Foto: https://www.facebook.com/kaufmannmusic/ |
(sb) Was ist denn jetzt los? Solltet
Ihr Euch beim Blick auf die Überschrift die Frage stellen, ob die luserlounge
unter die Legastheniker gegangen ist oder ob die Tastatur kaputt ist - mitnichten!
Vielmehr handelt es sich um Schweizerdeutsch, eine mitunter unfassbar charmante
und lyrische Sprache, die in Deutschland völlig zu Unrecht und mit einer
gehörigen Portion Arroganz belächelt wird. Wie dem auch sei: Schweizerdeutsch
ist auch nicht gleich Schweizerdeutsch, die regionalen Unterschiede sind durchaus
gravierend und ein Basler und ein Appenzeller klingen völlig unterschiedlich.
Reto Kaufmann stammt aus der Hauptstadt Graubündens, Chur, und veröffentlichte
am 23.02. sein Album König vu dr Nacht, auf das ich kürzlich rein zufällig
stieß und seitdem bestimmt 25 mal angehört habe. Sososososo schön!
Der Opener Ferngstürts Auto kommt spielerisch daher, die Liebe als Motiv wird wunderbar umgesetzt und versprüht gute Laune. Es folgt die Single Lisa – das Thema bleibt das gleiche, der Blickwinkel ändert sich aber radikal. Statt Euphorie übernimmt Melancholie das Steuer und nimmt den Hörer mit auf eine Reise zu Verzweiflung und Hoffnung. Ganz, ganz groß, lieber Reto!
Mit Ja oder nei wird’s erstmal
ruhiger, bevor sich Kaufmann auf den Beobachterposten zurückzieht und
eine großartige Geschichte über den Lebenskünstler Fredi erzählt. So einen
kennt doch jeder, aber kaum einer schafft es, so ein bezauberndes Lied darüber
zu schreiben.
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Der Titeltrack König vu dr
Nacht ist eine Ode an einsame Abende und Nächte, gepaart mit der großen Lust am
Leben. Passion, Gefühle, Sehnsucht – wunderbar zusammengefasst in 4 Minuten.
Es folgt Norwegischi Chroni –
wow! Einfach nur wow! Dazu den ein oder anderen Drink (zu viel) und man fängt
unweigerlich an zu Heulen vor Glück. Das war Liebe aufs erste Hören und für diesen
Song möchte ich mich beim Künstler von ganzem Herzen bedanken.
Zugegebenermaßen fällt es
danach echt schwer, sich auf Uf und ab zu konzentrieren, der Song ist es aber
wert, denn die Metapher „das Leben ist ein Penis“ samt Erklärungen ist nicht
nur amüsant, sondern beinhaltet viel Wahres, wenn man mal drüber nachdenkt.
Muss man erstmal draufkommen…
Mit Liabi und Euphorie geht’s auf die Zielgerade, mir selber gibt der Song nicht so arg viel, aber dass dieser ebenfalls sehr hörenswerte Track für mich den Tiefpunkt des Albums darstellt, unterstreicht nur einmal mehr, wie großartig König vu dr Nacht insgesamt ist.
Dr Boda isch verstaubt
beschließt die größte musikalische Überraschung seit Monaten – und da sind wir
wieder bei Faber. Dessen Album Sei ein Faber im Wind traf mich damals auch völlig
unvorbereitet und wurde dann zu meinem persönlichen Album des Jahres 2017. Man
wird sehen, ob Kaufmann das dieses Jahr auch schafft, aktuell ist er aber gut
dabei und ich würde mich sehr freuen, wenn er bald auch mal außerhalb der
Schweiz auftreten würde, um seine Songs zu präsentieren.
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