(sf) Feldkirch, Vorarlberg, Österreich - ein schönes Fleckchen Erde und Heimat des wundervollen poolbar-Festivals. Platziert an der geografischen Schnittstelle zwischen Österreich,
Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz wird das Alte Hallenbad jeden Sommer zu einem grenzüberschreitenden Hotspot, wenn das
poolbar-Festival für fast sieben Wochen seine Türen für
20.000 Gäste, kulturelle Auseinandersetzungen und gleichzeitig
Party-Spaß öffnet. Dazu noch tolle Menschen, eine außergewöhnliche Location, angenehme
Preise und ein klasse Craft-Bier-Angebot neben dem offiziellen
16er-Blech - will man mehr? Seit 1994 gelingt es den Veranstaltern Jahr für Jahr, nationale und internationale Größen zu engagieren und ein fantastisches Programm zu gestalten.
2015 macht da keine Ausnahme: Wanda, Kele Okereke, Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi, Dillon, Aloe Blacc, Olympique, William Fitzsimmons und viele andere fanden den Weg ins heimelige und jedes Mal wieder sehr familiär angenehme Ambiente des Festivals, das sich über mehrere Wochen erstreckt und einen musikalischen Sommer in Bodenseenähe gewährleistet.
Einen glatten Hattrick legte die Luserlounge dieses Jahr hin, denn gleich drei Mal innerhalb einer Woche nutze ich die österreichische Vignette, um das überragende Angebot des poolbar zu nutzen.
Den Auftakt machte der Auftritt von Wanda, die im Oktober ihr neues Album "Bussi" veröffentlichen werden. Support an diesem Abend war die israelische Combo Acollective, die mit ihrer experimentellen Musik voll und ganz überzeugen konnte, auch wenn nicht jeder Song meinen Nerv traf. Musikalisch wars aber einwandfrei und eine Überraschung ging direkt in die nächste über.
Was soll man zu Wanda noch groß schreiben? Es war wieder großartig, die ohnehin schon mörderheiße Halle wurde noch heißer und Amore tropfte aus allen Poren. Man darf jedoch gespannt sein, wie lange der Hype noch anhält, denn die neuen Songs fallen aus meiner Sicht qualitativ schon ein wenig von den "Klassikern" ab. Live haben es die Jungs aber brutal drauf und man hat das Gefühl, ihnen würde nie die Energie ausgehen.
Den groben Kontrast dazu bildete William Fitzsimmons, der eine knappe Woche später das poolbar
mit seinen akustischen, meist melancholischen Songs beehrte. Schon im vergangenen Jahr sollte der sympathische Amerikaner in Feldkirch auftreten, musste jedoch aufgrund eines Todesfalls in der Familie leider absagen. Umso gespannter war das Publikum diesmal und wurde nicht enttäuscht: amüsante Anekdoten, gefühlvolle Texte, wunderschöne Arrangements und ein sehr respektvolles Publikum rundeten einen durchwegs gelungenen Abend ab, auch wenn ich den Support-Act Prinz Grizzley eher peinlich fand. Wieso ein österreichischer Country-Sänger in Österreich seine Lieder auf Englisch ankündigen muss, bleibt wohl sein Geheimnis. Ja mei, jedem das Seine, oder?Fitzsimmons hingegen gab sich sehr publikumsnah und spielte seine Zugaben mitten unter den Gästen, was natürlich sehr gut ankam und zu Begeisterungsstürmen führte, die dem zurückhaltenden Künstler fast schon unangenehm waren.
Kommen wir zum Höhepunkt: Olympique! Okay, wir berichten nicht zum ersten Mal über die Salzburger, aber die sind halt einfach jedes Mal wieder so geil, dass ich gar nicht anders kann, als sie in den höchsten Tönen zu loben.
Als Vorband agierte diesmal Mynth, bestehend aus dem Zwillingspaar Giovanna und Mario Fartacek. Schleppende Beats, atmosphärische Synthesizerklänge und darüber eine
weiche, zarte Stimme, so in etwa kann man sich die musikalische Reise
mit Mynth vorstellen. Ist jetzt nicht unbedingt meine Musikrichtung, war aber dennoch unterhaltsam und ließ sich sehr gut aushalten. Zudem kamen beide sehr sympathisch rüber, was für einen zusätzlichen Pluspunkt sorgte.
Mario fuhr an diesem Abend übrigens eine Doppelschicht, denn er ist auch Mitglied des mittlerweile zum Quartett aufgestockten Newcomers Olympique. Diesmal kam wieder die geniale Videoanimation im Hintergrund zum Einsatz, die mich schon in Lustenau begeistert hatte und die die sphärische Atmosphäre weiter verstärkt. Gleich fünf Songs, die nicht auf dem Über-Album "Crystal Palace" zu finden sind, wurden zum Besten gegeben und jeder einzelne davon nährt die Hoffnung, dass der zweite Longplayer wieder genial wird.
"Ivory", "The Reason I Came", "No Estate To Remind" und mein Favorit "Lullaby" wurden von den im ehemaligen Schwimmbecken untergebrachten Zuschauern gefeiert, Highlight war diesmal jedoch unangefochten "Let Us Fade Away", das Fabian diesmal mit Mynth-Sängerin Giovanna als Duett zelebrierte. Wahnsinn!
Einziger Kritikpunkt bleibt somit, dass das Konzert leider viel zu kurz war - mehr als eine Zugabe wäre schon schön gewesen. Die dort eingesparte Zeit nutzen die Bandmitglieder jedoch sinnvoll und mischten sich unters Partyvolk. Schön, dass die Jungs das so konsequent durchziehen und immer ein offenes Ohr für ihre Fans haben.
An dieser Stelle auch nochmal ein riesengroßes Dankeschön für das Geschenk in Form der EP aus dem Jahr 2011. Und unter uns: gut, dass Ihr "Lullaby" nochmal überarbeitet habt! :-P
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