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Mittwoch, 16. August, Kettcar und Thees Uhlmann in Düsseldorf
Uhlmann und Kettcar spielen zwei kleinere Konzerte vor der Riesensause in Hamburg. Das erste in Düsseldorf, das zweite in Karlruhe. Als Wiebusch und Co. auf der Bühne standen, meinten sie, dass das ihr erstes Konzert nach fünf Jahren gewesen sei. Das stimmt so nicht. Sie spielten zwischendurch in Hamburg zum Knust-Jubiläum und im Bremen zum Tower-Jubiläum. Eine Geburtstagsband? Zumindest habe ich die letzten Auftritte alle gesehen (inkl. Reeperbahn-Festival, Fan halt...).
Schon mehrere hundert Meter vor dem zakk in Düsseldorf wurde ich gefragt, ob ich noch ein Ticket übrig hätte; klar, daran ist man gewohnt, aber nicht in dem Ausmaß wie an diesem Abend. Der Einlass war beschränkt, die Zugangsvoraussetzungen begehrt und der gemütliche Club schnell ausverkauft. Und natürlich war es ein Gänsehautabend. Allerspätestens bei den neuen Liedern nahmen sie mir den Atem, standen mir Tränen im Gesicht (endlich befindlichkeitsfixiert!). Da darf man bei Ich danke der Academy auch den Text vergessen. Uhlmann war auch stark, keinen Zweifel, leider musste ich früher raus, die Zugverbindungen sind unter der Woche abends doch recht bescheiden.
Freitag, 18. August, 15 Jahre Grand Hotel van Cleef, Hamburg
An diesem Wochenende soll St. Pauli verlieren, der HSV gewinnen. Freitagabend soll es ohne Unterlass regnen und Zehntausend erleben am Großmarkt einen furiosen Konzertabend zwischen Fischbrötchen- und Jägermeisterstand. Fünfzehn Jahre alt ist das Grand Hotel van Cleef geworden, gratuliert sich selbst und wird frenetisch gefeiert. Nur wer da war, weiß was ich meine. Fortuna Ehrenfeld - dieser geile Typ mit Band - eröffnet den Abend mit Songs aus dem am selben Tag erschienen neuen Album Hey Sexy. In Schlafanzug und Plüschschuhen singt es sich eben doppelt so gut. Eine irre Liveband, eine fantastische Stimme. Danach Gisbert zu Knyphausen, der eine schwierige Rolle zugeteilt bekommt, denn der Platz füllt sich, die Leute haben Bock und er spielt mit Gitarre und Vibraphon. Was furchtbar schön klingt, ist leider zu leise für den Zeitpunkt, es hätte etwas mir mehr Wumms gebraucht. Sehr schade.
Dann die ersten Gäste: Der Seemannchor Hannover. Shantys und St.-Pauli-Fangesänge: Herrlich! Die Stimmung kocht und wird mit Kettcar belohnt. Doch nicht irgendwie. Es fängt an zu regnen und soll lange nicht aufhören. Es gibt Deiche, Landungsbrücken und Streicher auf der Bühne. Die Herren haben sich was überlegt und es funktioniert ganz wunderbar.
Trotz, dass ich Thees Uhlmann live nicht so sehr mag - mir gefällt die down-to-earth-Attitüde in Zusammenspiel mit einer eigenwilligen Selbstverliebtheit nicht - muss man neidlos anerkennen, dass er am Freitag vielleicht sein bestes Konzert gegeben hat. Das liegt 1. an seinen Entertainer-Qualitäten, 2. am irren Feature des Seemannchores und 3. mehr Tomte-Liedern als Schreit den Namen meiner Mutter. Hier wurden viele Sehnsüchte befriedigt. Daher: Vielen Dank!
Es war ein herzzerreißend denkwürdiger Abend mit großen Tönen, starken Gefühlen und sehr viel Regen. Hamburg halt.
Sonntag, 20. August, Gisbert zu Knyphausen, Bielefeld
Das Wochenende hatte noch eine große Perle zu bieten. Und wer kommt schon darauf, dass sie in Bielefeld, dieser witzgeschundenen Stadt, liegt. Mit einem fantastischen Blick über die Stadt, finden diesem Sommer (haha) auf der Sparrenburg drei Sonnenaufgangskonzerte statt. Den Abschluss machte Gisbert zu Knyphausen, der ja - s.o. - Freitag nicht so richtig zur Geltung kam. Sonnenaufgang war auf 6:17 Uhr terminiert, losgehen sollte es um sechs, eine halbe Stunde früher Einlass, der Wecker zeigte eine vier ganz vorn. Was man nicht alles tut.
Aufgrund des immensen Andrangs verzögerte sich der Beginn, nicht schlimm. Dick eingepackt, mit warmen Getränken und Frühstück versorgt, haben es sich die Menschen gemütlich gemacht. Es war kalt aber schön. Mit Karl Ivar Refseth (u.a. Live-Mitglied von The Notwist) spielte Knyphausen auf einer Minibühne, die aufwachende Stadt im Rücken, die Burg im Blickfeld. Was für eine schöne Idee der Veranstalter, dies genau so zu organisieren. Dass Gisbert auch noch nicht ganz wach war, zeigte sich bei ein paar Verspielern und Textunsicherheiten: Wie wunderbar menschlich, sympathisch und nachvollziehbar. Hier kamen das feine Gitarren- und das virtuose Vibraphonspiel so richtig zur Geltung. Die leisen Töne berührten die ausharrenden, aufmerksamen Gäste, die lauteren sorgten für viel berechtigten Applaus. Die neuen Lieder machen immens Vorfreude auf das neue Album, alte von Nils Koppruch ließen innehalten.
Selten ist man schöner und beschwingter in einen Sonntag gestartet. Und noch nie war ich um halb neun morgens zurück von einem tollen Konzert!
P.S.: Warum denn keine Fotos? Einfach: Das Handy hat das Festival am Wochenende davor nicht überlebt.
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