Montag, 12. Mai 2014

Trouble Orchestra – Mit diesem Debut bleibt es für immer „Heiter“

(ms) Crossover. Das war 90er. Das war die Verbindung aus HipHop und Metal beziehungsweise Hardrock. Die Sternstunden dieser Musikexperimente sind längst Geschichte und eventuell ist das auch besser so. Dominierend wurde englisch gesungen, denn auf Deutsch hat das Ganze nie wirklich gut funktioniert und war dementsprechend nicht so erfolgreich.

Quelle: audiolith.net
Was haben sich die sechs Hamburger von Trouble Orchestra denn wohl gedacht als sie im Studio an ihrem Debut bastelten, „Crossover ist tot, lange leben Crossover“?! Das ist eher unwahrscheinlich. Denn hier wird nicht an alte Zeiten angeknüpft sondern etwas Frisches, Neues erschaffen, das kracht, laut und intelligent ist. In Zeiten, wo bei Musik praktisch alles möglich ist, wird die Verbindung aus harten Riffs, Indie und Sprechgesang als ganz selbstverständlich genommen und umgesetzt. Funktioniert das, brauchen wir das, geht das gut?!
Aber hallo! Und wie gut das funktioniert.


Insgesamt kann man andeutungsweise sagen, dass hier eine Mischung aus Madsen, Turbostaat, Escapardo und Kraftklub zu hören ist. Nur eben mit Rap. Aber hier will keiner nach Berlin. Die Hanseaten haben „Heiter“ in Leipzig produziert und schmeißen es via Audiolith am Freitag auf den Musikmarkt.
Es sind zehn Songs, die in gut einer halben Stunde abgefeuert werden. Mit Drang nach vorne, mit viel Druck, mit sauberen, harten Riffs, viel Emotion, Gesellschaftskritik von links und hörbar viel Spaß an der Abwechslung der Rap-Parts von Johnny Mauser und Phurioso und dem Gesang von Jakob, der zugleich an der Gitarre steht. Jonas, Kralle und Sjard ergänzen das Sextett mit Gitarre, Bass und Schlagwerk.
Sofort ins Ohr geht „Heiter“, denn hier ist öfter Samstag und so herrlich davon entfernt sich so zu verhalten, wie es Ü30 erfordert. „Graupausen“ beschreibt das oft trübe Bild der (Innen-)Städte, wo doch hin und wieder Farbkleckse Platz finden; da kommt einem schnell Banksy ins Gedächtnis. „Stadt am Meer“ ist eine wunderbare Ballade, die dem Mix von Band und Album bestens entspricht. „Angst“ beschreibt eben jenes Gefühl mit einer guten Verbindung aus dramatischem Text und dichtem Sound. „Menschen“ erinnert vom Riff her schnell an Street Sweeper Social Club, der Band von Tom Morello und Boots Riley, setzt sich aber mit der Demonstrationskultur und Polizeikritik auseinander.




Und fast ist „Heiter“ schon vorbei. Doch um es genau zu verstehen, sei jedem geraten, die Platte mehrere Male durchzuhören, denn sie wird immer besser, auch die hohe Textdichte ist nicht beim ersten Hören aufzusaugen.
Trouble Orchestra, letztes Jahr die erste eigene Tour, jetzt nach einer 7“ das ganze Album, das hoffentlich viel Aufmerksamkeit bekommt, denn genau das hat die Band verdient.
„Heiter“ erscheint am 16. Mai via Audiolith.
Die Band ist hier live zu sehen:

16.05. Berlin - Badehaus
17.05. Hamburg - Knust
24.05. Lüneburg - Sonar Festival
31.05. Nürnberg - Fight Back Festival
20.06. Weimar - Gerber3
21.06. Merkers - Rock am Berg Festival

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