Schauen wir aber nochmal kurz zurück: das erste Video aus dem neuen Album, Don't Believe The Like, wurde von YouTube direkt mal gesperrt (und erst in einer zensierten Version wieder zugelassen), die zweite Single Schofal Boogie konnte mich auch nicht überzeugen und so war ich doch sehr gespannt, was mich auf dem Longplayer erwarten würde.
Ich erinnere mich noch gut, wie ich beim ersten Anhören der beiden Auftakttracks O. N.T. H. und Ghetto Mi Nix O dachte: "Oha, des is aber a weng überambitioniert. Wo ist denn die Leichtigkeit hin?" Mittlerweile ist dieser Zweifel verflogen und ich bin froh, dass dicht & ergreifend es gewagt haben, sich nicht auf den Lorbeeren ihres Debütalbums auszuruhen, sondern einen Entwicklungsschritt zu nehmen, der ebenso beachtlich wie mutig ist.
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Textlich bewegen sich Lef Dutti und George Urkwell auf sehr vielfältigem Terrain: mal geht's einfach nur saulustig und skurril zu (Bierfahrerbeifahrer), dann wird's politisch engagiert (Ned Dahoam) und gesellschaftskritisch (Don't Believe The Like), aber auch den Themen Umwelt (Grias De God Scheene Gegn'd) und Ernährung (I Frieß So Gern) nehmen sich die Dichtis an. Das liest sich jetzt hier gerade sehr nüchtern, aber die Art und Weise, wie dicht & ergreifend das präsentieren, ist unwahrscheinlich vielfältig und macht wahnsinnig viel Spaß. Dass man der bairischen Sprache mächtig sein sollte, um die Buam und ihre Lyrics zu verstehen, liegt dabei auf der Hand, aber wie sagte schon Hans Söllner einst so schön: "Im Grunde unseres Herzens samma doch olle Bayern."
Damit hat er zwar Recht, aber Bayern ist halt nicht nur landschaftlich schön, sondern auch konservativ verpestet, was dicht & ergreifend immer wieder gerne aufgreifen und dem geneigten Hörer um die Ohren hauen. Guad so!
"Sie song "Dahoam schdeam d'Leid" und des stimmt sogoa
in Damaskus zreißts an Kinderchor
Hoppala, Blindgänger, kimmd moi vor
zwoa Finga miassn glanga, um des Peacezeichen zum zoang.
Ihr habts nixe g'wusst? De Splitterbombm war von Thyssen Krupp
immer dieser Rüstungsdruck
etz kemmans olle eina in am Flüchtlingszug.
Auf oamoi muas a Führer her
olle jammand ummananda, woin a Bürgerwehr.
Vor dem Syrer Gschwerl hams Angst, wean panisch
dengan, irgendwann wead Garmisch islamisch
wia da Cassius Clay.
Schutz gega Soizneger? Pfefferspray!
Hey, jeder Treffer zeyd
Eia Tresenlogik drammbed auf da Schdey.
Okay, wer auf Menschen zielt, is a Lokalpatriot und grenzdebil
Ihr vahungerts no an geistiger Magersucht
wega Deppen wia eich bin i auf Fahnenflucht."
aus "Ned Dahoam"
Abgerundet wird Ghetto Mi Nix O durch Fensdabuzza, einem zehnminütigen Epos über die Ungerechtigkeiten im Leben und die Rache des kleinen Mannes, illustre Gastauftritte von Rappern aus Bayern und dem benachbarten Ausland (Surprise, surprise!), sowie wieder mal geniale Interludes. Freut Euch auf "Nousenrämmi" und "Ssssäianäigl"...
Insofern: natürlich unbedingte Kaufempfehlung (VÖ: 02.03.)!
Auf Tour sind die Herren Urkwell und Dutti auch und zwar hier:
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