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Wenn Ihr Euch jetzt fragt, wer Glen Hansard und Markéta Irglová denn eigentlich sind, dann ist das nur zu verständlich, da die beiden in den deutschen Charts weder zusammen noch als Solokünstler jemals über Platz 47 der Charts hinausgekommen sind, praktisch kein Radio-Airplay bekommen und von ihrer Persönlichkeit her auch nicht so gestrickt sind, dass sie in den Klatschmagazinen der Boulevardpresse auftauchen. Der Ire Hansard und die Tschechin Irglová sind einfach nur stinknormale und bodenständige Menschen, die ihre Liebe zur Musik zum Beruf gemacht haben und damit einen Oscar gewonnen haben. Oscar? Ja genau, diese komische, kleine Goldstatue, die in Hollywood verliehen wird! Man schrieb das Jahr 2008, als "Falling Slowly" vom Soundtrack zum wundervollen Film "Once", in dem die beiden auch die Hauptrollen spielten, ausgezeichnet wurde und die beiden Musiker über Nacht auf die Musiklandkarte brachte.
Wobei das eigentlich gar nicht stimmt, denn zumindest der mittlerweile 45-jährige Hansard war
damals schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr, war er doch bereits seit 1990 mit seiner Band The Frames aktiv und hauptsächlich in seiner irischen Heimat und in England erfolgreich. Dadurch gelangte er auch zur Schauspielerei und übernahm eine Nebenrolle im bekannten Film "The Commitments", was wiederum die Verkaufszahlen des Frames-Debütalbums "Another Love Song" ankurbelte.
Die Qualitäten der Frames sprachen sich schließlich bis nach Tschechien herum, wo ein Fan schließlich ein Konzert organisierte, die Band bei sich zuhause einquartierte und damit den Grundstein für eine großartige musikalische Liebesgeschichte legte. Dieser Fan war nämlich niemand anderes als der Vater von Markéta Irglová... Glen und Markéta musizierten erstmals zusammen, der 18 Jahre ältere erfahrene Musiker erkannte das Potenzial seiner jungen Kollegin und schon bald wurde aus den beiden die Band The Swell Season, die 2006 ihr Debütalbum veröffentlichte.
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Sowohl Irglová, als auch Hansard haben mittlerweile jeweils zwei Soloalben auf den Markt gebracht, die von den Kritikern zwar gefeiert wurden, sich aber zumindest in Deutschland nicht so prickelnd verkauft haben, obwohl sie alle herausragend gut sind. Schade eigentlich, aber umso schöner und wichtiger ist es, dass die Künstler damit dennoch auf Tour gehen, um ihr Werk live zu präsentieren.
Den Anfang machte am Donnerstag Abend in der Werkstattbühne zu Bregenz Markéta Irglová in ihrem erst dritten Auftritt innerhalb des letzten Jahres. Von Nervosität aber keine Spur, ganz im Gegenteil: sie begleitete sich selbst mit dem Flügel und nahm das sehr aufmerksame Publikum vom ersten Ton an für sich ein. Natürlich war sie aufgrund der gemeinsamen Historie kein Support wie jeder andere, aber dennoch war es erstaunlich, wie es der Tschechin gelang, auf der einen Seite bescheiden und zurückhaltend aufzutreten, auf der anderen Seite aber durch ihre Stimme, ihre Texte und ihre Ansagen zu überzeugen. Mit "The Hill" wurde auch der erste Once-Hit dargeboten, der extrem frenetisch gefeiert wurde. Nach knapp 45 Minuten war der erste Teil des Abends leider viel zu schnell wieder zu Ende, doch dann ging es erst so richtig los.
Glen Hansard betrat die Bühne und mit ihm ein halbes Orchester: eine Pianistin, eine Cellistin, zwei
Violinistinnen, ein Bassist/Kontrabassist, ein Gitarrist, ein Percussionist, ein Trompeter, ein Posaunist und ein Saxophonist - und zumindest zeitweise wie erhofft Markéta Irglová!
Zunächst stand jedoch das Solowerk des Iren auf dem Programm, das vom Publikum sehr wohlwollend und dankbar aufgenommen wurde; der Applaus drückte weit mehr als ein sehnsüchtiges Warten auf die großen Hits aus, nein, bereits zu Beginn verfiel die Werkstattbühne dem sympathischen Künstler, der sichtlich Spaß auf der Bühne hatte und es genoß, mal wieder in einer für ihn neuen Stadt zu spielen. Musikalische Höhepunkte wechselten sich mit äußerst amüsanten Anekdoten ab, es wurde auf und abseits der Bühne viel gelacht und auch die Improvisationskünste der Mitmusiker waren wirklich beeindruckend, wenn der Meister mal wieder eine Extrastrophe hinzufügte. Ganz große Klasse!
Relativ früh kam dann der Moment, auf den alle gewartet hatten: "Falling Slowly", der Oscar-Gewinner wurde intoniert und es war magisch! Mir fehlen ein wenig die Worte, um das zu beschreiben, was während dieser fünf Minuten in der Halle geschah, aber von da an war alles anders. Wo vorher große Zuneigung gewesen war, strömte plötzlich Liebe aus dem Publikum auf die Bühne und wurde in gleicher Intensität zurückgegeben. Es war, als hätten sich Hansard, Irglová, Band und Bregenz gesucht und gefunden.
Alte und neue Songs wurden gleichermaßen gefeiert, man hoffte, es würde nie enden und Glen Hansard schien dem entsprechen zu wollen. Nach zwei Stunden ging das Licht dann aber doch aus - und eine halbe Minute später wieder an, als Hansard und zwei seiner Bandkollegen plötzlich mitten im Publikum standen, um die ersten Zugaben anzustimmen. Eine wunderschöne Geste, in deren Genuss man zwar auch bei anderen Künstlern (z. B. bei William Fitzsimmons und Friska Viljor) gelegentlich kommt, aber so authentisch habe ich persönlich es noch nie erlebt. Nach zwei Songs kehrten die Musiker auf die Bühne zurück, wurden vom Rest der Band empfangen und weiter gings. Am Ende stand Hansard über zweieinhalb Stunden auf der Bühne, Irglova gab noch einen Song zum Besten und selbst seine Band durfte mitsingen - das Mikrofon war längst ausgeschaltet, aber das wurde eh nicht benötigt, da die Zuschauer in ihrer Entzückung jegliches Reden während der Lieder eingestellt hatten und an den Lippen der Musiker hingen.
Kurz vor Mitternacht fiel dann leider doch der Vorhang und ein unvergesslicher Abend nahm sein Ende. Ich bin unendlich dankbar, dass ich dabei sein und dieses Konzert miterleben durfte. Ich hatte viel erwartet, aber das war noch so viel besser und gehört sicher zu den fünf tollsten Konzerterlebnissen meines Lebens.
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