

Clara Luzia - When I Take Your Hand

Foto: Christoph Liebentritt
(ms) Die österreichische Popkultur wird seit Jahren von zwei großen Namen dominiert, die wir halt auch sehr mögen: Wanda und Bilderbuch. Selbst geniale Künstler wie Voodoo Jürgens oder Der Nino aus Wien haben es bei den beiden Platzhirschen schwer, insbesondere in Deutschland bekannter zu werden. Auf längere Zeit vorher haben das bislang Naked Lunch geschafft, wenn man den Bereich Indie betrachtet.
Da muss man eigentlich gar nicht Clara Luzia fragen, wie sie sich fühlt zwischen diesen ganzen Bands. Doch ihr Erfolg ist dennoch bemerkenswert. Zu ihrem neuen Album When I Take Your Hand, das kommende Woche Freitag (27. April) erscheint liefen ausgekoppelte Songs bereits zwischen Polen und Spanien im Radio. Und wie man das heutzutage macht, veröffentlicht sie auch auf dem eigenen Label Asinella Records.

Da wir vom Vorgänger Here's To Nemesis schon enorm angetan waren, kam die Info zum neuen Album genau richtig! Nur neun Songs sind drauf. Dem entsprechend kurz aber auch angenehm kurzweilig sind die Lieder ausgefallen und bewegen sich zwischen temporeichem Gitarrensound und angenehmer Melancholie.
Der Opener On The Street geht stark los mit schönen, schrammeligen Gitarren, treibendem Bass und dem guten Einfall, statt zu Beginn gesanglich direkt alles zu geben, eher zu sprechen. Nach kurzem Überlegen fällt auf, dass es im Stil grobe Ähnlichkeiten zu Nada Surfs Popular gibt. Warum nicht mal einen großen Vergleich ziehen, es ist ein wirklich starkes Lied! Genau so rockig und gewollt unperfekt im Sound geht es weiter. Klanglich wird der Bogen zum feinen Vorgänger gezogen. Mit Mikrophonen kenne ich mich nicht aus, aber Bold Move klingt nach herrlichem 80/90s Retrosound - retro hier im besten Sinne verstanden. Der Stil fernab vom Glattproduzierten erfreut richtig.
Nach gitarrenlastigen Startern geht es mit Running Out etwas ruhiger zu. Die Zeile "Don't You See That Time Is Running Out" passt zur melancholisch-andächtigen Atmosphäre. The Story Of You And Me ist ist ein Bekenner- und Liebeslied an ihre Frau und Schlagzeugerin Catharina. Die nachdenkliche, aber irgendwie mit einem leichten hoffnungsvollen Schimmer ausgestattete Stimmung wird dadurch offensichtlich, dass ausschließlich Gitarre und etwas sphärisches wie Cello zu hören sind: Schön! Mit When The Streets nimmt das Album auch wieder Tempo auf. Das heißt jedoch nicht, dass es bis hier her langweilig gewesen ist. Die Bandbreite an Klang ist ein toller Beweis für ein extrem gut beherrschtes Handwerk! Mood Swing ist noch so ein richtig großer Hinhörer, der anschließend von Survival getoppt wird: ein dunkler, klarer Bass und die sprechende Stimme vom Anfang ist wieder da, die sich im Refrain rauf und runter windet. Dieser Song ist so brilliant komponiert, dass er locker das Herzstück des neuen Albums von Clara Luzia ist.

Enden tut das Album mit einem weiteren Einblick in ihr Seelenleben. Auf I Remember You verarbeitet sie den Tod ihrer Urgroßmutter. Aber als Österreicherin hat sie die Ader zum Morbiden sicher in die Wiege gelegt bekommen.
Mit sanften Tönen klingt das Album aus. War es doch zu kurz?
Nein, auf keinen Fall! Wer mehr von ihr haben will, kann sich ja einfach ihre vorherigen Alben und EPs anhören. Ein einfaches Mittel. Für Fans und die, die bei der Österreicherin reinhören wollen, ist When I Take Your Hand eine extrem gute Wahl und sei hiermit ans Herz gelegt.

Passend dazu geht es kommende Woche auf Tour:

28.04. - München, Feierwerk
29.04. - Dresden, Ostpol
30.04. - Leipzig, naTo
01.05. - Hamburg, Kukuun
02.05. - Berlin, Kantine Berghain
04.05. - Nürnberg, MUZclub
05.05. - Traunstein, Café Festung
09.05. - Innsbruck, Treibhaus
10.05. - Graz, Orpheum
11.05. - Salzburg, Arge
12.05. - Linz, Posthof
23.05. - Wien, Arena
09.06. - Mürzzuschlag, Kulturhaus
26.10. - Vöcklabruck, OKH



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