Mystisch, extravagant: Orph! |
Was die New Yorker seit Jahren beeindruckend schaffen und fortsetzen, hat jetzt ein kleines Pendant hierzulande. Klar, Orph spielen eine ganz andere Art von Musik und sehen auch viel besser aus. Den Durchbruch auf einer Ebene wie den angesprochenen Amerikanern ist ihnen von Herzen zu wünschen, denn ihr zweites Album The Pyramid Tears Of Simba, das heute auf Kick The Flame erscheint, ist eine Science Fiction-Erzählung. Das Quintett um Texteschreiber und Mastermind Marco De Haunt spielt Zukunftspop: Sphärisch, geheimnisvoll und tief. Einflüsse aus Klassik und Elektronik sind unüberhörbar, geben den 12 Liedern Drive und machen neugierig. Ähnlich waren sie schon mit ihrem Erstling Poems For Kui unterwegs. Sechs Jahre sind inzwischen vergangen, die Besetzung hat sich geändert und so ein Universum muss auch erst einmal kreiert werden! Bekanntlich liegt in der Ruhe die Kraft.
Nach diesem Motto ist es unerlässlich, dem Album Zeit zu geben und seine Ecken und Winkel zu erkunden. Denn davon gibt es viele!
Mit dem gleichnamigen Titel wie dem Album starten die 42 Minuten Ausflug ins Ungewisse: Leise, zart, verschleiert aber bestimmt. Ein sanft treibendes Schlagzeug, breite Synthie-Klänge und ab und an mehrstimmiger Gesang werden nun zum charakteristischen Moment. Ähnlich geht es mit The Mosaic, The Whale And It's Hunter weiter, in dem auch groovige Gitarren zum Einsatz kommen. Die Titel der einzelnen Songs sollte man sich hier bereits auf der Zunge zergehen lassen (u.a. auch Josephine And The Conservation With An Astronaut).
From Century To Century besticht durch die eingängige Hookline, es wird psychedelisch und elektronisch, stark! Where The Tiger's Gone ist ein gutes Beispiel, dass man der Platte Zeit geben muss, denn beim ersten Hören kann man sie noch nicht ganz erfassen. Hier wird man vom Klang erfasst, die Hintergrundchöre sind so leicht, dass deren Aufsingen einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Manchmal wünscht man sich, dass es ein wenig eindeutiger und nicht ganz so verschachtelt zugeht. Doch wer hat gesagt, dass es einfach zugehen soll in der Musiklandschaft?
Und neben den ganzen nebulösen Konzeptionen ist Buildings Are On Fire eine herrliche Reminiszenz an den großen Sound der 80er!
Wenn die Platte zu Ende ist, wird man aus dem Kosmos rausgeworfen.
Zurück bleibt anfangs ein verdutztes Staunen, weil man vielleicht nicht alles verstanden hat.
Gibt ein schöneres Motiv, als nochmal von vorne anzufangen?
Heute Abend spielen sie noch in Jena im Trafo.
Sicherlich wird man sie im Sommer auf einigen Festivals sehen. Es bleibt spannend!
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