Freitag, 12. September 2014

Neonschwarz – „Fliegende Fische“ oder: So viel Liebe macht dir Angst!


(ms) Neonschwarz? Wie soll das denn aussehen? Leuchtende Dunkelheit? Eher ein Oxymoron für die Germanisten unter Euch. Eine Vision, vielleicht etwas, das in Zukunft vorstellbar ist. Und genau das ist auch die Nachricht, die uns Spion Y, Johnny Mauser, Captain Gips und Marie Curry musikalisch um die Ohren pfeffern. Auf dem Album „Fliegende Fische“, das ab nächstem Freitag via Audiolith auf dem Musikmarkt zu ergattern ist, und wir legen es Euch ans Herz! Eine Vision für die Zukunft aber keine Dystopie, wie man es nach einem schnellen Blick aufs nächste Nachrichtenportal schnell erahnen kann. Es ist ein positiver Blick, eine Utopie für den Einzelnen aber auch die ganze Gesellschaft, Grenzen und Nationalitäten spielen dabei freilich keine Rolle. Und wenn wir schon bei diesem politischen Aspekt sind: Ja, es geht um Freiheit. Kaum ein Wort ist in den letzten Jahren mehr und mehr ausgehöhlt worden. Freiheit, was soll das bitte genau bedeuten? Herr Gauck könnte sicherlich ein zweiwöchiges Seminar drüber gestalten und am Ende hat man dennoch nichts verstanden. Es geht auch schneller: und zwar in gut 45 Minuten Neonschwarz! „Hängematten-Lifestyle, ein Leben lang.“

Copyright: Till Gläser
Die Zutaten für die Message: Drei MCs, ein DJ, vier kluge Köpfe, starke Beats und auf 12 Tracks eine feine Mischung aus Party und klarer politischer Ansage. Denn HipHop war immer schon das Genre, das Klartext gesprochen hat. Das liegt zum Einen an der Geschichte des HipHop, die hier nicht näher beleuchtet werden soll, zum Anderen an der hohen Textdichte. Und so erzählen  Johnny Mauser, Marie Curry und Captain Gips was wirklich wichtig ist: Asyl für alle, Antifaschismus, ein Blick über den Tellerrand, ein bisschen mehr nachgedacht, Refugees welcome und natürlich auch eine Hymne an den eigenen DJ, der ziemlich gute Beats baut! „Mein Herz schlägt links und die Seele liegt zentral.“


Diese Supergroup, die sonst in anderen Konstellationen oder Solo unterwegs sind, pusht Audiolith HipHop-mäßig auf das nächste Level, nachdem im Juni schon Kobito bei unserem Hamburger Lieblingslabel veröffentlichte.
Die Platte geht mit „Legen ab“ steil los, am besten dabei gefällt die Trompete, die dem Song ein schickes Gewandt umlegen. „Unser Haus“ als Einladung zur Übernachtung, wenn Du nicht weißt, wo du pennen kannst. „Hinter Palmen“ ist der Partyhit der Scheibe, ein super Beat, der das Tanzbein schnell zum wippen bringt. „2014“ ist eine eiskalte Abrechnung mit der aktuellen Situation und Verbreitung von rechtem Gedankengut und ebensolchen Aktionen gegen Flüchtlingsheime und Migranten und ruft zur Gegenwehr auf. Bei „Fliegende Fische“ – so auch der Name eines Tracks – beweist Marie Curry, dass sie nicht nur grandios rappen kann, sondern eine ebenso schöne Stimme zum Singen hat. „Scheinriese“ erstrahlt im Oldschool-HipHop Aufzug, bei dem es für den einzelnen darum geht, was wirklich wichtig ist und nicht nur so scheint. „Outta Control“ will zum tanzen animieren, schafft es aber nicht, weil der Song vielleicht nicht saftig genug ist, ebenso könnte „Neonschwarzer Block“ die neue Hymne der Antifa sein, doch er stolpert zu sehr.
Das sind aber nur zwei Ausnahmen einer sehr gelungenen Platte, die zum Nachdenken und Tanzen auffordert. Manchmal, aber nicht immer gleichzeitig. „Fliegende Fische“ bringt HipHop dahin zurück, wo er hingehört, weg von dummen Prollo-Parolen hin zu knallharten Tracks voller Köpfchen und der Hoffnung auf Änderung in der Gesellschaft? Yes, they can!




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