Foto: Alex Schneider |
Die Tiefe und Macht von Träumen wird uns nur zu selten bewusst. Dass wir sie zudem beeinflussen können, kommt erst danach. Wie gern erzählt man nach dem Aufwachen einer lieben, vertrauten Person, was eben noch nah und allgegenwärtig war. Klar, oft ist auch Schlimmes und Grausames dabei, damit müssen wir uns abfinden und soll hier keine Rolle spielen.
Der Tagtraum ist im Zuge dessen ein Zustand, den wir zulassen müssen. Es ist kein Abschweifen, kein leerer Blick, er kann ja ganz gezielt genossen werden. Und spätestens ab diesem Freitag kann man sich davon überzeugen lassen, dass es auch möglich ist, diesen herrlichen Zustand lenken zu lassen. Denn diesen Freitag erscheint über Erased Tapes das neue Album von Nils Frahm mit dem schönen Titel All Melody.
Selten war eine Spielzeit von gut einer Stunde und fünfzehn Minuten so sehr gerechtfertigt wie auf diesem warmen, breiten, schönen Album, dass uns ganz von allein, ganz selbstverständlich aus dem Hier und Jetzt reißt - dabei muss man gar nicht esoterisch sein oder Yoga betreiben.
Nils Frahm schafft es, eine neugierig machende Ruhe in Klang umzumünzen. Dieser Klang wiederum ist ein Öffner für eine (Traum-)Reise, auf die der Hörer sich einlassen muss. Hat er dies getan - schwer ist es nicht - ist er im Nu ganz weit weg, auf einem anderen Planeten. Er ist friedlich aber nicht ungefährlich. Er ist ruhig aber auch aufbrausend. Er ist vertraut und doch überraschend. Und er ist ab und an ein Fingerzeig in eine wie auch immer geartete Zukunft. Denn Nils Frahm macht außergewöhnliche Musik. Schnell muss man Lambert, Hauschka, Grandbrothers und Olafur Arnalds nennen; mit letzterem hat er immerhin auch schon zusammengearbeitet. Würde man sein Genre nun elektronische Klassik nennen würde das dem Zauber, den die Musik ausstrahlt, nicht gerecht. Klar, er arbeitet sowohl mit Elementen aus der klassischen wie auch aus der elektronischen Musik. Doch das in einer Perfektion, dass die Grenzen verschwimmen. Oft tauchen auf All Melody Sängerinnen auf, die Sphärisches singen; keine Worte und keinen Text. Dies passt genauso gut auf Lieder wie Kaleidoscope wie auch in Sunson.
Natürlich braucht ein Musiker wie Frahm für diese Art von Melodie und Klang einen besonderen Ort, an dem er sie schaffen, aufbauen, einstürzen und wiederbeleben kann. Seit einiger Zeit betreibt er ein Studio im Berliner Funkhaus direkt an der Spree, das er nach seinen Wünschen und Vorstellungen umgebaut und erweitert hat. Unter anderem mit einer Orgel, einem Mellotron und einem riesigen Mischpult. Unter anderem die Spielweise, also das direkte Anschlagen der Tasten wie bei einem Celesta ist auf den Aufnahmen zu hören; als ob man direkt im Studio wäre. Diese Freiheit, die der Künstler nun genießt, ist zu hören. In allen Instrumenten.
Dass er sich dafür Hilfe organisiert hat, ist klar. Die Wenigsten können all dies, wohl möglich noch gleichzeitig. Insbesondere der Chor von und um Kieran Brunt verdient Lob für die fein-abgestimmte Leistung.
Live wird so etwas natürlich extraordinaire! Zudem ist er dann allein.
Hier zu sehen für all die Glücklichen, die ein Ticket haben:
24.01.18 Funkhaus – Berlin (ausverkauft)
25.01.18 Funkhaus – Berlin (ausverkauft)
27.01.18 Philharmonie – Köln (ausverkauft)
21.04.18 Elbphilharmonie – Hamburg (ausverkauft)
22.04.18 Gewandhaus zu Leipzig (ausverkauft)
24.04.18 Alte Oper – Frankfurt
25.04.18 Muffathalle – München (ausverkauft)
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