Name: von Hausswolff, Anna
Geburtstag: 6. September 1986
Geburtsort: Göteborg
Beruf: Musikerin
Instrumente: Stimme, Gitarre, Klavier, Orgel, etc.
Veröffentlichungen:
„Singing from the grave“ (2010), “Ceremony” (2013), “Källan” (2014), The
Matching Girl (als Hydras Dream, 2014)
Quelle: annavonhausswolff.com |
( ms) Anna von Hausswolff. Was für ein Name. Adel, Reichtum, Bekanntheit, Beliebtheit, im Mittelpunkt, Celebrety, Kontroversen. Aber nein! So lässt sich die junge Schwedin wohl überhaupt nicht beschreiben. Adel?! Ja, okay. Der Rest: Nein!
Anstatt nur auf ihre beiden neusten Veröffentlichungen einzugehen, lohnt es sich eher von Hausswolff im Portrait zu sehen, denn das eröffnet einen Blick in die Welt einer gewandten Musikerin, die mit ihrer Stimme, ihrem Können und ihrem Gesamteindruck zu überzeugen weiß.
Bereits 2010 hat sie ihr erstes Album auf den Markt geschmissen. Man darf sich doch zurecht fragen, warum es hier kaum Beachtung gefunden hat. Denn „Singing from the grave“ ist ein bestechendes Stück Musik mit den gerade mal neun Songs. Außerordentlich in der Dramatik, instrumentalen Vielfalt und stimmlichen Stärke. Mal ist sie ganz ruhig, doch schnell beginnt sie fast zu schreien, singt in den höchsten Höhen und nimmt den Konsumenten mit in ihre Welt, wenn dieser sich drauf einlässt.
2013 machte sie dann wieder auf sich aufmerksam. „Ceremony“ stand in den Läden
zur Abholung bereit! Von der erst favorisierten Instrumentalisierung mit Gitarren
und Klavier nahm sie Abstand und wandte sich der Orgel zu; einer eher
verstaubten Monstrosität, die vielen aus den nicht besuchten Gottesdiensten
bekannt ist. Doch was alles an diesem alten Schätzchen gezaubert werden kann
beweist am besten der amerikanische Orgel-Popstar (wenn man so will) CameronCarpenter, der mit seiner Wucht und Extravaganz schon ein teures Exemplar in
Philadelphia in Grund und Boden gespielt hat. So exzentrisch spielt Anna von
Hausswolff nicht, doch der Droneklang ist extrem gewaltig und betörend. Auf 13
Stücken weiß sie erneut ihre unglaublichen Qualitäten unter Beweis zu stellen,
ob beim eher spielerischen „Mountains Crave“, dem Opus Magnum „Deathbed“ oder
dem traurig anmutenden „Funeral for my future children“. Wer das live gesehen
hat, sucht vergebens nach Vergleichbarem, denn die 27-jährige hat etwas
Eigenes, Wunderbares geschaffen.
Und in diesem Jahr geht es arbeitsintensiv weiter mit zwei unterschiedlichen Veröffentlichungen. Zum Einen steht dort „Källan“, eine Live-Aufnahme aus der Lincoln Kathedrale 2013, reiner Orgelsound, der sich zwei Mal über zwanzig Minuten aufbaut und die sprechenden Zuhörer schnell vergessen lässt.
Zum Anderen ist nun „The Little Match Girl“ draußen. Doch hier hat sie sich mit
Mattie Bye, einem schwedischen Komponisten, der für „Faro“ und „Der Hundertjährige,
der aus dem Fenster stieg und verschwandt“ den Soundtrack geliefert hat,
zusammengetan und gemeinsam nannte man sich Hydras Dream. Innerhalb von drei
Tagen entstanden neun Lieder. Doch wieso und warum? Die Stücke und damit die
gesamte Platte stehen in einer langen Tradition der Musikgeschichte; die der
Vertonung von Märchen und Geschichten. Die beiden Skandinavier haben sich Hans
Christian Andersens „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ als Vorlage
genommen, ein allzu trauriges Mädchen, das in einer Silvesternacht aus lauter Verzweiflung
die Hölzer verbrennt, die sie verkaufen sollte, aber keinen Abnehmer gefunden
hat. Zwischen zwei Häusern verkriecht sie sich und stirbt einen bitten
Kältetod. Wenn man nun diese kleine Geschichte liest und im Hintergrund den
neuen Soundtrack dazu hört, zieht wird der Leser/Hörer in einen Bann aus Tönen,
Melancholie, Dramatik, Mitleid und Trauer versetzt. Aber keineswegs als
negativer Aspekt, sondern staunend durch das perfekte Zusammenspiel von Wort
und Ton. Nur an zwei, drei Stellen ist Gesang zu hören, doch eher sphärisch,
genauso wie Streicher, Klavier, Orgel, Percussion und und und…
Anna von Hausswolff sprengt die Grenzen von Pop und Klassik. In all ihren Werken verschmelzen beide zu einer Einheit, deren qualitativ hohe Konstanz seinesgleichen sucht.
Wer die Möglichkeit hat, sie live zu sehen: Tut es!
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