(ms) Was kostet die Welt? 8000 Mark, meinen Supershirt. Und auf
genau diese Aussage werden sie (leider) zu oft reduziert. Denn neben diesem
Kracher aus dem Jahre 2009 (immerhin fünf Jahre ist das her), haben die drei
Berliner viel, viel mehr zu bieten. Allerhand verschrobene, kluge und
unterhaltsame Texte, die sich meistens nach dem fünften Hören und dritten
Durchlesen erst ganz erschließen aufgrund der Tiefe, die dahinter steht.
Alkopop aus Berlin. Electro-Pop von Audiolith!
Doch kein neues Album steht in den Startlöchern. Sondern
eine EP. Extended Play. Eigentlich ist dies immer ein Mittel von Bands, um die
Zeit zwischen zwei Alben mit bereits vorhandenen Songs zu füllen. Hier wird
aber alles anders gemacht. Die Intention: Musik um der Musik Willen. Einfach
Bock auf neue Sachen. Und gleichzeitig werden Grenzen gesprengt. Denn „Der
Vierte Affe“, so der EP-Titel, erscheint als gelbe 12“ mit einem dazugehörigen
Buch, das die Songtexte vertieft. Ebenso gibt es keine CD zu erwerben, aber
alles als Download. Vinyl verkauft sich ja wieder wie geschnitten Brot, wer
braucht da noch eine CD?!
Doch was zur Hölle soll der vierte Affe sein? Oder wer? Ein
possierlicher Silberrücken? Tierschutz, oder was? Nein, wieder mal weit
gefehlt. Es ist eine Einstellung, die die Band vermitteln will. Eine Utopie,
eine verheißungsvolle Sehnsuchtsvorstellung. Eine zu erreichende Möglichkeit neben „nichts
gesehen“, „nichts gehört“, „nichts gesagt“. Das ist moderne Philosophie in
knallharte Beats gepackt!
Quelle: audiolith.net |
Die Wahlberliner beleuchten dabei Orte, die jeder will aber scheinbar
unerreichbar klingen in dieser wahnsinnig schnellen Internetwelt. „Aurora Borealis“,
das Polarlicht: „Ein weißes Reh, das sich in unsere Richtung bewegt“. Der
Opener schwingt kopfnickend und sanft durch die Lüfte. Mit „Kiez und Kneipe“
geht es weiter. Und der Titel hält was er verspricht. Wo sind die schönen
Eckkneipen, wo man den Wirt und die Stammgäste kennt? Die Innenstädte werden
mit Ketten zugepflastert und das Bier schmeckt ja auch überall gleich. Hier
wird ein Zeichen dagegen gesetzt. In Zeiten der Esso-Häuser und der Schließung
des Molotow auf der Reeperbahn und den Problematiken um das Gebäude 9 in Köln ist dies die Hymne gegen die Gentrifizierung!
Freunde des Hamburger Labels werden den Smashhit „H.Y.P.E“ schon von dem
Geburtstag-Sampler kennen und verdient durch ein zweites Release doppelte
Aufmerksamkeit. Mit Bläsern, Schlagwerk und ordentlich Gitarre kann man
spätestens hier nicht mehr still sitzen bleiben. Alle sechs Songs haben es in
sich und beanspruchen durch sich eine intensive Auseinandersetzung.
Natürlich geht es bei Supershirt-Konzerten derbe ab! Sie
hinterlassen verschwitzte Clubs und ein Pfeifen im Ohr. Aber Henry, Hendrik und
Marco wollen mehr; das spürt man eindeutig. Nicht nur Party, sondern auch mal
die grauen Zellen arbeiten lassen. Mit der EP unterstreichen sie diesen Anspruch,
wollen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen. Man muss nicht jeden
Scheiß mitmachen, sondern kann sich dieses kleine Kunstwerk aus Vinyl und Buch
gerne mal leisten. Ein scheinbarer Anachronismus, aber mit Zeilen, die haften
bleiben und Rhythmen, die Bock auf das nächste Konzert machen!
„Der vierte Affe“ erscheint am 9. Mai via Audiolith.
„Der vierte Affe“ erscheint am 9. Mai via Audiolith.
Live sollte man sich das hier antun:
09.05.2014: Leipzig, Werk2
28.05.2014: Hannover, Café Glocksee
30.05.2014: Darmstadt, Schlossgrabenfest
31.05.2014: Bad Aibling, SORFestival
03.06.2014: Ilmenau, Universität
04.06.2014: Dresden, Scheune
05.06.2014: Chemnitz, Atomino
06.06.2014: Jena, Kassablanca
07.06.2014: Hamburg, Molotow
08.06.2014: Flensburg, Dockyard Festival
09.05.2014: Leipzig, Werk2
28.05.2014: Hannover, Café Glocksee
30.05.2014: Darmstadt, Schlossgrabenfest
31.05.2014: Bad Aibling, SORFestival
03.06.2014: Ilmenau, Universität
04.06.2014: Dresden, Scheune
05.06.2014: Chemnitz, Atomino
06.06.2014: Jena, Kassablanca
07.06.2014: Hamburg, Molotow
08.06.2014: Flensburg, Dockyard Festival
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