Donnerstag, 21. September 2017

Louka - "Lametta"

Foto: Sophie Kirsche
(ms) Wie macht man eigentlich Karriere im Musikbusiness? Wie schafft man es nach oben, auf die großen Bühnen, oben rein in die Verkaufszahlen, ins Gespräch bei der Arbeit oder beim Feierabendbier? Wie wird man relevant, vielleicht sogar selbst zum Einflussfaktor?
Da wir natürlich alle nur Fans und keine professionellen Musiker sind, müssen wir diese Frage weitergeben. Eine passende Antwortgeberin dieser Tage könnte Louka sein. Die junge Wahlberlinerin bringt am Freitag ihr Debutalbum "Lametta" raus, geht auf große Tour. Über sie haben wir schon berichtet, als sie im Frühjahr ihre EP Flimmern veröffentlichte.
Drei der "alten" Songs haben es auf den Langspieler geschafft, zehn weitere Lieder gesellen sich hinzu und ergeben ein wunderbar harmonisches Gesamtbild. Trotz der ziemlich poppigen Produktion ist es für den nächsten Karriereschritt auch von Vorteil auf gewissen Festivals oder Veranstaltungen zu spielen. Dazu gehört unter anderem das Hanse-Song in Stade; Louka war diesen April dabei! Zudem ist es nie verkehrt eine Plattenfirma wie Four Music im Rücken zu haben, die an der ein oder anderen Schraube drehen können. Zum Beispiel das Spielen und Hören im Radio!
Worum geht es nun in den Texten von Lametta? Sicher nicht um die besten Hommagen an Loriot oder der kongenialen Erfindung von Dittsche - die Lametta-Hose - die im Winter warm ist und in den Sommermonaten erfrischend wirkt.
Es geht gefühlvoll zu, aber nie kitschig. Es geht um innere Stärke, aber es wird nicht therapeutisch. Es geht auch um Liebe und Emotion, aber nicht im Telenovelastil. Gesammelt hat Louka die Basis ihrer Texte in vielen Kladden, von denen sie immer eine mit sich herumträgt und mit wachen Sinnen durch den Tag schreitet, Geschichten, Begegnungen und Gedanken aufschreibt. Aus dieser angewachsenen Bibliothek schöpft sie, um ihre Songs zu formen und verfeinern wie ein guter Koch, pardon, eine gute Köchin.
Neben Lob, welches gleich kommt, gibt es für den Titel Berlin Berlin schon mal eine Watschn. Es gibt wahrscheinlich keine Stadt, die seit ein paar Jahren mehr nervt als Berlin, auch wenn es als Musikerin nicht blöd ist, dahin zu ziehen.



Wenn ich mit dir bin überzeugt schon mit dem energievollen Beginn für dieses Liebeslied: "Wenn wir uns sehen, geht ein Leuchten auf". Der Song strotzt vor Entschiedenheit, aber auch die Zerbrechlichkeit hinter der rosaroten Brille ist zu erahnen. Bei Outro gibt es einen schönen Soundeffekt zum Ende hin, denn dort ist ein Knacken oder Knistern zu hören, das an das Abheben der Nadel beim Vinylhören erinnert oder das Erreichen der A- oder B-Seite: sehr filigran! Der Refrain von Vorübergehen hat enormes Ohrwurmpotential. Der muss fürs sichere Beherrschen jedoch öfter gehört werden, denn Louka entfaltet hier ihren eigenen Gesangsstil, der von abrupten und unerwarteten Pausen, viel Kraft und Geschmeidigkeit geprägt ist. Regen erinnert an Enno Bungers Hit, denn auch hier ist mit dem nassen Niederschlag von oben eine nachdenklich-melancholische Grundstimmung verbunden: Dennoch oder gerade deswegen sehr schön. Utopia, das vorletzte Lied auf diesem sehr runden und gut abgemischten Album, ist kurz vor Schluss ein toller Höhepunkt. Zerbrechlich wie eine Wunschvorstellung für die Zukunft beginnt auch dieses Lied, bis es im Verlauf ein enorme Vielfalt an Energie, Kraft und Mitreißertum entwickelt.
Lametta ist ein Album, das wie geschaffen ist für diese Jahreszeit!

Louka tourt mit Band bald durch diese Städte und Clubs.
Geht da hin, man darf Großes erwarten:

20.09.17 Leipzig - Täubchenthal
21.09.17 Göttingen - Nörgelbuff
22.09.17 Mainz - Schon Schön
23.09.17 Halle - Objekt 5
24.09.17 Tübingen - Sudhaus
26.09.17 Hannover - Faust / Warenannahme
27.09.17 Saarbrücken - Theater im Viertel
28.09.17 Mannheim - Kino Odeon
29.09.17 Essen - Grend
01.10.17 Köln - Wohngemeinschaft
02.10.17 Düsseldorf - FFT Theater
03.10.2017 Hamburg - Nochtwache
04.10.2017 Berlin - Privatclub
05.10.2017 Erfurt - Museumskeller







PS: Liebe Louka, sorry für den Berlin-Kommentar. Und: Viele sind auf dem Weg nach ganz oben gescheitert.

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