Quelle: knusthamburg.de |
"Und erzähl mir die Stille, mach dass ich weiß, du bist immer noch da, auch wenn du schweigst."
(ms) Nils Koppruch ist vor etwa zwei Jahren unerwartet gestorben. Hinterlassen hat er Frau und Kind. Und ein unfassbar großes Lebenswerk. Das besteht aus seinem künstlerischen Schaffen unter dem Namen SAM, sechs Alben mit Fink, zwei Soloalben und der Kid Kopphausen-Platte mit Gisbert zu Knyphausen. So richtig erfolgreich ist er leider nie geworden. Die richtige Aufmerksamkeit kam erst mit "I" von Kid Kopphausen. Doch das war nie so richtig schlimm. Er hat immer weitergemacht, viel mehr darauf bedacht einen guten Song zu schreiben, ein gutes Album zu schaffen. Dinge, die bleiben und von Qualität sind. Immer mit der Gitarre in der Hand, einer Zigarette und einem Bier daneben. Nils Koppruch fehlt der deutschen Musiklandschaft. Durch die einfachen und genialen Texte hat er seine Hörer und Fans begeistert, immer eine Prise lakonischer Humor bei Situationen, die gut nachvolllziehbar, absurd oder ganz nah bei einem selbst sind, wenn man die Platte auflegt und sich seine Geschichten zwischen drei bis vier Minuten zu Gemüte führte.
"Als einer einmal nicht kam, den keiner erwartet hat."
Nachdem im August die Doppel-CD "ATribut to Nils Koppruch" mit vielen tollen Gästen, Freunden, Weggefährten und ehemaligen Mitmusikern wie Rex Märtens , Lars Paetzelt, Bünger, Kevin Hamann, Kettcar, Gisbert zu Knyphausen, Knarf Rellöm, Ecki Heins, Wiglaf Droste, Peter Lohmeyer und vielen anderen erschienen ist, fanden am Dienstag und Mittwoch zum einen im Uebel und Gefährlich und im Knust zwei Abende statt, die zum Großteil eben jene Wegbegleiter organisiert, gestaltet und durchgezogen haben. Auf, neben und hinter der Bühne.
"Und ich werd wohl nicht dabei sein an meinem allerletzten Tag."
Und die größte Frage lautet wohl nun: Was soll man erwarten? Trauern? Schweigen? Wie ist die Stimmung? Wird gefeiert? Darf man hemmungslos Bier trinken? Wird andächtig oder frenetisch applaudiert?
Die Antwort war an beiden Tagen schnell gefunden. Denn Franz Dobler und Sven Amtsberg, die als Moderatoren durch beide Abende geführt haben, machten schnell klar, dass die Zeit der Trauer vorbei ist. Jetzt wird gefeiert, dass Nils es hört und sich freut. Denn genauso hätte er es wohl gewollt. Zwei Abende mit je sechs Bands, ein volles Programm, jeder spielte etwa 20 bis 25 Minuten. Und Sven Amtsberg hat schnell klar gemacht, woher der Hase in Zukunft laufen wird. Erst wird weitergefeiert, dann wird der zweite Weihnachtsfeiertag abgeschafft und der 2. und 3. September werden als Nils Koppruch-Tage ausgerufen, an beiden Tagen wird in Scharen zum Uebel und Gefährlich beziehungsweise Knust gepilgert, egal wer da spielt, egal ob da überhaupt irgendetwas los ist.
Die beteiligten Akteure am zweiten Abend im Knust |
"Ich kannst du mich finden, wenn du mich suchst. Wenn du nicht siehst, dass ich längst neben dir sitz."
Selbstverständlich waren beide Abende restlos ausverkauft. Auch wenn Nils Koppruch nie so erfolgreich war, sein Freundes- und Musikerkreis sowie die Anhägerschaft von ihm waren groß, treu und natürlich bereit an zwei Tagen unter der Woche vorbeizuschauen und mitzufeiern.
Jetzt jedes Konzert in seiner Kürze zu besprechen, wäre zu viel des Guten. Daher ein Blick auf die prägenden, besonderen Momente an beiden Abend. So einen, als plötzlich beim Tim Neuhaus Auftritt Clueso mit dabei war. Als Die Höchste Eisenbahn als Überraschungsgast gespielt haben. Die vielen Coversongs, die live vorgetragen worden sind: Gänsehaut! Kein Cover kommt an ein Original dran, aber das war hier auch gar nicht der Sinn, sondern der steckte hier in einer tiefen musikalischen Verneigung. Auch Gänsehaut: Gisbert zu Knyphausen mit der Kid Kopphausen Band am ersten Abend, die die gemeinsamen Songs gespielt haben. Besonders berührend war am zweiten Abend die sehr persönliche Geschichte vom Torpus & the Art Direcots Sänger Sönke. Eine Geschichte über Leben, Tod, Magie und Musik. Auch der No-Star-Band Auftritt von Rex Märtens und Nicolai von Schweder-Schreiner mit ihrer Fraktus-ähnlichen Coverversion von "Fliegen" bleibt im Gedächtnis. Nicht zuletzt der leise, detrailreiche, wundervolle Gisbert zu Knyphausen Solo-Gig am Mittwoch.
Nein, zum Weinen war einem nicht zumute.
Zum trauern im wirklichen melancholischen Sinne auch nicht.
Ja, es war mal andächtig und berührend.
Doch jetzt muss man schnell weiter. Denn Nils Koppruch und sein beeindruckendes Werk wird jetzt weitergefeiert, Minuten, Stunden, Tage, Jahre, bis immer! Sodass er es vielleicht hört, mit einem leichten Grisen auf dem Gesicht, der Fuß wippt im Takt und gleich kommt der Griff zur Gitarre um mit einzustimmen!
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