Donnerstag, 8. Februar 2018

I Said Goodbye - Fairweather


(sb) Norwich, County Norfolk, ca. 200.000 Einwohner und doch recht abgelegen im Osten Englands. Gerüchten zufolge soll es eine lebhafte Musikszene geben, Leuchttürme á la Sheffield (Arctic Monkeys etc.), Liverpool (The Wombats etc.) sucht man allerdings vergeblich und auch der lokale Fußballverein, Norwich City, hat die besten Zeiten weit hinter sich. Vor 25 Jahren wurden die Canaries Dritter in der höchsten englischen Liga, kegelten mit Clublegenden wie Ruel Fox, Bryan Gunn, Chris Sutton  und Jeremy Goss den mit Nationalspielern gespickten FC Bayern aus dem UEFA-Cup und träumten von großen Erfolgen. Heute dümpelt man im Mittelfeld der Zweitklassigkeit herum - irgendwie sinnbildlich für die gesamte Stadt, denn im Fokus steht Norwich eher selten. Doch das soll sich nun ändern, denn I Said Goodbye blasen mit ihrem Debütalbum Fairweather zum Angriff.
 
In England wird das Album bereits Ende Februar erscheinen, hierzulande müssen wir uns noch bis zum 06.04. gedulden, ehe wir CD oder Vinyl in den Händen halten können. Dank Spotify wird man aber die Zwischenzeit sinnvoll überbrücken und sich schonmal einen Eindruck verschaffen können – und das lohnt sich!
 
Graeme Philliskirk (Bassist der Punk-Band Leatherface) arbeitet auf seinem Label Little Rocket Records vorzugsweise mit Nachwuchskünstlern und gibt ihnen eine Chance, auf seine Erfahrungen in der Musikwelt zurückzugreifen. Bei diesem Album unterstützte er
Bild: https://www.facebook.com/isaidgoodbyemusic/
Sänger Alan Hiom, der die Aufnahmen als Solokünstler startete und im Laufe der Produktion mit Gastmusikern arbeitete, die dann Mitglieder der Band wurden. So schnell kanns gehen… Dass diese Entwicklung durchaus fruchtbar war, hört man Fairweather aber von der ersten Note an an. Schon der Opener Better Luck Next Time gibt die Richtung vor: Indie-Rock mit starken Einflüssen von Punk und Emo – wer The Get Up Kids mag, wird hier sicher nicht enttäuscht. Auch Freunde von Samiam dürften sich wiederfinden, wobei I Said Goodbye ihre britische Herkunft deutlich anzuhören ist.

Es wäre vermessen zu behaupten, dass das Quartett aus Norwich mit ihrem Album kommerziellen Erfolg haben werden, zumindest in Deutschland halte ich das für ausgeschlossen, doch das soll die Qualität des Albums in keiner Weise schmälern. Die Scheibe gibt ordentlich Gas, enthält keinerlei Komplettausfälle, jedoch mit Take Me Home und Quicksand gleich zwei Tracks, die es in die Indieclubs schaffen könnten. Leider fehlt es manchmal etwas an Abwechslung, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Somit bleibt festzuhalten: einst sagte man in Norwich „Bye, bye, Bayern“, zukünftig heißt es nur noch I Said Goodbye.
 

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