Mine & Fatoni. Foto: Simon Hegenberg |
Mine: bürgerlich Jasmin Stocker, hat Musik studiert, schon mit Fatoni gearbeitet und zwei eigene tolle Alben veröffentlicht.
Fatoni: bürgerlich Anton Schneider, hat nicht studiert, macht seit er denken kann Rap, brachte dieses Frühjahr zuletzt sein "Im Modus"-Mixtape raus.
Gemeinsam haben sie gut zwei Jahre an diesem Anwärter für das Album des Jahres gearbeitet (Nein, es ist wirklich nicht übertrieben). Bemerkenswert dabei ist, dass sie das oft an zwei unterschiedlichen Orten getan haben.
Direkt am Anfang kann unumwunden behauptet werden, dass sie dabei die Unterstützung von Tristan Brusch (Mehr) oder Danger Dan (Aua) gar nicht hätten gebraucht, denn die Platte spricht in jedem Takt musikalisch und textlich für sich!
Anders als bei anderen Duo-Produktionen (beispielsweise Minor Alps) singen Fatoni und Mine selten zusammen. Sie ist für die Gesangparts und viele Refrains zuständig und er geht seiner unbändigen Fähigkeit nach, auch mal hölzerne Reimketten gekonnt unterzubringen.
Mit Romcom startet dieses Werk vielleicht mit dem besten Track, dem "Klischeebeziehungsstreit", der ewigen was-gucken-wir-heute-abend-Lethargie plus die allergrößte Frage: Wollen wir gemeinsam Kinder groß ziehen?! Und das alles nur in viereinhalb Minuten: Hut ab! Andersweitig (Mehr) geht es auch um nicht erwiderte oder einseitige Liebe, was den einen irritieren kann und den anderen zu großem Schmerz führt. Der Titeltrack und gleichzeitig die erste Single lässt eine alte Liebe revu passieren mit den schönen und unschönen Momenten, die gut- und wehtun können, wenn man sich daran erinnert. Entsprechend schwer melancholisch mit großem Streicherarrangement ist der Song ausgestattet. Diese klanglichen Finessen gehen auf Mines Konto (Studium, Erfahrung etc.), und dafür gehört ihr ein Denkmal gebaut.
Auf so einem Konzeptalbum gehört natürlich auch ein Liebeslied, die rosarote Brille erscheint hier als Schminke. Zum Ende hin wird es immer stärker (ja, ich schwärme, ist klar, geht aber auch gar nicht anders). Fundament ist m.E. das musikalische Highlight mit der herrlich eingängigen Keyboard-Line; dazu textlich das krachende Ende einer gemeinsamen Zeit mit der Zeile: "Schlampe darf dich wirklich nur einer nennen, du miese Schlampe." Ja, es darf auch mal derbe zugehen. Aber: Erstklassiges Hitpotential. Traummann schlägt die Brücke zum obrigen Zitat, Mine entfaltet hier ihr enormes Talent für Melodien und Soundfinesse. Schließlich singt sie auf Mon Coeur auch noch französisch im Refrain: extraordinnaire!
Alle Liebe nachträglich ist ein außergewöhnlich kluges Album, das textlich sorgfältig, musikalisch mannigfaltig und insgesamt halt kaum zu schlagen ist.
Wir sind ja lange schon große Fans von Fatoni (und das hier ist weitestgehend erstklassige Popmusik), jetzt sind wir es auf jeden Fall auch von Mine und wenn die beiden auf Tour gehen, wird ein Spektakel entfacht. Das ist hier zu bestaunen:
05.12. - Musikzentrum Hannover, Hannover
06.12. - Uebel und Gefährlich, Hamburg
07.12. - Luxor, Köln
08.12. - Kulturzentrum Lagerhaus, Bremen
09.12. - FZW, Dortmund
10.12. - Schlachthof, Wiesbaden
12.12. - Skaters Palace, Münster
13.12. - Columbia Theater, Berlin
14.12. - Kulturzentrum E-Werk, Erlangen
15.12. - Conne Island, Leipzig
16.12. - Ampere, München
17.12. - Im Wizemann, Stuttgart
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.